Pep Guardiola, Zinédine Zidane, Jupp Heynckes, Uli Hoeneß, Jogi Löw, Robbie Williams, Marcel Reif, Matthias Sammer: Die Liste der prominenten Namen im Kinofilm "Kroos" ließe sich noch weiter führen. All diese Menschen sprechen in der Dokumentation über Toni Kroos - ob Trainer, Spieler, Fan oder Sportjournalist. "Sein Spiel war immer elegant, effizient", meint zum Beispiel sein Trainer bei Real Madrid, Zinédine Zidane. "Er sieht alles", ist sich Jupp Heynckes sicher und sein Mannschaftskollege Luka Modric berichtet: "Heutzutage ist der Fußball sehr schnell, es geht hin und her. Alles passiert so schnell. Aber nicht für ihn. Für ihn ist alles wie in Zeitlupe."

Doch neben all diesen Lobeshymnen und Würdigungen des Fußballers Toni Kroos steckt in dem Film von Produzent Leopold Hoesch ("Nowitzki. Der perfekte Wurf") auch eine kritische Dimension. Ein Riss in der glatten Oberfläche. Ein Makel in der Perfektion. Verantwortlich dafür ist Roland Kroos, sein Vater. Wie "Kroos" anschaulich zeigt, hat das Verhältnis von Toni Kroos zu seinem Vater durch den Fußball merklich gelitten. Beide äußern sich in dem knapp zweistündigen Film rückblickend kritisch.

Trailer: Die Kindheit in "Kroos"

Eigentlich ist die Kindheit von Toni Kroos wie gemacht für eine Profikarriere. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Felix Kroos (Union Berlin) wächst er in Greifswald auf. Seine Mutter Birgit ist eine ehemalige DDR-Badminton-Meisterin, Vater Roland Kroos besucht als Ringer eine Kinder- und Jugendsportschule, mit 21 Jahren steigt er wegen einer Handverletzung auf Fußball um. Vielleicht ist es dieser Knick in der eigenen Karriere, der ihn zu einem überehrgeizigen Mentor für Toni und Felix werden lässt. Dem Fußball wird in der Familie Kroos alles untergordnet.

Rückblickend meint Toni: "Ein richtiges Vater-Sohn-Verhältnis gab es bei uns nicht." Der inzwischen dreifache Vater weiß wovon er spricht. 2013, 2016 und 2019 bekommt er mit seiner Frau Jessica Kinder und erzählt in der Dokumentation gleich zu Beginn, dass es für ihn nichts Wichtigeres gäbe, als so schnell wie möglich bei seiner Familie zu sein. Egal wie weit das Auswärtsspiel oder der Termin mit der deutschen Nationalmannschaft von der Heimat in Madrid entfernt ist. Zur Not steigt er in den Privatjet.

Für Roland Kroos stand immer und einzig die fußballerische Ausbildung seiner Söhne im Mittelpunkt. Er wurde Jugendtrainer der Kroos-Brüder und förderte sie Tag für Tag auf dem Trainingsplatz: "Vielleicht war das zu viel", sagt der sichtlich in sich gekehrte Papa im Film. Private Zeit mit der Familie, in der es mal nicht um Fußball ging, gab es nicht. Der Ehrgeiz, vor allem aus dem älteren Toni alles zu rauszuholen, was ging, war enorm. "Ich habe gesehen, was in ihm steckt und natürlich wollte ich alles dafür tun, dass er in den bezahlten Profisport kommt", gibt Roland Kroos zu. Hat alles funktioniert. Toni Kroos gewann den Weltmeistertitel 2014 und viermal die Champions League - kein deutscher Fußballspieler war je so erfolgreich.

Der Erfolg stand über dem gesunden Familienverhältnis. In "Kroos" sind es diese kleinen Risse in der ansonsten perfekten Welt des Profifußballs, die eine Ahnung davon geben, wie ein Mensch sich für diesen Sport aufgeben muss, um erfolgreich zu sein. Toni Kroos bereut es, dass er mit seinem Vater nie über "etwas Normales" reden konnte. Wer das Porträt des stillen Ausnahmefußballers ab dem 4. Juli im Kino sieht, wird die traurigen Augen von Roland und Toni Kroos nicht vergessen, wenn sie übereinander sprechen. Zusammen treten sie in "Kroos" nicht auf, nur die Archivaufnahmen aus der Kindheit zeugen von einem eifrigen Vater am Spielfeldrand und einem kleinen Jungen mit Ball am Fuß.