Der Gruselroman "The Shining" von Stephen King zählt zu seinen bekanntesten und erfolgreichsten Werken überhaupt. Insbesondere die Verfilmung von Stanley Kubrick und die Darbietung von Jack Nicholson als Jack Torrance dürften zusätzlich dafür gesorgt haben, dass der Titel bis heute unvergessen bleibt.

Mit "Doctor Sleep" schrieb King Jahre später die Fortsetzung, zu der jetzt die Filmadaption als "Doctor Sleeps Erwachen" in die deutschen Kinos gekommen ist. In der Hauptrolle bekommt es Superstar Ewan McGregor mit Rebecca Ferguson zu tun. Die Schwedin wurde dem breiten Publikum als Ilsa Faust an der Seite von Tom Cruise in den zwei letzten "Mission: Impossible"-Filmen bekannt und spielte unter anderem auch neben Hugh Jackman, Jake Gyllenhaal und Ryan Reynolds in Filmen wie "The Greatest Showman" und "Life".

In "Doctor Sleeps Erwachen" spielt Ferguson die Bösewichtin Rose The Hat, die Jagd macht auf Menschen mit dem "Shining". Im Interview mit TV SPIELFILM sprach sie über King, das Älterwerden und eine ganz besonders emotionale Szene.

Stephen King verpasst

TV SPIELFILM: Wie ist deine persönliche Beziehung zu den Geschichten von Stephen King? Hast du die Bücher gelesen und wenn ja, welche?

Rebecca Ferguson: Ich liebe schon lange Stephen King und habe auch viel von ihm gelesen, aber ich kann dir gerade nicht genau sagen was alles, denn er hat schon so viel geschrieben. Ich fing allerdings erst in meinen 20ern an ihn zu lesen, da ich damals keine gruseligen Bücher und Filme mochte. Ganz sicher weiß ich aber, dass "Doctor Sleep" zu meinen Favoriten gehört.

TV SPIELFILM: Konntest du King während der Dreharbeiten treffen?

Ferguson: Nein, leider nicht. Ich glaube aber, dass er an einem Tag das Set besucht hat, als ich nicht anwesend war. Da war ich schon ein wenig eifersüchtig, auch wenn Leute andauernd sagen, dass man ja nicht seine Helden persönlich treffen sollte. Ich würde ihn aber liebend gern treffen und seinen Gedanken und Ideen lauschen, denn er ist ein brillanter Mann.

Das Vermächtnis von "The Shining"

TV SPIELFILM: Wie war es für dich bei "Doctor Sleep" buchstäblich ins Vermächtnis von sowohl Stephen Kings "The Shining" als auch Stanley Kubricks Verfilmung zu treten?

Ferguson: Es war einfach das unglaublichste Gefühl, Fuß ins Overlook-Hotel-Set zu setzen, das wir gebaut hatten. Das Hotel von außen, das Erdgeschoss, die ikonischen Fahrstühle – es gab einfach so viel, dass aus der Zeit in mir nachhallte, als ich "The Shining" gesehen habe. Was aber auch so wundervoll für mich war, ist die Tatsache, dass ich eine eigenständige Bösewichtin spiele, die nicht Teil von Kubricks "Shining"-Version war. Für mich und meine Figur gibt es also keine Vergleichsgrundlage zwischen den Filmen. Es war also auch eine ziemlich coole Erfahrung, als Rose The Hat durch diese Szenen zu laufen und meine ganz eigene Beziehung zu dieser Umgebung zu finden.

TV SPIELFILM: Deine Figur Rose The Hat ist die Anführerin einer Gruppe, die ständig unterwegs ist. Wie siehst du dich selbst? Bist du auch eine Anführerin?

Ferguson: Ich? Mein Gott, nein. Ich bin keine Anführerin, weil ich nicht durch die Welt gehen kann, ohne dass andere Menschen Teil von mir sind. Wir sind zum Beispiel eine große Familie und es ist eine Zusammenarbeit im Team. Ich sehe niemals, dass Leute für mich arbeiten, sondern wir arbeiten zusammen. Allerdings folge ich auch nicht blindlings, sondern stelle eher infrage, wenn man einer Gruppenmentalität nachgeben soll. Aber ich mag die Sehnsucht nach etwas und ich mag es, Teil von etwas zu sein.

Der unglaublichste Schauspielmoment

TV SPIELFILM: Rose und ihre Anhänger konsumieren das "Shining" anderer, um jung zu bleiben und ihre Leben zu verlängern. Wie stehst zum Thema Alter und Älterwerden?

Ferguson: Natürlich möchte ich noch lange leben. Meine eine Großmutter wurde 100 Jahre alt, die andere 96. Ich bin also sehr glücklich mit diesen Genen. Aber beide lebten nicht in einer Zeit mit Botox und nützlichen Cremes, sondern sie wanderten, unternahmen Spaziergänge, ernährten sich gut, schliefen ausreichend – sie waren einfach glücklich. Meine Vorfahren waren allgemein sehr glückliche Menschen und ich glaube fest daran, dass es das Gegenmittel gegen das Älterwerden und Bitterkeit ist. Ich glaube an die Miterschaffung einer Welt, die einem das Gefühl gibt, jung und obenauf zu sein. Die Welt wurde nicht durch schlauere Menschen erschaffen als wir heute sind. Wir können selbst die Umwelt kreieren, in der wir leben wollen.

TV SPIELFILM: In dem Film gibt es eine grausame Szene, die du mit Jacob Tremblay gedreht hast. Hast du eine besondere Herangehensweise, wenn du etwas Schreckliches mit einem Kinderdarsteller spielen musst?

Ferguson: Wir haben im Vorfeld natürlich erst einmal die Szene durchstrukturiert und zum Beispiel genau festgelegt, wann meine Hand oder mein Fuß wo sein muss. Es ist alles sehr statisch, als würde man einen Tanz choreographieren. Wenn man das alles einmal festgelegt hat, kann man sich innerhalb dieser Grenzen frei bewegen. Und gleich von Anfang an habe ich bemerkt, dass Jacob genau weiß, was er tut, in der Art wie er Dinge erfragt, sich seine Szene anschaut und allgemein wie er alles in sich aufsaugt. Als es dann "Action" hieß, war ich nicht auf die Gefühle vorbereitet, die ich dann tatsächlich haben würde. Ich war nicht drauf gefasst, dass ich anfangen würde zu weinen, als ich ihn spielen sah. Und ich musste mir dann die Tränen aus den Augen wischen und mich selbst vorher ohrfeigen, sonst hätte ich die nächste Aufnahme in den Sand gesetzt. Das war einer der unglaublichsten Momente in meinem Leben als Schauspielerin.

"Doctor Sleeps Erwachen" ist seit dem 21. November 2019 in deutschen Kinos zu sehen.