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Seit den 50er-Jahren treibt nun schon Godzilla sein Unwesen. Zunächst strikt im japanischen Kino beheimatet, ist die wolkenkratzerhohe Naturgewalt mittlerweile in der Popkultur angekommen und macht auch in Trickfilmen oder Videospielen ganze Städte dem Erdboden gleich. Auch in Hollywood kennt man die Riesenechse und nachdem 1998 Roland Emmerich einen rückblickend eher misslungenen Versuch einer Adaption auf die Leinwand brachte, wagte man 2014 bei Warner einen erneuten Versuch. Mit dem schlicht "Godzilla" betitelten Werk von Gareth Edwards fiel der Startschuss für ein eigenes filmisches Monster-Universum, dem nach "Kong: Skull Island" nun mit "Godzilla 2: King of the Monsters" der insgesamt dritte Teil folgt. Und Junge, Junge, macht dieses Spektakel einen Heidenspaß!

Darum geht's

Fünf Jahre sind mittlerweile vergangen, seit Godzilla gegen zwei MUTOs gekämpft hat und dabei unter anderem San Francisco zerstört wurde. Ein traumatisches Ereignis für die USA und die Welt, bei dem die Familie Russell einen tragischen Verlust hinnehmen musste. Die Familieneinheit ist mittlerweile zerbrochen und die Wissenschaftlerin Dr. Emma Russell (Vera Farmiga) und ihre Tochter Madison (Millie Bobby Brown) befinden sich bei einem Außenposten der Geheimorganisation Monarch, wo Emma ein selbst gebautes Gerät in Betrieb nehmen möchte, mit dem sie mit den Titanen dank bestimmter Frequenzen kommunizieren und sie so beeinflussen kann. Ihre Erfindung funktioniert – doch damit ruft sie längst nicht nur den fiesen Öko-Terroristen Jonah Alan (Charles Dance) auf den Plan. Weitere riesige Monster warten nur darauf, aus ihrem Tiefschlaf geweckt zu werden und die einzige Chance auf das Überleben der Menschheit ist der Star unter ihnen – Godzilla…

Monstermäßiges Wrestling

Bei "Godzilla 2: King of the Monsters" kann man getrost von zwei Figuren-Ensembles sprechen, von denen eines ganz klar das Spotlight für sich beansprucht: Die riesigen Kreaturen stehen natürlich im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit und das nicht nur im Film selbst, sondern ganz sicher auch beim Kinopublikum. Aber liefert die Fortsetzung zum 2014er Vorgänger das ab, was der Titel verspricht? Zuvor konnte man durchaus die Kritik vernehmen, dass in "Godzilla" einfach zu wenig von der Titelfigur zu sehen ist. Aber diesen Fehler macht Regisseur Michael Dougherty nicht – stattdessen hat er einige atemberaubende und gigantische Wrestling-Matches hergezaubert, die wahrlich keine Wünsche mehr offen lassen und die sich am Ende auch so sehr steigern, dass das Geschehen regelrecht übertrieben und albern wirkt – und das ist absolut positiv gemeint! Seit dem ersten "Pacific Rim" gab es wohl keinen Film mehr, der solch eine kindliche Freude im (in diesem Falle) Mann hervorgerufen hat und der einem regelrecht "B-L-O-C-K-B-U-S-T-E-R" entgegenbrüllt. Aber bei einem, wie ich ihn so taufe, "Super Sayan-zilla" kann man auch nicht anders, als beglückt vor sich her zu kichern.

Dabei geben sich neben dem bekannten Godzilla mehrere weitere Monster die Klinke in die Hand, die zumindest in dieser neuen Version der Marke zum ersten Mal in Erscheinung treten: Mothra und Rodan sind mit von der Partie und natürlich auch King Ghidorah. Die Handlung konzentriert sich auf sie und Godzilla, viele weitere erhalten aber zumindest kurze und teils flüchtige Gastauftritte, wobei Fans schon mal ihre innere Lupe zücken sollten, um sie alle ausfindig zu machen.

