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Child's Play – Unsere Kritik zum smartesten "Chucky" aller Zeiten

Chucky in Childs Play Gesicht
Chucky meint es in "Child's Play" nur gut Verleih

Böse Sci-fi-Satire statt Puppenhorror – Das "Chucky"-Reboot krempelt den Mythos der Mörderpuppe radikal um, bleibt dem Geist des Franchises aber treu. Die TV Spielfilm-Kritik.

Künstliche Intelligenz statt faulem Voodoozauber: "Child's Play" stellt den Mythos der Mörderpuppe vom Kopf auf die Füße. In dem Reboot des garstigen Klassikers von 1988 wird Chucky nicht von dem Geist eines toten Killers beseelt. Hier ist die rothaarige Puppe ein Hightechspielzeug, das durch ein selbstlernendes Programm immer schlauer wird.

Die Ausgangssituation von "Child's Play" (so lautete auch der Originaltitel des ersten Films) ist aber fast die gleiche wie vor 30 Jahren. Ein einsamer Junge bekommt von seiner alleinerziehenden Mutter eine Puppe geschenkt, die ein fieses Innenleben entwickelt. Der Held heißt gestern wie heute Andy Barclay, ist diesmal aber kein naiver Sechsjähriger, sondern ein gefrusteter 13-Jähriger (Gabriel Bateman, der an Hörproblemen und dem neuen Freund der Mutter (Aubrey Plaza) leidet. Die schuftet in einem Spielwarenladen, in dem die smarte "Buddi"-Puppe des Tech-Giganten Kaslan Corporation gerade der heiße Scheiß ist. Ein Exemplar kann sie sich aber trotzdem nicht leisten, deshalb bedient sie sich bei einer Puppe, die auf dem Müll gelandet ist.

Dummerweise gelangt sie an ein Modell, bei dem ein Programmierer in Vietnam den Schalter auf "böse" umgestellt hat (Jedes technische Gerät hat so einen, wissen wir von den "Simpsons"). Um sich an seinem Ausbeuterchef zu rächen, stellt er alle Sicherheitsmaßnahmen aus, die verhindern, dass die Puppe unethische Handlungen ausführt – und springt dann aus dem Fenster. Der kleine Seitenhieb auf die ausbeuterische Praxis von freundlichen Techfirmen ist nicht die einzige Spitze gegen Konsumwahn und blindes Gewinnstreben, den sich das Reboot von Lars Klevberg erlaubt.

Andy aktiviert seinen neuen besten Freund, der sich aus unerfindlichen Gründen Chucky nennt (ironischer Seitenhieb auf das aus der Mode gekommene Original?). Die Puppe lernt schnell: Das Andy von seiner Katze und dem Stiefvater in Spe genervt ist. Und von "Texas Chainsaw Massacre 2" lernt Chucky, dass Gewalt lustig und die Lösung aller Probleme ist. Nur Andy kann die Puppe, die er weckte wieder einfangen. Keine einfache Aufgabe, kann sich Chucky doch sich in viele Systeme einloggen und Drohnen in fliegende Häcksler verwandeln.  

Child's Play 2019: Sci-fi-Satire statt Horror

Foto: Verleih, Wer spielt mit wem? Chucky und Andy

Der neue "Child‘s Play" ist eher eine dunkle Sci-fi-Satire als ein Horrorthriller. Das Dauerthema des Genres, die Ängste vor einer unkontrollierbaren Technik, aktualisiert er gar nicht mal so unrealistisch vor dem Hintergrund des Eindringens von Alexa und Co. in unseren Alltag. Die Horrorvision totaler Vernetzung, die den Menschen als Feind erkennt (auch das ein Sci-fi-Standard) spielt das Reboot clever und mit aller Konsequenz durch, auch wenn Fragen offen bleiben.

Durch den Kniff, dass Chucky sich Andys heimliche Wünsche merkt und in die Tat ausführt bekommt der Thriller auch noch eine schöne psychologische Tiefendimension. Auch wenn der Film "nur" ab 16 freigegeben ist, gibt es ein paar rabiate Kills und makabere Momente. Für Hardcore-Chucky-Anhänger ist das Update vielleicht eine Enttäuschung, für Fans von smartem Horror keine Offenbarung, aber eine gute Erfahrung.