Es liegt eine zerreißende Spannung in der Luft, als Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) und die junge FBI-Anwärterin Clarice (Jodie Foster) sich das erste Mal nur durch eine Glasscheibe getrennt begegnen. Lecter soll der jungen Agentin helfen, einen Serienmörder zu fassen, der Frauen entführt, sie tötet und aus ihrer Haut ein Kleid fertigt, um selbst zur Frau zu werden. In dieser verstörenden Geschichte taucht immer wieder ein Falter auf, der am Tatort hinterlassen wird. Doch warum ausgerechnet dieses Tier? Wofür steht er?
Das Schweigen der Lämmer: Der unheimliche Totenvogel
Es handelt sich bei dem Insekt um einen Totenkopfschwärmer, der seinen Namen durch die charakteristische farbige Zeichnung auf seinem Rücken hat, die oft sehr einem menschlichen Schädel ähnelt. Was von der Natur aus reiner Zufall ist, sorgt seit Jahrhunderten bei den Menschen für Angst und Schrecken. Der Falter stammt eigentlich aus den Tropen Afrikas, doch findet in Zeiten des Klimawandels auch immer mehr Verbreitung in Südeuropa. Mit einer Spannweite von bis zu 13 cm gehört er zu den größten Schmetterlingsarten der Welt.
Wegen seiner Größe und dem Totenkopf auf dem Rücken nannte man ihn früher auch Totenvogel. Es ranken sich zahlreiche mystische Geschichten rund um den Falter und den Tod. Mit der Wahrheit hat dies wenig zu tun. Die Schmetterlingsart gilt als absolut harmlos. Doch der Ruf eilt dem Tier voraus und so wurde er auch in "Das Schweigen der Lämmer" zum zentralen Motiv.
Der Falter und die drei Verwandlungen im Film
Im Film steht der Falter für gleich drei Verwandlungen. Zum einen die Verwandlung des Serienmörders Jame Gump (Ted Levine) zur Frau, dann die Wandlung Hannibals vom Gefangenen zum freien Mann und nicht zuletzt die Verwandlung von Clarice von der ambitionierten FBI-Schülerin zur vollwertigen FBI-Agentin, die mit ihrer Vergangenheit abschließen kann.
Die Larven, die Gump in den Mündern der Opfer hinterlässt, geben Hannibal den Hinweis, dass der Mörder sich verwandeln möchte, wie die Raupe zum Schmetterling. Auch das Filmplakat ziert ein Totenkopfschwärmer über dem Mund von Jodie Foster. Bei näherem Betrachten zeigt sich, dass der dort abgebildete Totenkopf aus sechs nackten Frauen geformt ist und damit eine Anspielung auf die Morde - wie auch auf das Motiv "In Voluptas Mors" von Philippe Halsman und Salvador Dalí.
Schokoriegel wird zum Totenkopfschwärmer
Auch wenn im Film immer wieder vom Totenkopfschwärmer die Rede ist, der Zuschauer bekommt nur selten wirklich einen zu sehen. In vielen Darstellungen handelt es sich um den kleineren Tabakschwärmer, dem in der Maske mithilfe eines künstlichen Fingernagels mühsam ein Totenkopf auf den Rücken geklebt wurde. Die Puppen des Falters wurden in manchen Szenen schlicht mit einem Schokoriegel nachgestellt.
Wenn in einer Szene eine Puppe aufgeschnitten wird, um die Art des Tieres zu bestimmen, dann ist auch dies ein reiner Effekt und hat mit der Wirklichkeit wenig zu tun. Tatsächliche Rätsel gibt der Totenkopfschwärmer den Forschenden immer noch auf, wie er es unbemerkt in freier Natur in Bienenstöcke schafft, um dort den Honig zu essen. Es wird vermutet, dass er den Duft von Bienen imitieren kann und sich so unbemerkt trotz seiner Größe im Volk bewegen kann.