Holt die Regenschirme raus!

Doughertys Inszenierung wird dabei den beeindruckenden Größen dieser Wesen überwiegend gerecht: Einstellungen, in denen sie nicht ansatzweise in den Bildrahmen passen, wechseln sich ab mit Totalen, in denen ihre wahren Dimensionen ersichtlich werden und in denen sie majestätisch und zugleich absolut furchteinflößend wirken. Dabei werden einige denkwürdige Bilder eingefangen, die man sich am liebsten ausdrucken und an die Wand hängen möchte – visuell wird also einiges an schweren und doch wunderschönen Geschützen aufgefahren. Die tristen Grautöne des Vorgängers gehören dabei der Vergangenheit an, stattdessen gibt es mitunter knallige Farben zu sehen.

Einen kleinen Wermuts(-regen-)tropfen gibt es aber dennoch zu beklagen, denn das Auftreten eines bestimmten Monsters geht stets mit ganz miesem Wetter einher. Und das heißt: Dunkle Wolken und viel Regen. Zu Beginn leidet dann doch die Übersichtlichkeit darunter; allerdings muss man Dougherty zugutehalten, dass er das Problem zwar nicht wegzaubern kann – das Phänomen wird im Film erklärt, ist also Teil der Erzählwelt -, dieses aber besonders im großen Finale ausreichend in den Griff bekommt, sodass man die große Zerstörungsorgie entspannt genießen kann.

Ein Wort noch zur Musik: Auch wenn diese Beschreibung heutzutage mehr als überstrapaziert ist – aber wenn sich Godzilla in all seiner Pracht erhebt und dabei das originale Theme zitiert wird, dann ist das verflucht noch mal episch!

MacGuffin zum Frühstück

Nein, es handelt sich hierbei nicht um ein neues Angebot beim allseits bekannten Fast-Food-Lieferanten und Filmfreunde wissen bereits, was das ist. Für alle anderen, ganz grob und schnell: Ein MacGuffin ist ein Objekt oder eine Figur mit der Funktion, in erster Linie die Handlung auszulösen und voranzutreiben. Bei "Godzilla 2" stellt das Monster-Kommunikationsgerät einen MacGuffin dar, da sich der Plot besonders in der ersten Hälfte gefühlt ausschließlich darum dreht. In dieser Phase bekommt man den Eindruck, dass es sich in diesem Fall um einen eher faulen Drehbuchkniff handelt, der darüber hinaus dem von Charles Dance gespielten Fiesling Jonah Alan seine einzige Daseinsberechtigung im Film verleiht und der dann auch recht schnell wieder in den Hintergrund rückt. Wenn man ein wenig sarkastisch werden möchte, kommt einem auch vereinzelt der Gedanke in den Sinn, eigentlich "Godzilla zähmen leicht gemacht" zu gucken.

Tragik im Zentrum

Das wird allerdings von einigen der übrigen Menschenfiguren wieder wettgemacht und ganz besonders von der Familie Russell, die von Vera Farmiga, Millie Bobby Brown und Kyle Chandler verkörpert wird. Die liefern nicht nur tolle Darbietungen, sondern profitieren auch von einem Skript, das ihnen den emotionalen Kern des Films überlässt. Das gemeinsam erlebte, aber unterschiedlich verarbeitete menschliche Trauma steht im Zentrum ihres Handelns und sorgt so für einen starken Anker, um den herum sich auch all die grandiose Monster-Action entfalten darf, ohne dass die Menschen darin zum schmückenden Beiwerk verkommen und wodurch diverse Szenen auch eine zusätzliche Wirkung entfalten.

Die übrigen Nebendarsteller machen ihre Sache ordentlich, bekommen aber lange nicht so viel Gelegenheit, Eindruck zu hinterlassen – bis auf Ken Watanabe als Dr. Serizawa, der eine adäquat pathetische und tolle Szene spielen darf, die erzählerisch wie audiovisuell im Gedächtnis bleibt.

Fazit: Groß, größer, "Godzilla 2: King of the Monsters"!