.

Kritik

"Valerian": Ein Film wie ein All­-you­-can­-eat­-Buffet

Valerian: Ein Film wie ein All­-you­-can­-eat­-Buffet
Universum Film

Europäisches Sci-Fi-Kino in großer Opulenz: Regisseur Luc Besson verfilmte eine französische Kultcomicreihe. Mit Rihanna als blauem Alien

Foto: Universum Film, Rihanna
"Ground Control to Major Tom..." Mit den genialen Klän­gen des unsterblichen David Bowie beginnt ein über­bordendes Fantasyabenteuer durch Raum und Zeit. Besson gelingt es mit einer Montagesequenz gleich am Anfang seiner Verfilmung der französischen Comic­reihe "Valérian et Laureline" von Jean­Claude Mézières und Pierre Christin aus den 60er­-Jah­ren innerhalb der Lauf­länge eines Popsongs, die Geschichte einer Raumstation und Tausender Welten zu erzählen.

Alpha nimmt den Betrieb 1975 auf, dann verändert sich das Gebilde in Abständen von zehn, zwanzig, hundert, vierhundert Jahren, vergrößert sich, breitet sich aus. Zu den menschlichen Astronauten gesellen sich Gestalten von überall - Aliens, die aussehen wie Kühlschränke oder Studien durchgedrehter Apple-­Designer.

Das Jahr 2750: Das Spezialagentenpaar Valerian und Laureline (Dane DeHaan, Cara Dele­vingne) soll im Auftrag der Regierung für Recht und Ordnung im Universum sorgen. Com­mander Arün Filitt (Clive Owen) schickt sie in die Megametropole Alpha, in der 30 Millionen Lebe­wesen aus allen Ecken des Universums hausen. Valerian verhindert das ille­gale Geschäft eines Jabba­-the­-Hutt­-ähnlichen Schwarzmarkt­händlers mit zwei Vertretern der Rasse der Pearls, die sehr fried­lich und glücklich auf ihrem Pla­ neten Mül lebten - bis zu dessen Zerstörung. In der Folge suchen der Agent und seine sich ständig mit ihm kabbelnde Partnerin Hilfe bei Aliens wie den drei ge­schäftstüchtigen Doghan Daguis, die sich ein Gehirn teilen, oder der verführerischen Bubble (Rihanna), die ihre Gestalt vom blauen Glibber zur heißen Bar­sängerin à la "Cabaret" ändert.
Ein aus­uferndes All­-you­-can-­eat­-Buffet
Foto: Universum Film
Sein Film kommt in 3D in die Kinos, Besson hat ihn aber nicht in diesem Format gedreht - mit Absicht. Die starren, schweren Kameras hätten ihn zu unbeweg­lich gemacht, meint der Fran­zose, außerdem sei die Konver­tierungstechnik inzwischen so gut, dass die Optik stimme. Und sie stimmt: Schon die 2D-­Version bietet genug Augenfutter.

Das Ergebnis ist eine üppige Filmwelt, die auf den ersten Blick gar nicht zu erfassen ist. Besson hat, ähnlich wie die Wachowski­-Schwestern, ein Problem mit Beschränkung: Im Zweifel packt er zu viel drauf.

Sein Film erinnert an ein aus­uferndes All­-you­-can­eat­-Buffet, das nicht nur alle Sorten Fleisch und Fisch, sondern auch sämt­liche vorstellbaren Beilagen, Desserts und Getränke bietet. Irgendwann kann man nicht mehr.

Trotzdem sieht man der eher simplen Story mit Gewinn zu, auch über gut zwei Stunden Laufzeit, die man dem Aben­teuer nicht anmerkt. Das liegt vor allem an den beiden Haupt­darstellern, einer guten Portion Humor und einem Ende, das an alte James­-Bond­-Filme erinnert. Aber ob diese Agenten auf die Leinwand zurückkehren dürfen, entscheidet sich allein an der Kinokasse.
Autor: Volker Bleeck