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Setbesuch

Am Set von "Australia"

Am Set von Australia
Australia (2008)
The Drover (Hugh Jackman) und Lady Sarah Ashley (Nicole Kidman)
Kinostart: 26.12.2008
2008 Twentieth Century Fox

Großes Land, große Gefühle, großes Kino. TV SPIELFILM-Korrespondent Scott Orlin sah beim Dreh von "Australia" mit Nicole Kidman zu

Foto: 2008 Twentieth Century Fox, Australia (2008)
The Drover (Hugh Jackman) und Lady Sarah Ashley (Nicole Kidman)
Kinostart: 26.12.2008
Man kann nicht behaupten, dass die Fox Studios in Sydney, Australien, nicht schon große Produktionen erlebt hätten. Hier entstanden Teile der neuen "Star Wars"-Episoden, "The Matrix" und "Superman Returns". Ob deren Regisseure auch ihre Komparsen über Lautsprecher zu solch ohrenbetäubendem Lärm angetrieben haben? Diese Frage trommelt einem durch den Kopf, während um uns herum auf "Soundstage 1" die Hölle losbricht.

Der Mann, der in all dem Chaos die mehr als vierhundert Soldaten daran erinnert, ihre Texte nicht zu vergessen, ist Baz Luhrmann, Regisseur ("Moulin Rouge", "Romeo und Julia") und Australier. Luhmann ist der Erste, der zugibt, dass sein Regiestil unkonventionell wirken kann. "Ich brülle manchmal wie ein Verrückter, aber ich meine damit niemand Bestimmten. Manchmal führt mein Gebrüll am Set zu einem spontanen Moment, der etwas Magisches hervorbringt." Luhrmann grinst: "Natürlich glauben manche schlicht, dass ich allmählich durchdrehe."

Bilder Australia

Die Szene, die hier nachgestellt wird, zeigt die Evakuierung der Kinder von Darwin. Zu Beginn des Krieges im Pazifik bombardierten die Japaner im Februar 1942 die nordaustralische Küstenstadt Darwin (wie Wochen zuvor Pearl Harbor), woraufhin alle weißen Minderjährigen per Schiff in Sicherheit gebracht wurden.

In den Wirren des Weltkriegs

Inmitten des Tumultes ist Nicole Kidman, in der Rolle der britischen Lady Ashley, auf der Suche nach einem achtjährigen Aboriginal-Jungen, den die australischen Behörden von Bord schicken. Kidman fällt auf die Knie, versucht verzweifelt, den Jungen zu greifen. Eine sehr emotionale Szene, die vom knarzenden Lautsprecher beendet wird. Luhrmann hat noch ein paar neue Ideen.

"Vom Winde verweht" auf Australisch

"Baz ist jemand, dem man vertrauen muss", sagt Hugh Jackman, Hauptdarsteller und Landsmann des Regisseurs. "Als ich für diesen Film unterschrieben habe, gab's noch kein Drehbuch. Ich hab Nicole gefragt, ob sie eins habe, sie meinte Nein, aber ich solle mir keine Sorgen machen." Selbst als es dann ein Drehbuch gab (insgesamt in nicht weniger als sieben Fassungen), lernte Jackman schnell, dass das nicht viel heißt: "Baz kommt noch zwischen den Einstellungen mit neuen Ideen rüber, sodass sich zwischen Take 1 und Take 2 noch einiges ändern kann. Aber für Schauspieler das perfekt, denn er hört dir auch zu."

Zwei Jahre hat Luhrmann allein zum historischen Hintergrund recherchiert, seit zehn Jahren spricht er schon darüber, einen großen historischen Film über sein Heimatland drehen zu wollen. "Australia" (Kinostart 26. Dezember) ist die Erfüllung dieses Wunsches, ein großes emotionales Epos, teils Liebesgeschichte, teils Abenteuerdrama, das von der Presse vor Ort schon als australisches "Vom Winde verweht" bezeichnet wird.

Das Ziel: Dem australischem Geist ein Denkmal setzen

Der Film erzählt die Geschichte einer britischen Aristokratin (Kidman), die Ende der 30er-Jahre ihr Heimatland verlässt, um ihrem Ehemann (David Wenham) nach Australien zu folgen, der hier eine Farm geerbt hat. Am Hafen von Darwin wird sie von einem Viehtreiber (Hugh Jackman) abgeholt, der mit ihr den anstrengenden und gefährlichen Ritt quer durch das Outback antritt - zusammen mit 1500 Rindern.

Dreharbeiten mit Tieren haben eigenen Gesetze, weiß Baz Luhrmann inzwischen: "Ich habe noch nie so viele Rindviecher beim Sex gesehen. Sie haben uns unzählige Einstellungen ruiniert. Ich übertreibe nicht! Wenn im Vordergrund der Szene alles wunderbar lief, fingen irgendwelche Rinder im Hintergrund an, sich zu besteigen."

Ärger gab es auch mit der Herde, als Hugh Jackman sie auf die Kamera zutreiben sollte: Er ritt rechts herum, die Tiere links. Rund 130 Millionen australische Dollar (76 Mio. Euro) kostet Luhrmanns erst vierter Film in sechzehn Jahren. Ein hoher Einsatz für das hehre Ziel, australischem Geist ein Denkmal setzen zu wollen: "Für Nicole Kidmans Lady Ashley steht das Wort Australien für etwas, das exotisch weit weg ist, aber es ist eigentlich der letzte Ort, an dem sie sein möchte. In 'Jenseits von Afrika' entdeckt Meryl Streep Afrika für sich, Lady Ashley ist auf einer Entdeckungsreise zu sich selbst. Und die Story benutzt mein Land als Leinwand."

S. Orlin/V. Bleeck

"Australia" - Kinostart 26. Dezember 2008