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Spionage

Spion des Jahrhunderts

Bilder - Farewell, Agent der Rache
Mitarbeiter des französischen Inlandsgeheimdiensts DST arbeiten an einem Schaubild über den KGB. ZDF/YLE/ARTE / Roche Productions

Die Doku "Farewell" wirft ein neues Licht auf das Ende des Kalten Krieges. Spionage-Zweiteiler heute auf Arte!

Wenn es um den Mann geht, der die Mauer letztendlich zum Einsturz brachte, denken die meisten wohl zuerst an Gorbi. Nicht so in Geheimdienstkreisen, wie jetzt die zweiteilige Arte-Doku "Farewell, Agent der Rache" und "Farewell, Spion des Jahrhunderts" enthüllt.

Hier spielt ein russischer Doppelagent die entscheidende Rolle bei der Beendigung des Kalten Krieges. Es war im Frühjahr 1981, als Wladimir Wetrow dem französischen Geheimdienst erstmals offenbarte, wie die UdSSR westliche Technologien ausspioniert. Ein Jahr lang lieferte der KGB-Mann unter dem Decknamen "Farewell" danach eine unglaubliche Fülle an strategischen Dokumenten sowie Namenslisten der wichtigsten Sowjetagenten.

Mehr als 250 Spione schnüffelten laut "Farewell Dossier" weltweit West-Know-how hinterher: Technik für die Industrie, Waffen für die Verteidigung. Als die Franzosen, von der Informationsflut überfordert, den Kontakt zu ihrem "Maulwurf" in Moskau abbrachen, überschlugen sich die Ereignisse. Liebe, Sex, Cognac und Mord - "Farewell" ist ein Geheimdienstkrimi à la James Bond.
Kettenreaktion

Mit einem Mix aus Archivmaterial, Zeitzeugeninterviews und filmischer Rekonstruktion erzählt Filmemacher Jean-François Delassus, wie persönliche Befindlichkeiten einen Spion zum Verräter werden ließen und wie die Entscheidungen eines Einzelnen eine Kettenreaktion auslösten, die ein ganzes System ins Wanken brachte.

"Zusammengebrochen wäre das Sowjetreich in jedem Fall, doch erst einige Jahre später", mutmaßt der französische Geheimdienstchef Marcel Chalet. Für den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan war Farewell "die Spionageaffäre des Jahrhunderts". Nachdem er von den Franzosen informiert wurde, gab er der CIA Befehl zum Gegenschlag. Fortan wurden die Ostagenten bestens beliefert, allerdings mit fehlerhafter Technik.

Hundertschaften von Spitzeln

Skurril, wie sich auf großen Industriemessen Hundertschaften von Spitzeln gegenseitig auf den Füßen gestanden haben müssen. "Es ist wie beim Autofahren, wenn man durch die Kurve rast. Ein Wahnsinnsgefühl", so Wetrow über die Zeit, in der er die russische Spionageabwehr an der Nase herumführte. Am Ende hat er die Kurve nicht gekriegt. Für Verräter wie ihn gab es in der UdSSR nur eine Strafe: Genickschuss.

H. Schulze