"We're Going to Ibiza": Mit einem Link zu einem Video des 1999-Eurotrash-Song von den Vengaboys und obskuren Anspielungen bei der Verleihung des österreichischen Film- und TV-Preises Romy deutete Jan Böhmermann schon im April 2019 an, dass etwas faul im Staate Österreich sein könnte. Wenig später brachte die Ibiza-Affäre um den damaligen Vizekanzler Heinz-Christian Strache die Regierung der Alpenrepublik zu Fall. Nun verfilmt Jan Böhmermann die Causa Ibiza.

Am 17. Mai, veröffentlichten Süddeutsche.de und Spiegel Online Ausschnitte eines Videos, das im Sommer 2017 heimlich auf Ibiza aufgenommen wurde. Es zeigt Strache und den damaligen Nationalratsabgeordneten Johann Gudenus im Gepräch mit einem Lockvogel, angeblich die Nichte eines russischen Oligarchen, der Strache eine Beteiligung an der "Kronen Zeitung" in Aussicht stellte.

Sofort kamen Gerüchte auf, Böhmermann stecke hinter dem Video. Der Satiriker schwieg, das ZDF dementierte. Nun ließ der 38-Jährige über die Nachrichtenagentur AP vermelden, dass er Ibiza-Gate jetzt verfilme. 

Mit "Braunschlag"-Macher David Schalko

Wie AP berichtete, ist neben Böhmermann der österreichische Regisseur und Autor David Schalko an Bord, mit den Serien "Braunschlag" und "Altes Geld" Spezialist für austriakische Abgründe. Nähere Information, etwa in welcher Funktion Jan Böhmermann involviert ist, gibt es noch nicht. David Schalkos Produktionsfirma Superfilm wollte auf Anfrage von TV Spielfilm nichts Näheres verraten.

Es wäre der erste Ausflug ins Filmgeschäft von Jan Böhmermann. Ansonsten war der "Entertainer des Jahres 2018" schon in nahezu allen medialen Formen aktiv, vor und neben seinem Hauptjob im TV bei "Neo Magazin Royale" machte er Radio und Podcasts, veröffentlichte Bücher und Songs ("Ich hab Polizei").

Vor doppelbödigen politischen Interventionen schreckte die "Krawallschachtel" (Harald Schmidt) noch nie zurück, wie beim berüchtigten Varou-Fake, bei dem er behauptete, dem damaligen griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis einen Stinkefinger untergejubelt hatte - vom "Schmähgedicht" auf Erdogan ganz zu schweigen. Ob sein Eintritt in die SPD im Herbst diesen Jahres auch ein Gag war wird sich zeigen. Ernst gemeint sind auf jeden Fall sein Engagement für die Seenotrettung und die Bürgerbewegung Reconquista Internet (für "Liebe und Vernunft im Internet und eine Zivilisierung des gesellschaftlichen Diskurses in den sozialen Netzwerken.")

Seine Motivierung für eine Verfilmung der Ibiza-Affäre erklärt Böhmermann ebenfalls halb ernst, halb scherzhaft mit seinem politischen Interesse als mündiger Staatsbürger gegenüber AP:

In Österreich verdichtet sich aufs Komischste, was sich auch in vielen anderen liberalen Gesellschaften in Europa und der Welt vollzieht. Ibiza ist eine irre Parabel auf Politik in Zeiten des politischen Verfalls. Als Radikaldemokrat und Verehrer Österreichs halte ich es für meine heilige Pflicht, dass David und ich uns jetzt - Zack, zack, zack! - daran machen, Ibiza international zu erzählen und für die Nachwelt zu konservieren."