Wie sie so nebeneinander- sitzen in der schicken, eigens fürs Interview angemieteten Hotelsuite, wirken sie sehr vertraut. Und tatsächlich sind Nina Hoss und Karoline Herfurth so etwas wie Schwestern im Geiste. Beide gelten als Ausnahmetalent ihrer jeweiligen Generation, beide haben die renommierte Berliner "Ernst Busch"-Schauspielschule besucht. Jetzt standen sie zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera.

Regisseur Dennis Gansel hat die Story um die jahrhunderte- alte Vampirin Louise (Hoss), die sich in die junge Lena (Herfurth) verliebt, schon vor zehn Jahren geschrieben. Doch erst der Vampirboom, ausgelöst durch Stephenie Meyers "Biss"-Bücher und -Filme plus der Erfolg seines letzten eigenen Films "Die Welle" hat ihm den Weg geebnet für das Horrordrama "Wir sind die Nacht". (Mehr zum Film, siehe Kino.)

Sie mussten beim Drehen mächtig viel Filmblut trinken. Wie schmeckt's?

NINA HOSS Das ist Zuckerwasser pur. Was haben wir gelitten. Es gibt eine Szene, in der wir ein Fest feiern. An der haben wir einen Tag lang gedreht und mussten das klebrige Zeug kübelweise trinken.

KAROLINE HERFURTH Ich hatte unglaubliche Magenschmerzen. Weil wir direkt neben einem Krankenhaus gedreht haben, bin ich anschließend in die Notaufnahme rübergerannt, total mit Kunstblut besudelt.

Und? Trage? Notarzt? Das ganz große Programm?

KAROLINE HERFURTH Nee, ich hatte zwar beinahe einen Zuckerschock, aber die Ärzte haben sich totgelacht, weil sie nicht glauben konnten, dass einer so blöd ist und einen ganzen Liter Zucker trinkt. (lacht) Außerdem kannten die mich ja schon.

NINA HOSS Ach, woher denn?

KAROLINE HERFURTH Ich hab mich da immer heimlich reingeschlichen, weil ich unsere Dixi-Klos nicht
benutzen wollte.

NINA HOSS Echt? Davon hast du mir nichts erzählt. So kommt's raus.

Vampirstorys boomen. Worin liegt ihr Reiz?

KAROLINE HERFURTH Vampire haben den ewigen Konflikt zwischen Sünde und Moral für sich entschieden. Sie haben einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, sie saugen die Menschen aus, benutzen und töten sie, um zu überleben.

Louise und Lena sind unsterblich. Eine erstrebenswerte Vorstellung?

KAROLINE HERFURTH Nein. Ich möchte lieber die 70, 80 oder 90 Jahre, die ich habe, in vollen Zügen genießen. Danach kann Schluss sein.

NINA HOSS Ich finde den Gedanken, alle Menschen zu überleben, die man liebt, entsetzlich. Das würde ich nicht ertragen.

Im Film gibt es harte Actionszenen. Haben Sie Ihre Stunts selbst gemacht?

KAROLINE HERFURTH Haben wir tatsächlich, soweit es möglich war. Und vorher monatelang trainiert, damit die Choreografie sitzt. Verletzt haben wir uns nie, aber ich war übersät mit Blutergüssen. An sich nicht schlimm, aber Vampire kriegen keine blauen Flecke. Also mussten wir die überschminken. Das hat von Tag zu Tag länger gedauert.

Sie sind bislang nicht gerade als Actionstars bekannt. Wie war die neue Erfahrung?

NINA HOSS Ich bin mir zeitweilig ganz schön albern vorgekommen. Besonders bei den Verfolgungsjagden im Auto, wenn du vorher genau gesagt bekommst, wann du wohin schauen, wann du aufschreien, wann du in Deckung gehen sollst. Aber vom Ergebnis war ich doch sehr beeindruckt.

Der Film ist ein Mix aus Action- und Horrorelementen. Wie fühlt man sich, wenn man im Swimmingpool zwei Menschen totbeißen muss?

NINA HOSS Beim Drehen lacht man sich kaputt. Gerade Szenen im und unter Wasser sind schwierig, weil unendlich viel schiefgehen kann. Außerdem ekelt sich ein Vampir ja nicht vor Blut, sondern braucht es zum Überleben. Und wenn man erst mal richtig in der Rolle drin ist...

Karoline, stimmt es, dass Nina Hoss an der Schauspielschule als Vorbild gilt?

KAROLINE HERFURTH Ja. Klar.

NINA HOSS (verlegen) Ach komm, hör auf.

Hatten Sie Bammel davor, sie kennenzulernen?


KAROLINE HERFURTH Also ich will dich ja jetzt nicht in Verlegenheit bringen, aber ich hatte dich auf der Bühne als Gräfin Orsina in "Emilia Galotti" gesehen. Und wenn man dem Menschen, den man bewundert...

NINA HOSS ... oh Mann, jetzt bin ich absolut in Verlegenheit...

KAROLINE HERFURTH ... das erste Mal begegnet, dann ist das schon aufregend. Ich war jedenfalls ziemlich nervös. Nina dagegen war total tough und souverän.

Zurück zu "Wir sind die Nacht": Wie viele Nächte haben Sie sich denn beim Drehen um die Ohren hauen müssen?

NINA HOSS Wir haben wahnsinnig viel nachts gedreht.

Wie hält man sich wach?

NINA HOSS Im Team flossen Unmengen Red Bull, was ich persönlich aber nicht trinke. Wenn ich weiß, dass ich durchhalten muss, bleibe ich auch ohne Doping wach. Man fängt an, Musik zu hören, zu lesen oder sich zu unterhalten. Meistens werde ich ganz albern. Karoline ist mir auch da übrigens sehr ähnlich. (lacht)

KAROLINE HERFURTH Absolut. Ab zwei ...

NINA HOSS ... wirst du einfach blödsinnig im Kopf ...

KAROLINE HERFURTH Aber dafür wird es auch richtig lustig.

Susanne Sturm