.

"Mandy": Nicholas Cages bester Film seit langem

Mandy: Nicholas Cages

Endlich wieder eine coole Rolle für Nicolas Cage. Zwar übertreibt er in "Mandy" wie eh und je, doch in dem wilden, zitatreichen Höllenritt von Panos Cosmatos setzt der Regisseur Cages Overacting passend in Szene. Ein wilder Horrortrip, den sich kein Fan entgehen lassen sollte.

Ist Nicolas Cage noch zu retten? Zu oft gab er die chargierende Witzfigur in B-Filmen, man musste sich um die Karriere des ehemaligen Leading Mans Sorgen machen, zumal er bald in Schauspielrente gehen will und einen würdigen Abgang braucht. Doch dann nahte Hilfe in Gestalt von Panos Cosmatos. Der visionäre Regisseur setzt in seinem ersten Film seit dem abgefahrenen Sci-fi-Erstling "Beyond the Black Rainbow" (2010) das Trash-Image, das Mr. Cage schon länger anhaftet, bewusst und mit liebevoller Ironie ein - und hebt es in seinem abgefahrenen Zitatekino "Mandy" auf ein ganz neues Level.

In dem Horrorthriller spielt Nicolas Cage einen Holzfäller, der mit seiner Frau Mandy (Andrea Riseborough) im Jahre 1983 nach Christus (steht so tatsächlich im Film) abgeschieden im Wald lebt. Sie vertreibt sich die Zeit mit Zeichnungen im Stil der Cover der Fantasyromane, die sie selber gerne verschlingt. Zusammen schauen sie billige Science-Fiction-Filme, nachts schlafen sie im Wintergarten unter den Sternen. Kurzum: Eine verzweifelt-schöne Idylle, die Cosmatos betont artifiziell inszeniert, unterlegt mit warmen Neonfarben (das gibt es tatsächlich). Stilistisch liegt die Szenerie irgendwo zwischen David Lynch und Andrej Tarkowski, kommt aber trotzdem völlig unverbraucht daher.

Dass die Harmonie brüchig ist, das suggeriert der grollende Soundtrack des viel zu früh verstorbenen Jóhann Jóhannsson ("Sicario"). Und tatsächlich kommt das Unheil zu dem Paar, in Gestalt einer irren New-Age-Sekte, deren Chef Jeremiah sich wie ein Charles Manson der 80er-Jahre für den neuen Jesus hält. Mandy, zu der er eine spirituelle Verbindung spürt, lässt Jeremiah entführen. Dabei paktiert er mit höllischen Sadomaso-Bikern, die direkt aus "Hellraiser" stammen könnten. Als Mandy den Möchtegern-Messias und -Rockstar bei der bizarren Paarungszeremonie aber nur auslacht, tötet er sie vor den Augen des verzweifelten Red. Der macht sich mit Armbrust, Kettensäge und einer selbstgeschmiedeten Hellebarde auf einen gnadenlosen Rachefeldzug, der ihn in immer tiefere Höllenkreise führt.

Prächtiges Overacting

Aus Nicolas Cage wird auch durch "Mandy" kein Shakespeare-Mime mehr, Cosmatos setzt seine Stärken aber konsequent ein. Der Schauspieler bekommt natürlich seinen obligatorischen Ausraster spendiert, den berühmt-berüchtigten Cage Rage. Am Ende reißt er in prächtiger Overactingmanier die Augen auf, die einzigen hellen Punkte in einem blutverkrusteten Gesicht. Sein bester Auftritt seit Menschengedenken.

Nach realistischen Charakteren sollte man bei "Mandy" sowieso nicht fragen, der wilde Trip funktioniert eher auf der mythologischen Ebene als auf der psychologischen. Nach dem elegischen, wunderschön gefilmten Auftakt verwandelt sich "Mandy" in einen beinharten Rachethriller, der mit jedem Kill comichafter, überzogener wird. Ein krasser Stilbruch nach dem arthousigen Beginn, aber Red verwandelt sich eben in einen mythischen Heavy-Metal-Ritter, wie aus den Büchern und Bildern von Mandy entsprungen.

Mandy feierte am 13.September seine Deutschlandpremiere beim Fantasy Filmfest in Hamburg. Am 1. November 2018 startet der Film dann regulär in den Kinos.