Als er mit 17 in Dublin von der Schule flog, ging er erst mal in den Pub und bestellte sich ein Bier. Colin Farrell ließ sich schon damals von niemandem etwas sagen, mit Ausnahme seiner Mutter, die auch heute noch die wichtigste Person in seinem Leben ist.

Vielleicht rührt daher die anhaltende Vorliebe des Hollywood-Stars für Frauen, die wesentlich älter sind als er selbst. Vor sieben Jahren, Farrell war damals 28 und schon ein notorischer Womanizer, baggerte er die britische Schauspielerin Eileen Atkins kurz vor deren siebzigsten Geburtstag an, wobei ihr klar war, dass er mehr als ein Autogramm wollte. Eher platonisch war dagegen seine Verehrung für Liz Taylor, mit der er in den letzten Jahren ihres Lebens oft telefonierte. Bei der Beerdigung am 24. März rezitierte Farrell ein Gedicht.

Diese Liebe zur Poesie, die der 35-Jährige mit vielen Iren teilt, spiegelt sich nicht unbedingt in seinen Rollen wider. Farrell ist ein sportlicher Darsteller, der viel mit dem Körper ausdrückt, und dieser Qualität verdankte er auch die Hauptrollen in dem Historiendrama "The New World" von Terrence Malick, dem diesjährigen Gewinner der Goldenen Palme in Cannes, und in Oliver Stones Monumentalfilm "Alexander". Die spektakuläre 150-Millionen-Dollar-Produktion katapultierte Colin Farrell in die A-Liga Hollywoods.

Farrell gab das Geld, das er verdiente, mit vollen Händen wieder aus. Seine Partys waren legendär, an Schampus und schönen Schauspielerinnen herrschte kein Mangel. "Frauen sind für mich die beste Erfindung, die der liebe Gott jemals gemacht hat: Sie sehen toll aus, riechen gut und fühlen sich wunderbar an", hat er einmal gesagt.

Mal wurde ihm eine Affäre mit Angelina Jolie nachgesagt, mal eine mit Britney Spears und jüngst ein Techtelmechtel mit der Sängerin Rihanna, das aber wohl nur in der Fantasie von Journalisten stattfand. Farell hat zwei Söhne von zwei verschiedenen Frauen, von denen er getrennt lebt. Aber der Mann hat ja noch seine Mutter. Und den Job.

Seit 2005 ist der Ire clean, hat nach einer Entziehungskur nie wieder einen Schluck Alkohol angerührt. Mit dem Whisky-Blues hat sich auch der Weltschmerz aufgelöst. Farrell ist heute viel besser drauf als früher. Und er ist ein besserer Schauspieler. Für "Brügge sehen ...und sterben?", den die ARD als Free-TV-Premiere zeigt, erhielt er einen Golden Globe. Am 30. Juni startet im Kino sein neuer Film "The Way Back". Bereits abgedreht ist "Friday Night", in dem der Ire als Vampir eine blutige Spur über die Leinwand zieht.

Im nächsten Jahr unterzieht er sich dann vor den Augen des Kinopublikums dem definitiven Härtetest für jeden Actiondarsteller: Colin Farrell spielt die Rolle von Arnold Schwarzenegger im Remake von "Total Recall". Mama drückt bestimmt die Daumen.

Rainer Unruh