Etwas ungeduldig war­tet Etienne Gardé, ge­nannt Eddy, nach der Aufzeichnung von "Kino+" darauf, dass wir ihm folgen. Der Mann hat Hunger. Fürs Interview geht's in ein gemütliches kleines Zimmer, wo schon die Pizza bereitsteht. Das sei die Wohnung von Kollege Simon Krätschmer - direkt neben den Büros.

Hier geht es zu einem ausführlichen Hintergrundartikel.

Eure Wurzeln liegen im Gaming, trotzdem ist das Programm inzwischen viel breiter. Habt ihr keine Angst, Fans zu verlieren?

Das ist eine Herausforde­rung, der wir uns gerade stellen. Wir haben eine riesige Umfrage gestartet, um zu erfahren: Was will unsere Community eigentlich von uns sehen?

Hättet ihr das nicht von Anfang an wissen müssen?

Wir haben unseren Sender in Rekordgeschwindigkeit auf die Beine gestellt, ohne vorher irgendwelche Markt­analysen zu betreiben. Wir haben einfach gemacht, worauf wir Bock haben, und gehofft, dass möglichst viele Leute da auch Bock drauf haben.

An wen richtet sich denn euer Programm?

Wir sehen uns als Nerd­-Plattform und wollen unterschiedliche Interessen bedienen. Natürlich ist Ga­ming ein wichtiger Bereich.

Hattet ihr bestimmte Ziele?

Wir wollten bewusst kein Sender sein, der nur auf die Quote guckt. Denn dann bist du ganz schnell bei dem Fernsehen, bei dem du ei­gentlich nicht sein wolltest. Ich rede lieber vor 5000 Zuschauern über meinen Lieblingsfilm, als dass ich bei "taff" vor einem Millio­nenpublikum einen Beitrag über die besten Wasser­rutschen anmoderiere.

Also keine Kompromisse?

Natürlich wollen auch wir Geld verdienen, zumindest eine Sicherheit haben, dass es weitergeht. Aber es ist nicht so, dass wir deshalb nur noch auf die Zuschauer­ zahlen achten müssen.

Wo seht ihr Verbesserungsbedarf?

Die Qualität der Formate soll besser werden. Wenn wir bei "Kino+" sagen könnten: Heute haben wir Martin Scorseses Werk analysiert, und dann käme ein zehnminütiger Einspieler. Das wäre klasse. Aber dafür brauchst du Zeit und Man­power. Für andere Sender ist das normal, für uns ist das Luxus. Noch.

Wie wollt ihr mit dem klassischen TV-Programm mithalten?

Dass wir nicht Arte sind, ist klar. Aber wir machen authentisches Fernsehen für Gleichgesinnte. Und wir sind interaktiv. Eine Sen­dung wie "Chat Duell" ist meiner Meinung nach nicht schlechter als das "Quiz Duell" mit Jörg Pilawa, auch wenn sie vielleicht nicht ganz so schick aussieht.

Interview: Johannes Noldt und Steven Sowa