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3-D-Kino

Aus der Tiefe des Raums

Oben
Ab 17.9. im Kino: "Oben" Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Seit über 50 Jahren versucht Hollywood, die 3-D-Technik populär zu machen. Jetzt sieht es so aus, als wäre der Durchbruch geschafft.

Der erstaunlichste Film seit die Bilder laufen lernten. Er kommt direkt auf Sie zu!" So bewarb Warner 1953 seinen ersten 3-D-Film "House of Wax". Allerdings hatte das Kind noch einen anderen Namen: "Natural Vision" sollte die Massen in die Kinos locken.

3-D war eine Panikreaktion

Doch die ließen sich nicht lange blenden. Schnell war klar, dass hier versucht wurde, Filme inderer Qualität an den Mann zu bringen. Das Versprechen, mittels rot-grüner Spezialbrille in fremde Welten oder - unter dem Werbeslogan "Es wird Ihnen beide Augen ausstechen" - gar in das üppige Dekolleté von Jane Russell eintauchen zu können, sollte im schwächelnden Kinomarkt wieder für einen Aufschwung sorgen.

Denn die Einführung von 3-D war eine Panikreaktion. Die wachsende Popularität des Fernsehens sorgte dafür, dass die Menschen auf dem Sofa blieben, statt ins Kino zu gehen. Heute wiederholt sich das Phänomen.

Riesenfernseher, Heimkinoanlagen und der Durchbruch von DVD und Blu-ray lassen Kinofeeling im Wohnzimmer aufkommen. Und wie einst antwortet Hollywood wieder mit 3-D. Warum aber sollte sich heute durchsetzen, was schon vor einem halben Jahrhundert gescheitert ist?

Die Illusion der Tiefe

Die größte Hoffnung der Unterstützer liegt in der besseren Technik. Ein guter 3-D-Effekt wird dadurch erzielt, dass dem linken Auge ein Bild zugeführt wird, das in einem leicht anderen Winkel aufgenommen wurde als das für das rechte Auge. Das Gehirn erschafft aus diesen Informationen dann die Illusion der Tiefe.

Der Haken an der Sache: Sobald die für dieses Verfahren nötigen zwei Projektoren asynchron liefen, war nicht nur der 3-D-Effekt dahin. Beim Zuschauer stellen sich durch die Unschärfe und das Wackeln Schwindelgefühl und Kopfschmerzen ein.
Heute sind die Projektionen digitalisiert, wodurch es weder zu asynchronen Bildern noch zu Rissen des Ausgangsmaterials kommt. Auch verfremdete Farben gehören der Vergangenheit an, denn für die moderne Form von 3-D braucht man keine bunten Brillen mehr. Das neue Zauberwort heißt Polarisation.

Begeisterte Regisseure

In den USA sind bereits gut 1600 der knapp 5800 Kinos für 3-D-Vorführungen geeignet. Deutschland hängt noch deutlich hinterher. Obwohl zum Start des dritten "Ice Age" viele Kinos umrüsteten, ist nicht einmal jedes zehnte 3-D-kompatibel. Doch die Zahlen zeigen auch stetig wachsendes Interesse.

Trotz höherer Eintrittspreise (in der Regel um drei Euro mehr) wurde beim Animationshit "Ice Age 3" jedes fünfte Ticket für einen Ausflug in die dritte Dimension gelöst. Bei "Monster vs. Aliens" war es gar ein Drittel des Umsatzes. Statistiken, die auch skeptischen Kinobetreibern Mut machen sollten, die teure Umrüstung zu wagen - zumal eine ganze Reihe von Filmen das Potenzial ausreizen wird.

Zweihundert Millionen Dollar

Die größten Hoffnungen weckt dabei ein Mann, der seit zwölf Jahren keinen Spielfilm mehr gedreht hat: James Cameron. 2003 leitete der Visionär mit der IMAX-Doku "Ghosts of the Abyss" eine Renaissance der Technik ein - und schwor danach, nur noch in 3-D zu drehen. Mit dem Sci-Fi-Epos "Avatar" macht er das Versprechen wahr. Zweihundert Millionen Dollar hat Cameron in das Megaprojekt gesteckt, das er am 21. August mit einem einmaligen Event bewarb. Das Studio buchte weltweit IMAX- 3-D-Kinos und zeigte dort kostenlos 15 Minuten aus dem Opus.

Die sollen eine Revolution sein, wenn man den ersten Reaktionen von der Comic-Con-Messe glauben darf. Zumindest hat Cameron seine Kollegen angesteckt, wie er in einem Interview verriet: "Peter Jackson und Steven Spielberg waren bei mir und haben mit meiner Technologie
herumgespielt. Sie haben von einem Ohr zum anderen gegrinst."

Wiederaufführungen von "Titanic" und "Terminator 2"?

Kein Wunder, denn Spielberg und Jackson wagen sich mit ihren "Tim und Struppi"-Filmen ebenfalls erstmals in die 3-D-Welt vor. Und sie überlegen ebenso wie Cameron, einige ihrer Hits 3-D-kompatibel zu überarbeiten. Konkret sind die Pläne bereits für Wiederaufführungen von "Titanic" und "Terminator 2". Natürlich hat auch George Lucas bereits seine Fühler ausgestreckt, ob sich mit 3-D-Versionen seiner "Star Wars"-Filme nicht weitere Dollar-Millionen scheffeln lassen.

Damit haben sich vier der wichtigsten Hollywood-Regisseure zu der neuen alten Technik bekannt. Was vielleicht der wichtigste Grund ist, warum sich 3-D dieses Mal tatsächlich durchsetzen könnte. Die Zukunft des Kinos ist damit aber noch nicht gesichert. Denn auch beim Fernsehen arbeitet man an der Technologie. 2010 startet der britische Pay-TV-Anbieter BSkyB seinen ersten 3-D-Kanal. Die dafür notwendigen TV-Geräte kommen in den nächsten Monaten auf den Markt.

Text: R. Meyer