Machen wir uns nicht vor: "La La Land" gewinnt den Hauptpreis als Bester Film und räumt auch sonst ganz groß ab. Das Musical gewann im Vorfeld fast alle relevanten Preise in vielen Kategorien. Dennoch sind bei der 89. Oscarverleihung ein paar Kategorien und andere Fragen so spannend wie selten.
Wie viele Oscars gewinnt "La La Land"?
Ob das Musical einen Oscar bekommt, ist nicht die Frage sondern wie viele. 14 Nominierungen hat "La Land" geerntet und damit den Rekord von "Alles über Eva" (1951) und "Titanic" (1997) eingestellt. Manche Kritiker trauen dem Film jetzt sogar zu, den Rekord für die meisten Oscars zu knacken. 11 Goldjungen gewannen jeweils "Ben Hur" (1959), "Titanic" und "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" (2003). Den Rekord zumindest einzustellen ist gar nicht so unwahrscheinlich. "La La Land" hat gute Chancen in den Kategorien Film, Regie, Hauptdarstellerin (Emma Stone), Drehbuch, Kamera, Musik, Song, Schnitt, Ausstattung, Kostüme und Tonmischung.
Wer wird bester Hauptdarsteller?
Bis vor ein paar Wochen hätte die Antwort auf die Frage ohne die Gefahr eines Widerspruchs noch Casey Affleck gelautet. Der 41-Jährige gewann für seine Rolle in "Manchester by the Sea", als traumatisierter Hausmeister, der sich um seinen verwaisten Neffen kümmern muss, viel Lob und Preise vom Golden Globe zu Bafta. Nur den SAG Award gewann er nicht. Der Preis der Schauspielervereinigung ging an Denzel Washington für "Fences". Und der SAG ist besonders bedeutend als Indikator für den Oscar, da dieselben Leute bei beiden Preisen abstimmen dürfen. Seit dem SAG Award gibt es ein Kopf-an- Kopf-Rennen zwischen Affleck und Washington.
Emma Stone oder Isabelle Huppert?
Bei den Hauptdarstellerinnen gibt es eine hochinteressante Konstelllation: Senkrechtstarterin Emma Stone, die mit 28 Jahren schon ihre zweite Nominierung feiern durfte, tritt als Favoritin gegen die 61-jährige Isabelle Huppert an, die als eine der besten lebenden Schauspielerinnen gilt, aber noch nie oscarnominiert war. Stone in "La La Land" eine sympathische, technisch perfekte Darstellung ab. Aber Huppert haut als wehrhaftes Vergewaltigungsopfer in "Elle" eine derartige Tour de Force raus, dass sie in einer besseren Welt gewinnen müsste. Beide holten übrigens den Golden Globe, Huppert als Drama-Darstellerin, Stone in der Kategorie Musical/Komödie.
Wer holt den Auslands-Oscar?
Nachdem hochgehandelte Kandidaten wie "Elle" aus Frankreich und "Neruda" aus Chile es nicht unter die Nominierten für den besten fremdsprachigen Film schien für "Toni Erdmann"-Regisseurin Maren Ade der Weg zum Oscar-Podium frei. Der deutsche Beitrag sorgte schon beim Filmfestival in Cannes im Mai für Furore, lief fast weltweit im Kino und für ein US-Remake kehrt sogar Jack Nicholson aus der Schauspielrente zurück.
Doch in den letzten Wochen kippte die Stimmung. Schuld war mal wieder Donald Trump. Sein später gekipptes Einreiseverbot für Muslime aus bestimmten Ländern hätte auch das Team des iranischen Beitrags "The Salesman" betroffen, in der Filmwelt hob eine Solidarisierungswelle an. Die Welle könnte das Ehedrama über eine mutmaßliche Vergewaltigung bis zum Oscar tragen. Verdient hätte "The Salesman" den Preis genauso wie "Toni Erdmann", der noch einen Tick origineller ist. Gegen "Salesman" spricht, dass dessen Regisseur Asghar Farhadi bereits 2011, für "Nader und Simin - Eine Trennung", den Auslands-Oscar gewann.
Doch in den letzten Wochen kippte die Stimmung. Schuld war mal wieder Donald Trump. Sein später gekipptes Einreiseverbot für Muslime aus bestimmten Ländern hätte auch das Team des iranischen Beitrags "The Salesman" betroffen, in der Filmwelt hob eine Solidarisierungswelle an. Die Welle könnte das Ehedrama über eine mutmaßliche Vergewaltigung bis zum Oscar tragen. Verdient hätte "The Salesman" den Preis genauso wie "Toni Erdmann", der noch einen Tick origineller ist. Gegen "Salesman" spricht, dass dessen Regisseur Asghar Farhadi bereits 2011, für "Nader und Simin - Eine Trennung", den Auslands-Oscar gewann.
Bestes Originaldrehbuch
"La La Land" oder "Manchester by the Sea", das ist hier die Frage. "La La Land" punktet zwar vor allem durch seine Musicalnummern und den Look, könnte aber im Rahmen seines prophezeiten Erdrutschsiegs auch bei den Skripts gewinnen. Der Gegenentwurf wäre das Drehbuch zum kleinen, aber feinen Drama "Manchester by the Sea" mit seiner perfekten Balance aus Sentimentalität und trockenem Witz.
Oscarsoblack?
Im letzten Jahr gab es einen Aufschrei, weil zum zweiten Mal hintereinander kein schwarzer Akteur für einen Darsteller-Oscar nominiert war - und weil "schwarze" Filme im Allgemeinen unterrepräsentiert waren. Für dieses Jahr hat sich der Protest, der unter dem Schlagwort #oscarsowhite lief, offenbar gelohnt: Acht nichtweiße Schauspieler sind nominiert, so viele wie noch nie. Mit "Moonlight", "Fences" und "Hidden Figures" sind drei Filme über "schwarze" Themen in der Königskategorie als bester Film nominiert, genau so viele als beste abendfüllende Dokumentation. "Arrival"-Kameramann Bradford Young ist als erster Afroamerikaner in seiner Kategorie nominiert, "Moonlight"-Cutterin Joi McMillon als erste schwarze Frau. "Moonlight"-Macher könnte als erster Afroamerikaner einen Regie-Oscar gewinnen. Es wird spannend, ob auf den Nominerungsrekord auch ein Oscar-Rekord folgt. Der liegt bei drei "schwarzen" Oscars (in den Jahren 2006, 2009 und 2013).
Alle Nominierungen gibt es hier
Autor: Sebastian Milpetz
Autor: Sebastian Milpetz