Fetzige Tanznummern, Glitterkostüme, schrille Starallüren und schnulzige Liebessongs: In der Musical-Verfilmung "The Prom" für den Streamingdienst Netflix zieht Ryan Murphy, der Schöpfer von Erfolgsserien wie "Nip/Tuck", "Glee" und "American Horror Story", alle Register.
Mit der Starpower von Meryl Streep, Nicole Kidman, Kerry Washington und James Corden entführt er mitten im grauen Corona-Winter in die - nur auf den ersten Blick - schillernde Welt von Broadway-Stars und in die amerikanische Provinz.
"The Prom" bei Netflix: Nach wahren Begebenheiten
Die Story hinter "The Prom" lehnt sich an eine wahre Geschichte an. 2010 wollte eine lesbische Schülerin ihre Freundin als Date zum Highschool-Abschlussball bringen. Die konservative Schulverwaltung in der Kleinstadt lief Sturm, am Ende wurde die traditionelle "Prom"-Feier abgesagt. Der Fall machte Schlagzeilen und einige Prominente kamen dem Paar in dem Eklat zur Hilfe.
2018 feierte "The Prom" als Musical am Broadway Premiere - wie jetzt auch im Film stehen vier eitle Bühnenstars im Rampenlicht, die gegen die Ungerechtigkeit mobil machen. Von New York aus pilgern sie ins ländliche Indiana, um der lesbischen Emma und ihrer Freundin Alyssa zu helfen. Doch mehr noch wollen die Schauspieler nach einem Bühnen-Flop und Karriereknick mit der Aktion ihr eigenes Image aufpolieren.
Nervig und trotzdem gut in Corona-Zeiten
Oscar-Preisträgerin Meryl Streep verwandelt sich mit schriller Stimme und roter Perücke in die exaltierte alternde Dee Dee Allen, der britische Komiker Corden mimt den beruflich angeschlagenen Bühnenstar Barry Glickman. "Moulin Rouge"-Star Nicole Kidman spielt die langbeinige Angie, die nur in zweiter Reihe tanzt, der schöne Trent (Andrew Rannells) muss längst als Kellner dazuverdienen.
Der Clash der eitlen, überheblichen Stars mit den rückständigen Provinzlern um Toleranz und Akzeptanz schießt in "The Prom" völlig über die Stränge. Witzige Szenen werden von Klischees überfrachtet, selbst Alleskönnerin Streep geht in der über zwei Stunden langen knallbunten Revue irgendwann auf die Nerven.
Ein erholsamer Lichtblick in dem Glitter-Spektakel sind die verliebten Teenager: Ariana DeBose ("Hamilton") als Alyssa und die völlig unbekannte Hauptdarstellerin Jo Ellen Pellman als Emma, die trotz Anfeindungen und Zurückweisung ihre gewinnende Kraft beibehält.
Nach vielen Drehungen und Wendungen kommt das dicke Happy End, mit Tränen, Konfetti und einem Prom-Ball in kitschigen Bonbonfarben. Schmalzig ist das allemal, aber gerade in Corona-Zeiten mag die Flucht in eine Welt mit Glanz, Tanz und einer versöhnlichen Message auch sein Gutes haben.