Das gibt's nirgendwo sonst auf der Welt. Bibbernde Massen stehen sich in einer winterkalten Stadt am Ticketschalter die Beine in den Bauch, um innerhalb von elf Tagen Filmpremieren zu sehen. Große Filme, kleine Filme, darunter viele, die man sonst nie zu Gesicht bekommen würde. Damit hat sich die Berlinale eine führende Rolle im internationalen Festivalbetrieb erobert, hinter Cannes, aber noch vor Venedig. Parallel zur gestiegenen politischen Bedeutung Berlins stößt das breit gestreute Programm auf immer größere Resonanz; bei den Marktmachern, in der Kino-Community, aber eben auch beim Volk. 503 000 Besucher zählte Berlinale-Chef Dieter Kosslick 2016.
Geschichte der Berlinale
1951 von der US-Besatzungsmacht ins Leben gerufen, residierte das Festival ab 1957 im Zoo Palast, gleich hinter dem Breitscheidplatz. Hier traf sich lange Jahre ein exklusives Grüppchen Filmfans, um sich dem Lichtspielkult hinzugeben.
Nach einer Politisierung im Zuge der Studentenrevolte entwickelte die Berlinale seit den 80er-Jahren einen unaufhaltsamen Zug zur Größe. Rund um die zentrale Wettbewerbsreihe entstanden immer neue thematische Ableger und Reihen, die die ganze Bandbreite des Weltkinos widerspiegeln. Zusätzlich verlieh Sponsorenflüsterer Kosslick dem angebundenen European Film Market mehr Gewicht - all das trägt dazu bei, dass der Festival-Bär auch 2017 weiter brummt.
Nach einer Politisierung im Zuge der Studentenrevolte entwickelte die Berlinale seit den 80er-Jahren einen unaufhaltsamen Zug zur Größe. Rund um die zentrale Wettbewerbsreihe entstanden immer neue thematische Ableger und Reihen, die die ganze Bandbreite des Weltkinos widerspiegeln. Zusätzlich verlieh Sponsorenflüsterer Kosslick dem angebundenen European Film Market mehr Gewicht - all das trägt dazu bei, dass der Festival-Bär auch 2017 weiter brummt.
Die Highlights im Programm
Programmatisch balanciert die Filmschau auf dem Drahtseil. Unter den circa 400 Beiträgen, die zwischen dem 9. und 19. Februar zu sehen sein werden, findet sich naturgemäß viel Cineastisches und Entlegenes, für den nötigen Glamourfaktor sorgen Premieren wie "T2: Trainspotting", die fortsetzung des Kultfilms von 1996 oder der neue "Wolverine" von James Mangold.
Im "Wettbewerb" sucht die Berlinale die goldene Mitte zwischen Anspruch und Wirkung. Als Gewinner des Goldenen Bären waren zuletzt Standpunktfilme wie die Fluchtlingsdoku "Seefeuer" zu entdecken. Zu den Berliner Entdeckungen zählt auch ein Regisseur wie Oren Moverman. Sein bewegendes Gefallenendrama "The Messenger - Die letzte Nachricht" (3sat, 8.2.) gewann 2009 den Silbernen Bären fürs Drehbuch, seither hat der Amerikaner mit israelischen Wurzeln die Brian-Wilson-Bio "Love & Mercy" und den Charakterthriller "Rampart - Cop außer Kontrolle" gedreht. Nun läuft Movermans "The Dinner" im Wettbewerb, eine heikle Romanverfilmung, die Roman Polanskis "Gott des Gemetzels" als Gesellschaftsdrama beerben und eine Kontroverse anstoßen könnte. Im Sinne der Berlinale wäre das toll - aber auch wenn Movermans Stars Richard Gere, Steve Coogan oder Laura Linney über den roten Teppich stolzierten. Ein bisschen Hollywood-Spektakel kann nicht schaden, das Festival will ja seinen Rang als Publikumsmagnet verteidigen.
Autor: Kai Nungessser
Im "Wettbewerb" sucht die Berlinale die goldene Mitte zwischen Anspruch und Wirkung. Als Gewinner des Goldenen Bären waren zuletzt Standpunktfilme wie die Fluchtlingsdoku "Seefeuer" zu entdecken. Zu den Berliner Entdeckungen zählt auch ein Regisseur wie Oren Moverman. Sein bewegendes Gefallenendrama "The Messenger - Die letzte Nachricht" (3sat, 8.2.) gewann 2009 den Silbernen Bären fürs Drehbuch, seither hat der Amerikaner mit israelischen Wurzeln die Brian-Wilson-Bio "Love & Mercy" und den Charakterthriller "Rampart - Cop außer Kontrolle" gedreht. Nun läuft Movermans "The Dinner" im Wettbewerb, eine heikle Romanverfilmung, die Roman Polanskis "Gott des Gemetzels" als Gesellschaftsdrama beerben und eine Kontroverse anstoßen könnte. Im Sinne der Berlinale wäre das toll - aber auch wenn Movermans Stars Richard Gere, Steve Coogan oder Laura Linney über den roten Teppich stolzierten. Ein bisschen Hollywood-Spektakel kann nicht schaden, das Festival will ja seinen Rang als Publikumsmagnet verteidigen.
Autor: Kai Nungessser