Nach dem Tod ihres Vaters muss sich "Fräulein Schmetterling" Helena Raupe (Melania Jakubisková) allein um ihre 6-jährige Schwester Asta (Christa Heiser) kümmern. Stadtbezirksmitarbeiter Himmelblau (Rolf Hoppe) besorgt ihr dafür Anstellungen, erst als Fischverkäuferin, dann in einem Exquisit-Modegeschäft. Als sie auch dort rausfliegt, wird sie Busschaffnerin. Dabei hat die 17-Jährige ganz andere Träume. Stewardess möchte sie werden, oder Mannequin.
Der Film nach einem Drehbuch von Christa und Gerhard Wolf gewährt durch teilweise mit versteckter Kamera gedrehte Dokumentarszenen realistische Einblicke das Berliner Alltagsleben der 1960er-Jahre, zu realistisch offensichtlich, denn die Produktion von "Fräulein Schmetterling" musste wegen "grober Verfälschung des Lebens in der DDR" abgebrochen werden, die Schnittfassung von Regisseur Kurt Barthel galt seither als verschollen.
"Eine objektiv feindliche Wirkung"
Konkret lautete der Vorwurf: "Der Film entstelle die Wirklichkeit unserer Republik und bringe eine Philosophie zum Ausdruck, die mit unserer Philosophie nicht das geringste zu tun habe. Es sei eine geistige Haltung, eine Ideologie, die objektiv eine feindliche Wirkung habe." Das Rohmaterials landete im Giftschrank, wo es sich in durchaus guter Gesellschaft befand. Auch "Spur der Steine", "Denk bloß nicht, ich heule" oder "Das Kaninchen bin ich" waren vom Verbot betroffen.
"Fräulein Schmetterling" sollte erstmals von 2002 bis 2004 rekonstruiert werden, 2019/20 erstellte die DEFA-Stiftung dann anhand des Original-Drehbuchs und der vorhandenen Musikmotive eine neue Schnittfassung. Fehlende Dialoge wurden neu synchronisiert. Der seit Anfang Mai 2021 fertig digitalisierte Film feiert jetzt TV-Premiere: Freitagnacht (25./26. Juni) um 00.00 Uhr im MDR-Fernsehen. Bereits seit 24. Juni ist er sieben Tage in der ARD MEDIATHEK verfügbar.
Am 13. August zeigt der MDR "Der geteilte Himmel" nach dem gleichnamigen Roman von Christa Wolf. "Fräulein Schmetterling"-Regisseur Barthel war hier als Regie-Assistent beteiligt.