Frauen auf den Hintern hauen oder mit Gewalt einen Kuss erzwingen: Was sich Sean Connery als James Bond in "Dr. No" (1962) und "Goldfinger" noch erlauben konnte würde heute Karrieren beenden. Auch bei den Dreharbeiten könnte Connery vor den Sexszenen nicht mehr solche Sprüche bringen wie "Ich entschuldige mich - falls ich erregt sein werde. Und ich entschuldige mich wenn ich es nicht sein werde".

Damit sich bei den Liebesszenen des nächsten Bond-Abenteuers alle Darsteller wohlfühlen und die Bettgespielinnen des Agenten würdevoll dargestellt werden, ist bei "James Bond 25" zum ersten Mal in der 007-Geschichte eine Beraterin für Sexszenen am Set. Laut Insidern haben die Macher um Produzentin Barbara Broccoli einen sogenannten Intimacy coordinator verpflichtet. Die Koordinatorin soll die intimen Momente zwischen 007-Darsteller Daniel Craig und dem neuen Bondgirl Ana de Armas ("Knock Knock", "Blade Runner 2049") planen.

Sex-Coach am Set: Nach MeToo bitter nötig

Spätestens seit der Aufdeckung der Weinstein-Affäre um sexuelle Nötigung von Schauspielerinnen und der davon ausgelösten MeToo-Debatte ist Hollywood sensibilisiert für sexuelle Ausbeutung und fragwürdige Sexszenen bei Dreharbeiten. Intimacy coordinators choreographieren nicht nur die Sexszenen sondern gehen mit den Schauspielern auch das Drehbuch durch, um herauszufinden, ob eine Sexszene dramaturgisch notwendig ist und wie man sie am besten umsetzt. Sie klären auch, welche Körperteile auf der Leinwand zu sehen sein sollen und welche nicht.

Die Koordinatoren stellen auch sicher, dass alle Akteure wissen, was auf sie zukommt. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, wurde der Konsens in der Vergangenheit oft missachtet. Besonders berüchtigt war 1973 eine Szene in "Der letzte Tango in Paris", in der Marlon Brando Kollegin Maria Schneider mit einer (gespielten) Vergewaltigung überraschte.