.

George Clooney über "Suburbicon"

George Clooney über Suburbicon
Julianne Moore und Matt Damon in "Suburbicon" Verleih

George Clooneys neue Regiearbeit "Suburbicon" basiert auf einem alten Drehbuch der Coen-Brüder, das er in die 50er-Jahre verlegte. Warum der Film in Zeiten Trumps trotzdem hochaktuell ist, erklärt er in unserem Interview.

Lange suchte George Clooney nach dem richtigen Stoff für seine nächste Regie, die sechste nach dem Kunstraub­kriegsdrama "Monuments Men". Schließlich stieß er auf ein un­verfilmtes Drehbuch der Brüder Joel und Ethan Coen, für die der Hollywood­-Star in bislang vier Filmen Hauptrollen gespielt hatte. Gemeinsam mit seinem Produk­tionspartner Grant Heslov über­ arbeitete Clooney das Skript, verlegte die Geschichte in die 50er­-Jahre und fügte einen neuen Erzählaspekt hinzu. Das Ergebnis, das pechschwarze Vorstadtdrama "Suburbicon" mit Matt Damon und Julianne Moore, über­raschte selbst die Coens.
Foto: Verleih, George Clooney am Set
Wieso gerade dieses Drehbuch?
George Clooney: Ich hatte mir jede Menge Drehbücher an­gesehen, ungefähr achtzig oder so, aber nichts kam mir passend vor. Dann stolperte ich über diesen Dokumentarfilm "Crisis in Levittown", der von diesem Ort in Pennsylvania berichtet, in den Ende der Fünfziger eine schwarze Familie zieht, die Myers. Als der Postbote an die Tür klopft und sieht, wer dort wohnt, läuft er von Haus zu Haus und alarmiert die gesamte Nachbarschaft. Am Abend standen fünfhundert Leu­ te vor dem Haus der Myers.

So beginnt auch Ihr Film. Hier hat die Familie ein e mehr: Meyers.
Richtig. Mich hat das interessiert: Minderheiten, denen von Weißen die Schuld daran gegeben wird, dass diese Weißen ihren Platz in der Gesellschaft zu verlieren drohen. Es geht um Sündenböcke und auch um Mauern, die errich­tet werden sollen. Aber ich wollte nicht noch eine Dokumentation machen oder irgend­ ein langweiliges Bürgerlektions­drama. Dann erinnerte ich mich an dieses Drehbuch der Coens, das nie realisiert worden ist.

Und unterzogen es sozusagen einem Update?
Zunächst verlegte ich es vom Jahr 1985, in dem es spielte, nach 1957. Ich dachte, man könnte die Story gut anhand dieser ziemlich verkorksten Weißen erzählen, bei denen nebenan eine schwarze Familie einzieht - und plötzlich sehen alle in die falsche Richtung!
Foto: Verleih, Oscar Isaac
Was war denn schon in der Originalversion vorhanden?
Die Hauptcharaktere und die Mehrzahl der Dialoge. Oscar Isaacs Figur des Versicherungs­detektivs zum Beispiel war im Prinzip identisch. Was es nicht gab, war die Schlüsselszene am Ende, in der Matt Damon ein Sandwich isst.

Waren die Coens einverstanden mit den Änderungen?
Nun, wir waren zusammen essen, und im Grunde habe ich ihnen zu verstehen gegeben, dass ihr Drehbuch eh nie verfilmt werden würde, weil es für ziemlich viel Geld in der Warteschleife bei Warner steckte. Aber ich hätte ei­ne Idee dafür. Sie meinten, mach nur, viel Spaß. Das war großartig.

Haben die Coens den Film gesehen?
Ja, sie saßen da und meinten nur: heilige Scheiße! Sie waren wirk­lich überrascht und sagten, das hätten sie im Leben nicht erwar­tet. Was mich sehr freut.

Schon "Good Night, and Good Luck", Ihre zweite Regiearbeit, spielt in den Fünfzigerjahren. Was macht für Sie die besondere Faszination dieser Zeit aus?

Eigentlich geht es mir meist darum zu belegen, dass nichts neu ist, deshalb beschäftige ich mich wahrscheinlich auch immer mit der Vergangenheit. Es gibt eine sehr interessante Doku, "Nixon on Nixon", die vor vielleicht zwei Jahren herauskam, darin geht es um das letzte der Nixon-­Tonbän­der. Und wenn wir glauben, dass jemand wie Donald Trump etwas tut, was es vorher noch nie ge­geben hat, muss man sich nur Richard Nixon auf diesen Auf­nahmen anhören, wie er zetert und droht, den Medien und allen berühmten TV­-Nachrichtenmo­deratoren den Krieg zu erklären.

Also sagt uns "Suburbicon" auch etwas über Trump?

Sicher. Der Junge, Matt Damons Sohn im Film, ist in exakt dem Alter wie Donald Trump zu jener Zeit. Wenn alle davon reden, Amerika wieder großartig zu machen, meinen sie eigentlich immer die Eisenhower­-Ära der Fünfzigerjahre. Ja, der US-­Wirt­ schaft ging's damals gut, und es war bestimmt ganz großartig - wenn man ein weißer, hetero­sexueller Mann war. Allen anderen ging es vielleicht nicht ganz so gut.

Was hat Sie geprägt?
Ich bin in den Sechzigern im Mittleren Westen aufgewachsen, genauer in Kentucky, während der Bürgerrechtsbewegung. Ich war sieben Jahre alt, als Martin Luther King erschossen wurde und dann Bobby Kennedy. Das blieb im Bewusstsein, allen.

Suburbicon startet am 9.11. in den Kinos. Unsere Kritik hier