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"Big Manni": TV-Satire über den Flowtex-Skandal

Big Manni, Hans-Jochen Wagner
Sender

Wahrer geht's nicht: Wie nah kommt der TV-Film "Big Manni" mit Hans-Jochen Wagner einem der größten Finanzskandale in der Geschichte der Bundesrepublik?

Erinnern Sie sich noch an Flowtex? Der Firmenname steht synonym für Großspurigkeit, verschwenderischen Luxus und eine betrügerische Abzocke mit Bohrgeräten, die es gar nicht gab. Im Mittelpunkt ein ehemaliger Autohändler, der sich kurzzeitig zum Vorzeigemanager der deutschen Wirtschaft aufschwingt: Manfred Schmider.

Jetzt erinnert der TV-Film "Big Manni" an die Geschehnisse in den 90er-Jahren und ihren damaligen Hauptakteur. Die von Niki Stein inszenierte Story um einen Hochstapler, der den Finanzmarkt um Milliarden betrügt, ist fraglos eine prickelnde Posse und nicht umsonst unser Tagestipp am 1. Mai – aber ist sie auch wahr?

Schmider selbst, der nach siebenjähriger Haftzeit heute auf Mallorca lebt, wollte auf Anfrage dazu keine Stellung nehmen. Anders Autor Johannes Betz, der die Story "sehr nah an der Wirklichkeit" verortet. Er hatte den ehemaligen Flowtex-­Chef in der Vorbereitung ­mehrmals getroffen – immer im Beisein von dessen Anwalt. Auch den fertigen Film haben sich der erfahrene Fachmann fürs zeitgeschichtliche Sujet ("Die Spiegel-Affäre") und Co- Autor Jürgen Rennecke mit Schmider angeschaut. "Es hat ihm wehgetan. Aber er hat sich fair behandelt gefühlt."
Schmider heißt jetzt Brunner
Tatsächlich hatte man anfangs gar keine Komödie im Sinn. Die ergab sich von allein. Das Geschehen entpuppte sich bei näherer Betrachtung als derart abstrus, "da konnte man nicht anders". Eine satirische Komponente offenbarte sich bei der Recherche nicht nur im Charakter Schmider, sondern ebenso bei jenen, die bereitwillig auf ihn reingefallen sind, und "in den Strukturen eines provinziellen Bankenwesens, das am großen Rad drehen will".

Im weiteren Verlauf stolperten die Macher über allerlei ­Unwahrheiten, die in Presseberichten und Sachbüchern verbreitet wurden. Die fehlerhafte Berichterstattung bezüglich Schmiders angeblich ganovenhaftem Elternhaus wundert sie bis heute. "Wir haben im Film, so fiktionalisiert er ist, einiges geradegerückt."

Wahrer geht's nicht. Aber warum heißt die von Hans-Jochen Wagner gespielte Figur im Film nicht Schmider, sondern Manfred Brunner? Tatsächlich hatten die Justiziare des Senders dazu aufgefordert, um Eventua­litäten vorzubeugen. Betz hätte darauf verzichten können: "Zwar sind alle Figuren im Film natürlich Kunstfiguren. Was sie tun, ist aber weitgehend tatsächlich so passiert." Auch um die Story in 90 Minuten überhaupt erzählbar zu machen, musste man "verdichten". So ­fügen sich aufseiten der Banker, der Politik und der Ermittler ­eine Vielzahl an Beteiligten zu wenigen Charakteren zusammen. Daneben gibt es wieder Akteure, die ­eindeutig zugeordnet werden können – wie einen Politiker, der dem Ex-FDP-Chef Baden- Württembergs ­Jürgen Morlok entspricht.

Abgeschlossen ist der Flowtex-Fall auch fast 20 Jahre nach dem Betrug noch nicht, wie der immer wieder aufflammende Streit um das private Big-Manni-­Vermögen zeigt. Stoff für eine freche Fortsetzung? "Zweifellos", meint Betz, "aber dann ­wären die Protagonisten die ­Insolvenzverwalter, die sich jährlich ein fettes Honorar überweisen. Ebenfalls unglaublich und moralisch fragwürdig – aber völlig legal."

Den wirklich wahren Manni präsentiert im Anschluss die Doku "Big Manni – Big Money" um 21.45 Uhr.