Als zwei Verkaufs­kanonen überraschend ihren Job verlieren, müssen sie mit lauter Ehrgeizlingen, die halb so alt sind wie sie, um einen Praktikumsplatz kämpfen. Bei Google. Schauspieler Vince Vaughn hatte die Idee zu der Komödie "Prakti.com" und ist Mitautor des Drehbuchs. Mit Co-Star Owen Wilson stand er schon dreimal gemeinsam vor der Kamera, zuletzt 2005 in "Die Hochzeits-Crasher". Welche Erfahrungen haben zwei angehende Mittvierziger mit der "Generation Praktikum" gemacht?

TV SPIELFILM Haben Sie selbst schon ein Praktikum gemacht?

OWEN WILSON
Habe ich, ja. Ich war während des Studiums Praktikant in einer Anwaltskanzlei und beim "Dallas Time Herald". Bei der Zeitung bin ich sogar bezahlt worden, ich weiß nicht mehr genau, wie viel - ich habe vielleicht vier Dollar die Stunde bekommen.
VINCE VAUGHN Ich habe noch nie ein Praktikum gemacht.

Wie haben Sie denn dann für das Drehbuch recherchiert?

VINCE VAUGHN
Jedenfalls nicht als Praktikant. Ich hatte ja vorher auch nie Dinosaurier gejagt, bevor ich damals "Vergessene Welt - Jurassic Park" drehte. (lacht) Allerdings hatte ich in meiner Jugend schon etliche Jobs, zum Beispiel als Rettungsschwimmer. Was ich aber bei Google gelernt habe, ist, dass sie tatsächlich ihre Praktikanten bezahlen. Und sie nehmen sie ernst, die machen da nicht nur Kaffee.

Warum Google?

VINCE VAUGHN
Wir brauchten einen plausiblen Hintergrund für die Geschichte, mit dem die Leute auch etwas anfangen können. Der Wirtschaft geht es schlecht, aus welchen Gründen auch immer, es wird zunehmend schwieriger, überhaupt Jobs zu finden. Also haben wir nach einer Sparte gesucht, die boomt.

Deshalb auch der Schauplatz Kalifornien, mit dem Silicon Valley und all den IT-Firmen als Land der Möglichkeiten?

VINCE VAUGHN
Exakt. Thematisch ist es eigentlich dieselbe Geschichte wie "Der Zauberer von Oz" oder auch "Der Hobbit": eine Reise, eine Suche, ein Abenteuer. Zwei Verkäufer gehen nach Kalifor­nien, das ist ihr Oz. Dieser Staat hatte immer Symbolcharakter, schon seit dem Goldrausch.
Was würden Sie machen, wenn es in Hollywood plötzlich keine Jobs für Sie mehr geben würde?

OWEN WILSON
Tja, wahrscheinlich würde ich zu Google gehen und die Connections nutzen, die wir bei den Dreharbeiten geknüpft haben. (lacht) Ich erinnere mich, als ich das erste Mal bei Pixar war, als wir dort "Cars" gemacht haben (Wilson spricht im US-Original die Hauptfigur Lightning McQueen). Ich sah all die Angestellten auf ihren Skateboards vorbeizischen, es gab Snacks umsonst, das war ziemlich cool. Bei Google ist das ganz ähnlich.

Hat Google in irgendeiner Form Einfluss ausgeübt oder versucht, etwas zu beeinflussen?

VINCE VAUGHN
Nein, das hat sie in diesem Sinne gar nicht interessiert. Sie haben dort einen großartigen Sinn für Humor, auch für Selbstironie. Wir durften unseren Film machen, niemand wollte ihn glatt bügeln. Die Figuren im Film haben Fehler, Owen und ich sind nicht perfekt, und genau darum geht es auch in dem Film.
Wie viel Zugang hatten Sie denn zu neuen Produkten wie beispielsweise dem Google-Auto?

VINCE VAUGHN
Wir durften es benutzen, aber nicht kaputt machen oder so. Wir haben sogar eine Szene gedreht, in der Owen und ich uns über die Fahrtrichtung streiten, aber wir nehmen dann doch lieber die Fahrräder.

Haben Sie sich schon mal selbst ge­googelt?

OWEN WILSON
Ja, aber nicht, um Geschichten über mich zu lesen. Seit ich Vater bin, nehme ich meinen Sohn immer mal wieder mit an den Set, und all die Paparazzi fotografieren ihn auch. Ich sehe mir im Internet dann an, welche Fotos es da draußen gibt.

VINCE VAUGHN Ich habe auch schon meinen Namen gegoogelt, aber nicht oft. Ich bin nicht gerade ein Early Adopter bei technischen Dingen. Zum Beispiel habe ich mir erst vor ein paar Jahren ein Mobiltelefon zugelegt.

Warum nicht vorher?

VINCE VAUGHN
Ich bin irgendwie nie dazu gekommen, und es war mir auch nicht wichtig. Jetzt finde ich es gut, eins zu haben. Aber das Internet nutze ich nur, um zu erfahren, was in der Welt so passiert, nicht um zu lesen, was da über mich zu lesen ist.
Dann kann ich's Ihnen ja ver­ra­ten: Ich habe Sie gestern ge­googelt, und Sie sind leider tot.

VINCE VAUGHN
(grinsend) Das bestätigt doch, dass alles, was man im Internet liest, auch wahr ist. Tatsächlich bin ich gerade von den Toten auferstanden, um jetzt hier mit Ihnen zu reden.

OWEN WILSON Das erinnert mich an dieses Zitat von Mark Twain: "Die Berichte über meinen Tod sind stark übertrieben." (zu Vaughn:) Ich war den ganzen Morgen mit dir zusammen, ich kann bestätigen, dass du lebst.

Wie reagieren Sie auf solche Meldungen und Storys?

VINCE VAUGHN
Gar nicht, weil ich sie so lächerlich finde.
Befürchten Sie, dass Google durch all die Daten, die das Unternehmen heutzutage sammelt, zu viel Macht bekommt? Macht, die es ausnutzen könnte?

OWEN WILSON
Ich denke schon, dass der Schutz der Privatsphäre ein Thema ist. Aber die Leute, die ich bei Google getroffen habe, wirkten gar nicht so finster auf mich.

Haben Sie sich alt gefühlt zwischen all den jungen Leuten?

VINCE VAUGHN
Ich habe mich immer jung gefühlt. Vielleicht habe ich deshalb auch mit dem Heiraten so lange gewartet, weil ich mich immer wie achtzehn gefühlt habe. Ich habe nie das Gefühl, zum alten Eisen zu gehören. Aber es gibt da ein gewisses Ungleichgewicht. Für junge Leute ist es in der Arbeitswelt heutzutage sehr schwierig, weil es nicht viel zu tun gibt. Und die Älteren haben Angst, weil ihre Jobs langsam verschwinden, sogar im Journalismus, wie Sie selbst wissen. Und trotzdem gibt es zwanzigjährige Kids, die mit irgendeiner Internetidee zwanzig Milliarden Dollar machen.

OWEN WILSON Mir geht es manchmal so mit meinem Sohn. Er ist zweieinhalb Jahre alt und zeigt schon mehr technische Fertigkeiten als ich. Er denkt, dass man Buch­seiten nicht umblättert, sondern einfach zur Seite wischen kann. Ich befürchte, dass ich mal werde wie Huckleberry Finns Dad, der seinen Sohn vom Lesen abhält, damit der nicht klüger wird als er selbst. (lacht)

Interview: Scott Orlin