Ryan Gosling hat schon viele Frauen durch Singen und Tanzen rumgekriegt: In "Wie ein einziger Tag" verliebte sich Rachel McAdams beim nächtlichen Tanz auf der Straße in ihn. In "My Blue Valentine" war es nach einem Ständchen auf der Ukulele um Michelle Williams geschehen, und in "Crazy Stupid Love" half ihm die Hebefigur aus "Dirty Dancing", Emma Stone ins Bett zu bekommen.

Dass er nun den romantischen Helden in Damien Chazelles aufwendig produziertem Musicalfilm
"La La Land" gibt - ausgerechnet an der Seite von Emma Stone -, leuchtet ein, vor allem wenn man bedenkt, dass Gosling seine Karriere an der Seite von Popidolen wie Christina Aguilera, Britney Spears und Justin Timberlake im "Mickey Mouse Club" begann.

TV SPIELFILM sprach mit den beiden Hauptdarstellern über die Herausforderungen des Drehs, die Musicals der goldenen Hollywood-Ära und was passiert, wenn ein Vorsprechen zur Katastrophe wird.

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"La La Land" im Griffith Park

Der Qualitätsanspruch an Musicalfilme heutzutage ist enorm. Wie nervös waren Sie vor Drehbeginn?

Ryan Gosling: Kaum. Ich habe mich auf diesen Film gefreut. Für mich war es die Erfüllung eines Traums, einen Film im Stil der 30er-, 40er-Jahre zu machen. Und er gab mir die Möglichkeit, Jazzpiano spielen zu lernen.

Emma Stone: Ich habe mich am Set sehr wohlgefühlt. Ryan und ich haben ja schon zweimal zusammen gedreht, und somit war da dieses Gefühl von Vertrautheit, was die vielen Tanzstunden und Gesangsproben erleichtert hat.

Was war die größte Herausforderung beim Dreh?

Emma Stone: Das große Duett im Griffith Park (Bild links). Die Szene dauert sechs Minuten, und wir haben sie in einer einzigen Einstellung gedreht.
Das ist die einzige Gesangsnummer im ganzen Film, bei der wir Playback singen; alle anderen Titel
haben wir live vor der Kamera gesungen.

Sind Sie selbst Musicalfan?

Emma Stone: Ja, schon seit ich ein Kind war. Meine Mutter und ich sind früher jedes Jahr nach New York gefahren, um so viele Musicals wie möglich zu sehen. Ich hoffe, dass es "La La Land" gelingt, das Publikum ebenso zu verzaubern, wie die klassischen Musicals mich verzaubert haben.

Was ist mit Ihnen, Herr Gosling?

Ryan Gosling: Meine Schwester hat eine Zeit lang Musicaltheater studiert. Durch sie habe ich viel über das Genre gelernt und mir einige Filme angesehen. Ich denke aber, dass "La La Land" auch jemandem gefällt, der kein eingefleischter Musicalfan ist. Es ist vor allem die Geschichte unserer Charaktere, die den Zuschauer in den Film hineinzieht.

Lieblingsmusicalfilm?

Ryan Gosling: "Ein Amerikaner in Paris" hat mir immer besonders gut gefallen, weil er so schlicht und unprätentiös wirkt.

Emma Stone: Ich bin wie gesagt mehr mit klassischen Bühnenmusicals als mit Musicalfilmen aufgewachsen. Aber ich mag den Film "Die Regenschirme von Cherbourg" (von Jacques Demy, 1964), weil jedes Wort darin gesungen wird, so wie in der Oper.

Wie sieht es mit "Singing in the Rain" aus?

Ryan Gosling: Das ist natürlich ein absoluter Klassiker! Gene Kelly ist eine Legende. In Vorbereitung auf den Dreh hatten wir Gelegenheit, seine Witwe kennenzulernen. Sie hat uns einige Gegenstände aus Genes persönlichem Besitz gezeigt, unter anderem eine in Leder gebundene Version des Drehbuchs zu "Singing in the Rain". In der berühmten Tanzszene hatte er am Rand handschriftlich vermerkt "Regenschirm an einen Passanten reichen" - das zu sehen war ziemlich cool.

In "La La Land" geht es um zwei junge Menschen, die ihre Träume verwirklichen wollen. Doch das hat seinen Preis. Welche Opfer mussten Sie für Ihre Karriere bringen?

Emma Stone: Zum Glück keine, was persönliche Beziehungen angeht. Allerdings hatte ich leider nie Zeit, um zu studieren. Als meine Freunde aus der Schule vor einigen Jahren ihren Uniabschluss gemacht haben, gab es einen Moment, wo ich das Gefühl hatte, etwas verpasst zu haben. Andererseits hätte ich dann die Chancen, die sich mir beruflich in den letzten Jahren geboten haben, nicht wahrnehmen können. Insofern bin ich froh darüber, wie die Dinge gekommen sind.

War man zu einem von Ihnen beim Vorsprechen jemals so gemein, wie die Figur Mia das im Film erlebt?

Ryan Gosling: Das, was Mia passiert, dass der Castingdirektor mitten im Vorsprechen einen Anruf entgegennimmt, beruht auf einem Erlebnis, das ich mal bei einem Vorsprechen hatte. Ich habe unserem Regisseur Damien Chazalle davon erzählt, und er hat es ins Drehbuch aufgenommen.

Emma Stone: Es kommt tatsächlich oft vor, dass man zu einem Casting geht und die Leute, vor denen man vorspricht, nicht mal von ihren Unterlagen aufschauen. Viele schreiben dich schon ab, sobald du durch die Tür trittst.

Ryan Gosling: Trotzdem muss man natürlich sagen, dass, so verheerend sich diese Zurückweisung anfühlt und so sehr man das Gefühl hat, versagt zu haben, sie nicht zu vergleichen ist mit den Konsequenzen, die in anderen Berufen folgen. Auch wenn es sich furchtbar anfühlt, hat es doch zumindest nur Auswirkungen für einen selbst.

Was bedeutet "La La Land"?

Ryan Gosling: Das ist so eine Redewendung. Wenn jemand etwas verträumt ist, sagt man, dass er in seinem eigenen schönen La La Land lebt.

Emma Stone: Ich bin ehrlich gesagt immer davon ausgegangen, dass es einfach eine poetische Bezeichnung für Los Angeles ist. Da es sich bei unserem Film aber um ein Musical handelt, ist es natürlich auch eine Anspielung auf das Singen selbst - lalala.

Autoren: Scott Orlin / Anna Rinderspacher