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"Aquaman"-Kritik: Albern und überwältigend

Jason Momoa als Aquaman
Jason Momoa als "Aquaman" Verleih

Mit "Aquaman" wird demnächst ein weiterer Superheld von DC/Warner auf der Leinwand mit seinem eigenen Kinofilm zu sehen sein. Ob der wohl etwas taugt? Wir verraten es euch.

Seit den ersten "X-Men"-und "Spider-Man"-Filmen und spätestens mit der Entstehung des MCU sind Comicverfilmungen eine der treibenden Kräfte des Kino-Mainstreams unserer Zeit. Nachdem Marvel in der Hinsicht schon mächtig vorgelegt hatte und, so viel ist gegenwärtig sicher, noch immer die Nase vorn hat, stieg auch Konkurrent DC in Zusammenarbeit mit Warner ins Rennen um die Gunst des Publikums ein. Doch ob "Justice League" oder "Suicide Squad", im direkten Kräftemessen musste man sich stets gegenüber den "Avengers" oder zum Beispiel "Thor" geschlagen geben - kommerziell wie künstlerisch. Einzige Ausnahme bildete bislang "Wonder Woman" von 2017: Der Film von Patty Jenkins machte nicht nur ordentlich Kasse, sondern wurde auch von den Kritikern sehr gut angenommen. Nun schickt sich mit "Aquaman" der nächste Superheld aus dem eigenen DC-Portfolio dazu an, die große Leinwand zu erobern und man kann mit Freuden sagen, dass das DCEU genannte Universum um Batman, Superman und Co. jetzt um einen weiteren Knaller reicher geworden ist.

Die Handlung von "Aquaman"

Arthur (Jason Momoa) ist der Sohn eines Menschen und der Königin von Atlantis (Nicole Kidman) und hatte sein Leben lang keine Ahnung von seiner wahren Bestimmung gehabt. Doch als sein Halbbruder Orm (Patrick Wilson) einen Krieg gegen die sogenannte Oberwelt plant, wird Arthur gezwungen, sich seinem Schicksal zu stellen. Gemeinsam mit Mera (Amber Heard) begibt er sich auf die Suche nach dem legendären Dreizack des ersten atlantischen Königs, mit dem er den Anspruch auf den Thron geltend machen kann. Doch die Reise ist voller Tücken und die Schergen Orms sind ihm auf den Fersen...
Foto: Verleih, Filmplakat zu "Aquaman"

Ein Hingucker!

Angeblich betrug das Produktionsbudget von "Aquaman" stolze 200 Millionen US-Dollar und man kann ruhigen Gewissens behaupten, dass man wirklich jeden einzelnen Cent davon auf der Leinwand sieht: Visuell ist der Film von James Wan einfach atemberaubend! Die Effekte sind bei einem Film dieser Größenordnung erwartungsgemäß perfekt, aber es ist nicht allein ihre technische Umsetzung, sondern was sie damit zum Leben erwecken, weshalb die Kinnlade regelmäßig auf den Boden kracht. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um detailliert und äußerst fantasievoll gestaltete Unterwasserwelten handelt oder um besonders furchteinflößende Monster, in denen sich die ganze Horrorerfahrung Wans niederschlägt (er ist immerhin das "Conjuring"-Genie) - was er und seine Mitarbeiter an kreativen Geschützen auffahren, gehört optisch zum beeindruckendsten, was man im Jahr 2018 im Kino projiziert bekam.
Foto: Verleih, Szene aus "Aquaman": Die entworfenen Bilderwelten sind einfach atemberaubend!

Bekannte Elemente

Die Fülle an Details und Einfällen ist dabei bei einem einzigen Durchlauf kaum in ihrer Gänze zu erfassen und durch die Breite der Erzählung kommt man auch in den Genuss verschiedenster Settings, die durchaus Erinnerungen an unter anderem "Avatar", "Der Herr der Ringe" oder "Blade Runner" wecken und in einer längeren Sequenz wandeln die Protagonisten auf den Spuren von "Indiana Jones". In der Tat mögen sich das Skript und dessen Umsetzung an verschiedenen Werken bedienen, doch daraus wird nie ein Hehl gemacht. Gekonnt werden diese miteinander zu einer abenteuerlichen und oft auch augenzwinkernden Geschichte verwoben, an deren Ende auch noch ein Schlachtengetümmel wartet, dass selbst den "Infinity War" wie eine Keilerei unter Kindern aussehen lässt.
Foto: Verleih, Jason Momoa als "Aquaman": Der Schauspieler macht ganz offensichtlich eine formidable Figur als Titelheld.

Blockbuster-Klischees

Bisweilen wird es aber eine Spur zu weit getrieben: In einzelnen Momenten gerät die Inszenierung ein wenig zu selbstentlarvend und scheint dadurch eine Meta-Ebene durchblicken zu lassen, die den Eindruck vermittelt, dass dies alles doch eigentlich ziemlich großer Blödsinn ist, der unbedingt ironisch gebrochen werden muss. Dadurch droht der Film manchmal sich selbst als Blockbuster zu unterwandern, was er aber eigentlich nicht nötig hat. Die DC-Verfilmung ist jedenfalls so knallbunt, actionreich und damit unterhaltsam geworden, dass man gut daran getan hätte, sie auch als solche sein zu lassen. In anderen Szenen wiederum werden Klischees regelrecht mit Anlauf und mit Leidenschaft in die Arme geschlossen und ohne Rücksicht auf die Zuschauer zelebriert."Aquaman" ist wahrlich ein Mainstreamprodukt, wie es im Buche steht, mitunter unfreiwillig albern, aber die meiste Zeit über aufrichtig in seinem unbedingten Willen zum Spektakel und damit in seiner Künstlichkeit sehr authentisch.

Die starke Besetzung steht dem in nichts nach. Angeführt wird das Ensemble natürlich von Jason Momoa als Titelheld, der allzu schnell nicht zu einem Edelmimen wird, sondern ähnlich wie Dwayne Johnson neben seiner imposanten physischen Statur mit Charme und Charisma punktet und seinen "Aquaman" zu einer ziemlich coolen Socke macht. Neben ihm spielt sich vor allem ein vollkommen losgelöster Patrick Wilson als Antagonist in den Vordergrund, der sichtlich mit Spaß und Energie bei der Sache war und seinem Orm inbrünstigen Zorn verleiht. Doch auch die pure routinierte Präsenz von Veteranen wie Willem Dafoe, Dolph Lundgren oder Nicole Kidman wertet den Film selbst in den Nebenrollen noch auf.

Fazit: "Aquaman" wirkt bisweilen ziemlich albern, aber wer sich daran nicht stört, wird mit wild wuchernder Fantasie und einer besonders visuell überwältigenden Kinoerfahrung belohnt, die 2018 ihresgleichen sucht. Zieh dich ganz warm an, Marvel!

Warner Bros.