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"A Quiet Place 2"-Kritik: Hier krallt man vor Spannung die Finger tief in den Sitz

Mit einer einjährigen Verspätung erschien im Juni 2021 "A Quiet Place 2" in deutschen Kinos und damit die Fortsetzung zum Horror-Megahit von 2018. Ob sich das lange Warten gelohnt hatte, sage ich dir in meiner persönlichen Kritik.

Der nachfolgende Text gibt die persönliche Meinung eines Autors wieder und steht deshalb nicht repräsentativ für TV SPIELFILM.

Es geht um Stille und darum, nicht den kleinsten Mucks von sich zu geben. Doch der Lärm der weltweit klingelnden Kinokassen war nicht zu überhören: 2018 legte Regisseur John Krasinski mit "A Quiet Place" wie aus dem Nichts einen Horror-Megahit vor, der über 340 Millionen US-Dollar einspielte und mit einer simplen, aber äußerst effektiv umgesetzten Prämisse das Publikum in Atem hielt. Fiese Aliens haben die Erde überfallen und reagieren besonders empfindlich auf Geräusche. Das einfache Konzept spielte der Film konsequent und mit Erfolg durch.

Der Thriller endete mit einem lauten Knall, dem wenig später ein weiterer folgte: Die Ankündigung von "A Quiet Place 2". Erneut nahm Krasinski auf dem Regiestuhl Platz und setzte seine Ehefrau und Schauspielstar Emily Blunt ("Sicario") sowie ihre zurückkehrenden Filmkinder Noah Jupe ("Wunder") und Millicent Simmonds in Szene. Verstärkung gibt es dieses Mal von Cillian Murphy ("Batman Begins") und Djimon Hounsou ("Gladiator").

Wegen einer massiven coronabedingten Terminverschiebung erscheint "A Quiet Place 2" erst jetzt mit einjähriger Verspätung in den Kinos. Eine lange Zeit, in der die Erwartungshaltungen durchaus nach oben geschnellt sein dürften. Doch keine Sorge: Freunde des Hochspannungskinos und Fans des Vorgängers werden gleichermaßen voll auf ihre Kosten kommen.
 

A Quiet Place 2: Hochspannung von der ersten Minute an

In "A Quiet Place 2" wird nicht lange gefackelt, die ersten intensiven Thrills lässt Krasinski gleich in der Eröffnungssequenz auf die Zuschauer los. Doch bevor die Geschichte des ersten Teils weitergeht, wird erst einmal der umgekehrte Weg eingeschlagen: In einer ausgiebigen Rückblende wird der erste Tag der außerirdischen Invasion geschildert und gezeigt, wie die Menschen darauf reagieren. Chaos und Panik brechen aus und Krasinski dreht schon jetzt gewaltig und meisterlich an der Spannungsschraube, wobei eine längere, ungeschnittene Einstellung mit einem Schulbus, der auf die Kamera zurast, den ersten Höhepunkt markiert – das wurde tatsächlich so gedreht und kennt man eigentlich aus dem Trailer, aber im finalen Film verfehlt es trotzdem nicht seine Wirkung.

Anschließend geht es wieder in die erzählerische Gegenwart, wo "A Quiet Place 2" nur Minuten nach dem Ende des Vorgängers einsetzt: Evelyn und ihre Kinder haben den Angriff der Aliens erfolgreich abgewehrt, doch ihr Heim ist nicht mehr sicher und sie müssen fliehen. Auf ihrer Suche nach einer neuen Bleibe treffen sie den Einzelkämpfer Emmett – und wenig später die Aussicht auf einen Neuanfang.

Größere Welt nach Horror-Einmaleins

Foto: Paramount, Pst! In "A Quiet Place 2" dürfen Emily Blunt und Noah Jupe keinen Mucks von sich geben.

Natürlich muss der neue Plot erst einmal in die Gänge kommen, leise genuschelte Dialoge sorgen für eine notwendige Verschnaufpause zwischen den wohldosiert eingesetzten, aber stets aufregenden Actioneinlagen. Dass die ruhigen Momente aber nicht zur Langeweile verkommen, ist einmal mehr der formidablen Besetzung zu verdanken, die von Emily Blunt angeführt wird. Dabei wird die Welt zwar sinnvoll, aber zugleich auch wenig überraschend erweitert – ohne gängige und allseits bekannte Horrortropen wie Plünderer mit Kulthintergrund oder einer utopisch anmutenden Siedlung mit Überlebenden kommt auch "A Quiet Place 2" nicht aus.

Deren Einführung sorgt von daher nicht per se für zusätzliche Aufregung, sondern eher für Augenrollen. Aber das sind wohl schlicht und ergreifend die Fesseln des Genres. Viel wird ihnen auch (noch) nicht abgewonnen, allerdings ist es durchaus möglich, dass Krasinski noch etwas in der Hinterhand für einen etwaigen dritten Teil behalten wollte.

Adrenalin dank perfektem Schnitt

Sehr negativ ins Gewicht fällt das allerdings auch nicht, denn spätestens wenn die Aliens wieder angreifen, sind derlei Gedanken in Nullkommanichts aus dem Kopf geworfen. Dann ist Mitfiebern angesagt und zwar mehr als vorher. Dazu legt das Skript geschickt verschiedene kleine Handlungsstränge an, um sie dann in einigen großartigen Parallelmontagen nebenher laufen zu lassen. Dabei steht überall alles auf dem Spiel und das zeitgleiche Mehr an Gefahrensituationen sorgt etwa nicht für ein Zuviel an Action, weshalb sie vielleicht dadurch zu verpuffen droht. Stattdessen wird die Spannung bis zum Limit potenziert. Und das kann nur durch perfekten Filmschnitt gelingen, weshalb an dieser Stelle Cutter Michael P. Shawver ("Black Panther", "Creed: Rocky's Laegacy") besonders Respekt gezollt werden muss.

Fazit: So schnell wie das Werk angekündigt und abgedreht wurde, hätten man ernsthaft einen müden Aufguss für das schnell verdiente Geld erwarten können. Stattdessen hat John Krasinski mit "A Quiet Place 2" eine würdige, sehr spannende Fortsetzung vorgelegt, die kein Freund des Erstlings oder von Horrorstoffen allgemein verpassen darf.