Schon vor über 40 Jahren spielte Filmemacher Werner Herzog, 70, einen Mörder, in Edgar Reitz' "Geschichten vom Kübelkind". Jetzt ist er der Oberfiesling "Der Zec" neben Tom Cruise.

Was macht einen guten Bösewicht aus?

WERNER HERZOG
In meinem Fall brauchten sie einfach jemanden, der schon gefährlich wirkt, bevor er überhaupt ein Wort spricht. Hatten Sie dieses Gefühl, als Sie den Film sahen?

Ja, durchaus.

WERNER HERZOG
Dann haben die Filmemacher die richtige Entscheidung getroffen. Ich kann ganz schön einschüchternd sein, obwohl ich zuhause - meine Frau kann das bestätigen - ein ganz kuscheliger Ehemann bin. Und übrigens ein guter Koch! Heute Abend gibt es Lamm.
Das Bedrohliche kommt sicher auch durch das blinde Auge des Zec...

WERNER HERZOG
Ja und wissen Sie, warum noch? Weil ich nicht blinzle. Diese undurchsichtige Kontaktlinse juckte wie blöd, das war nicht ganz einfach, aber mir war klar, dass er nie blinzeln würde. Wahrscheinlich merkt es keiner, aber das macht es so richtig angsteinflößend. Er ist das personifizierte Böse.

Wer sind denn Ihre persönlichen Lieblingsbösewichte der Filmgeschichte?

WERNER HERZOG
Edward G. Robinson. James Cagney. Ja, Robinson ist mein Favorit.

Waren Sie irgendwann versucht, irgendwelche Regietipps zu geben?

WERNER HERZOG
Überhaupt nicht. Es wäre das Letzte, was mir einfiele, irgendwelche Ideen einzubringen. Es ist Chris' Film.

Merken Sie den Unterschied bei einem so großen Film? Das Budget fürs Catering war hier wahrscheinlich höher als das einiger Ihrer Filme.

WERNER HERZOG
Nein. Im Endeffekt geht es immer um Licht, Kamera, Ton, den Regisseur, eine gute Story und die Schauspieler. Natürlich ist eine Hollywoodcrew sehr groß. Sehen Sie sich nur den Abspann an, wie viele daran beteiligt sind. Aber wenn die Kameras dann laufen, hängt es meist doch nur an vier, fünf Leuten.

Würden Sie gerne mal einen solch großen Film inszenieren?

WERNER HERZOG
Ich habe schon viel größere Filme gemacht, wenn auch nicht so teure. Wenn ich die richtige Story hätte, würde ich gerne mit Tom Cruise arbeiten. Aber nicht in Jack Reachers Welt.

Scott Orlin