Es sind äußerst aufregende Zeiten für Filmfans im Allgemeinen, aber auch sehr ungewisse insbesondere für Kinogänger. Schon seit Jahren wird immer wieder darüber diskutiert, ob die große Leinwand noch gegen die immer mächtiger werdende Konkurrenz der kleinen Bildschirme bestehen kann. Streamingdienste wie Netflix, die ihre eigenen Filmoffensiven ausrufen, machen es Kinobetreibern nicht leichter, allen anderen aber umso mehr, einfach zu Hause zu bleiben. Die Coronakrise hat die Debatte nur weiter intensiviert, mit Studios, die ihre großen Blockbuster nun parallel in die Lichtspielhäuser und auf die Server bringen – was mitunter zu Streit führt.

Es zeichnet sich schon längst ab, dass sich der ganze Wahnsinn über Auswertungsfenster und Exklusivität als neuer Standard weiter etablieren wird. Doch wie unter anderem The Wrap berichtet, will zumindest ein kleiner Filmverleih nicht mitspielen und dafür das radikale Gegenteil planen. Zu diesem Zwecke soll ein Film einfach niemals anderswo als im Kino veröffentlicht werden.

Auf ewig im Kino: "Memoria" mit Tilda Swinton

Die US-Filmproduktions- und Verleihfirma Neon ist per se nicht besonders groß, Comic-Blockbuster entstehen jedenfalls nicht dort. Doch mit Werken wie zum Beispiel dem südkoreanischen Hit "Parasite" konnten die Verantwortlichen sowohl kommerziell wie künstlerisch große Erfolge feiern. Nun hat man auch "Memoria" im Programm. Der neue Titel des thailändischen Regisseurs Apichatpong Weerasethakul mit Oscarpreisträgerin Tilda Swinton ("Doctor Strange") in der Hauptrolle ist anspruchsvolles und höchst bedächtiges Arthouse-Slow-Cinema – lang, langsam, mit wenig Dialogen, aber großen Ideen und tollen Schauspieldarbietungen.

Ein besonderer Film, der nun auch eine besondere Auswertung erhalten soll. Der Plan ist, dass "Memoria" ewig im Kino laufen soll und nirgendwo sonst. Dies soll als "niemals endende nationale Tour" umgesetzt werden: Am 26. Dezember 2021 soll er in den USA in New York im IFC Center regulär debütieren und da nur für eine Woche lang zu sehen sein. Anschließend soll der Film von Stadt zu Stadt, Kino zu Kino und Woche für Woche "umherreisen". Ohne Ende. Weerasethakul nach sei die Kinoerfahrung für sein Werk absolut wichtig. Tom Quinn von Neon fügte hinzu, dass dies "der einzige Weg sei, diesem existenziellen Juwel wirklich Rechnung zu tragen, indem man eine Art reisendes Film-Mekka erschafft, das die Kapazitäten besitzt, uns aufzuhalten."

Unklar ist aber aktuell noch, ob dieser Plan auch auf internationale Märkte ausgeweitet wird oder nicht. In Deutschland war "Memoria" jüngst beim Filmfest Hamburg im Kino zu sehen. Einen regulären Starttermin gibt es aber gegenwärtig noch nicht.

In "Memoria" geht es um die Auswanderin Jessica (Swinton), die eines morgens einen lauten Knall vernimmt. Sie weiß überhaupt nicht, woher es kommt und stellt deshalb Nachforschungen an. Schon bald wird ihr klar, dass die Wahrheit irgendwo jenseits von Raum und Zeit liegen muss.