Wenn ein Film entsteht, ist das Szenenbild oft fast genauso wichtig wie die Schauspieler. Denn nur wenn in einer authentischen Umgebung gedreht wird, wirkt die Handlung für den Zuschauer glaubwürdig.
Auch in der Filmkomödie "Stuart Little" aus dem Jahr 1999 verwendeten die Macher viel Liebe auf die Ausstattung. Zur Requisite gehörte auch ein Bild, das die Szenenbildnerin an einer Wand drapierte. Dem ungarischen Kunsthistoriker Gergely Barki kam das Gemälde sehr bekannt vor.
"Schlafende Dame mit schwarzer Vase" bei "Stuart Little"
Wie The Guardian berichtet, entdeckte Barki das Gemälde, als er sich 2009 mit seiner Tochter Lola "Stuart Little" im Fernsehen ansah. Sofort erkannte er, dass es sich um das lange verschollene Meisterwerk "Schlafende Frau mit Schwarzer Vase" des ungarischen Künstlers Róbert Berény (1887 bis 1953) handeln musste.
"Ich traute meinen Augen nicht, als ich Berénys lange verschollenes Meisterwerk an der Wand hinter Hugh Laurie sah. Ich hätte Lola fast von meinem Schoß fallen lassen", erinnerte er sich und fügte hinzu: "Ein Forscher ist immer bei der Arbeit, selbst, wenn er zu Hause Weihnachtsfilme ansieht."
Gergely Barki auf Spurensuche
Nachdem er das Gemälde im Film entdeckt hatte, verschickte Barki eine Reihe von Mails an die Filmstudios Sony Pictures und Columbia Pictures, die "Stuart Little" produziert hatten. Es dauerte zwei Jahre, bis sich eine ehemalige Szenenbildnerin bei ihm meldete.
Sie berichtete, dass sie das Werk für wenig Geld in einem Antiquitätengeschäft in Pasadena, Kalifornien gekauft hätte, weil sie glaubte, "dass seine avantgardistische Eleganz perfekt für das Wohnzimmer von Stuart Little wäre." Das Antiquitätengeschäft selbst hatte das Bild für 400 US-Dollar von einem Sammler erworben.
Nach Ende der Dreharbeiten hängte die Frau es zunächst in ihre eigene Wohnung. Dann verkaufte sie es an einen privaten Sammler, der es nach Budapest brachte, nachdem er erfahren hatte, um was für ein Meisterwerk es sich handelte.
Gemälde von Róbert Berény zurück in der Heimat
Am 13. Dezember 2014 wurde das Gemälde dann im Budapester Auktionshaus Virág Judit zu einem Startpreis von 110.000 Euro versteigert. Den Zuschlag erhielt ein anonymer ungarischer Sammler, der sich das Bild 226.500 Euro kosten ließ.
Barki vermutet, dass der ursprüngliche Käufer des Werks, das zwischen 1926 und 1928 entstand, möglicherweise Jude war und Ungarn vor oder während des Zweiten Weltkriegs verlassen hat. "Nach den Kriegen, Revolutionen und Wirren des 20. Jahrhunderts sind viele ungarische Meisterwerke verloren gegangen und über die ganze Welt verstreut", erklärte er.