Austin Butler ist ein Kalifornier, wie er im Buche steht: Groß, attraktiv, ein Lächeln, das Steine zum Schmelzen bringt, beste Voraussetzungen also, um Elvis Presley, den König des Rock‘n‘Roll, ach was, den König der Könige zu spielen. Regisseur Baz Luhrmann, bekannt für knalliges Kino, man denke nur an "Strictly Ballroom" oder "Moulin Rouge", hätte sich keinen besseren Schauspieler wünschen können, dennoch: Um Elvis Presley glaubhaft auf die Leinwand zu bringen, dazu gehört etwas mehr, das musste auch Austin Butler erfahren.

Anno 1991 im kalifornischen Anaheim das Licht der Welt erblickt, startete Austin Butler seine Karriere schon früh. Er debütierte in einer Serie auf Nickelodeon, gab den James Garrett in "Zoey 101", war später auch in "Hannah Montana" und "Die Noobs" zu sehen, in "The Carrie Diaries" und Tarantinos "Once Upon A Time In Hollywood", wo er mit Charles Watson ein Mitglied der Manson-Family spielte.

"Elvis"-Star Austin Butler: Die Verwandlung beginnt

Jetzt also gleich diverse Schritte auf einmal – im Sog so großartiger Musik-Biopics wie "Bohemian Rhapsody" oder "Rocketman" ist "Elvis" nichts weniger als ,the next big Thing‘ – und damit auch Austin Butler. Ein Videotape hatte er Luhrmann geschickt, darauf eine Art Audition, Butler singt den Schmacht-Klassiker "Unchained Melody". Luhrmann ist baff, so emotional und ungewöhnlich ist Butlers Vortrag. Die beiden kommen ins Gespräch, Butler bekommt den Part und macht eine Art persönliche Verwandlung durch.

Austin wird Elvis, Butler wird Presley, der Kalifornier verschmilzt förmlich mit seinem Part. Luhrmann selbst hat Schwierigkeiten den wahren Butler überhaupt hinter seiner Rollen-Fassade zu erkennen. Butler spricht, geht, tanzt, singt wie Elvis, wahrscheinlich träumt er sogar die Träume des King. Er pilgert nach Graceland, Presleys sagenumwobenen Wohnsitz von einst, er freundet sich mit Priscilla Presley an, die ihn mit offenen Armen empfängt.

"Elvis" - Hat sich all das gelohnt?

Es gibt sogar biografische Parallelen: Wie Elvis Presley verlor auch Butler seine Mutter, als er gerade einmal 23 Jahre alt war. "Ich bekam eine Gänsehaut, als ich davon erfuhr", so Butler in einem Interview. "Ich dachte nur: Okay, das ist meine innere Verbindung." Luhrmann schwärmt von seinem Hauptdarsteller: "Wie Elvis verfügt auch Austin über eine tiefe Spiritualität, er ist sehr sensibel und tiefgründig."

Als sich die Dreharbeiten aufgrund der Pandemie verzögern, nutzt Butler die Zeit, verwandelt sein Appartment in eine Art Elvis-Schrein, tapeziert die Wände mit Fotos und Zeitungsausschnitten, hört nur Elvis, liest ausschließlich über Elvis, verschmilzt jetzt endgültig mit seiner Rolle – hält lange Zeit die Kunstfigur, den wahren Elvis und sein Ego in Balance, tanzt, shoutet, singt, schüttelt die Hüften, wie einst Elvis höchstpersönlich. Am Ende der Dreharbeiten dann der Zusammenbruch. Man diagnostiziert einen Virus, der eine Blinddarm-Entzündung bei Butler imitiert, eine Woche lang ist er ans Bett gefesselt. "Mein Körper gab den Geist auf", so Butler. Im wahrsten Sinne des Wortes: Vielleicht ist es der Geist des King, der ihm so wieder entwich, ihn zunächst zu Boden warf, bis er sich schließlich wieder erholt hatte.

Ob sich das alles gelohnt hat, davon kann sich jetzt das Kinopublikum überzeugen. Beim Filmfestival in Cannes gab es viel Applaus, aber auch ein paar kritische Stimmen. Die Wahrheit liegt auf dem Platz, oder besser: auf der Leinwand.

Der King ist tot – es lebe der King.