Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Channing Tatum kennt man vor allem in der Rolle des durchtrainierten Action- und Frauenhelden, der sich in "Step Up" und "Magic Mike" in die Herzen des (weiblichen) Publikums tanzte oder in "White House Down" den amerikanischen Präsidenten und seine Familie rettete.

Jonah Hill startete seine Karriere als leicht übergewichtiger Außenseiter in Komödien wie "Superbad" oder "Jungfrau (40), männlich, sucht...". In Filmen wie "Moneyball" und "The Wolf of Wall Street" erspielte er sich gleich zweimal eine Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller.

Für die Fortsetzung der Actionkomödie "21 Jump Street" haben die beiden nun erneut zusammengefunden. Wie im ersten Teil ermittelt das Undercoverduo Schmidt (Hill) und Jenko (Tatum), um einen Drogenring zu knacken. Diesmal allerdings nicht an einer Highschool, sondern auf einem College. Neu ist das nicht, soll es auch nicht sein.

Die Stärke dieser Actionkomödie liegt gerade darin, zu Tode gerittene Gags im endlosen Strom der Hollywood-Sequels selbstironisch auf die Schippe zu nehmen - was aber nicht der einzige Grund für diesen Film war.
TV SPIELFILM Channing, als Jonah dir die Idee von "21 Jump Street" zugespielt hat, meinte er, das sei nur ein blöder Einfall. Dennoch sind daraus mittlerweile zwei Filme entstanden...

CHANNING TATUM
Damals wusste noch niemand so richtig, um was es genau gehen soll. Aber er war besessen von der Idee, wieder zurück an die Highschool zu gehen.

JONAH HILL Ja, ich habe irgendwie ein großes Bedürfnis verspürt, noch einmal in die Schule zu gehen. Ich wünschte, ich hätte damals schon gewusst, was ich heute weiß...

War es also diesmal der Wunsch, das College nachzuholen, was dich dazu bewegt hat, das Sequel zu drehen?

JONAH HILL
Wir wollten zeigen, was passiert, wenn zwei Freunde einen neuen Lebensabschnitt beginnen, neue Menschen kennenlernen und sich dabei auseinanderleben. Das kann schon beängstigend sein.

CHANNING TATUM Ja, man möchte neue Erfahrungen sammeln, aber auch niemanden im Stich lassen oder allein zurückbleiben.

Als ihr berühmt wurdet, gab es da die Angst, dass alte Freundschaften zerbrechen?

JONAH HILL
Ich denke, im Prinzip ist das doch bei jedem gleich: Wenn alle deine Freunde Jobs antreten, kann auch schon mal Eifersucht ins Spiel kommen nach dem Motto: Moment mal! Hängt der jetzt lieber mit dem und dem ab als mit mir?
Eure Komödie bezieht ihre Komik oft aus dem Umstand, dass ihr eigentlich zu alt fürs College seid. Wie steht ihr zum Älterwerden?

CHANNING TATUM
Ich kann mich noch gut an den ersten Tag am Set erinnern: Die erste Szene ist im Kasten, wir gehen zurück, schauen uns die Monitore an und fragen uns beide: Sind die Kids da nicht jünger, als sie eigentlich sein sollten? Die sehen ja aus wie Zwölfjährige. Dann ist uns aufgefallen, dass nicht sie zu jung sind, sondern wir zu alt. Ich bin mir sicher, dass ich das meiner Tochter irgendwann mal erklären muss. (lacht)

JONAH HILL Ich bin jetzt 30 und fühle mich da wirklich fehl am Platz. (lacht) Aber ich sehe das Älterwerden positiv. Meine Rollen werden immer interessanter. Mit 19 oder 20 hätte ich nicht Donnie in "The Wolf of Wall Street" spielen können.

Ihr habt schon in ernsteren Filmen mitgespielt. War der Dreh zu "22 Jump Street" überhaupt noch eine Herausforderung?

JONAH HILL
Für mich - und ich weiß, Channing hat ja vorher "Foxcatcher" gedreht, bevor er zu "22 Jump Street" gekommen ist - war es so, dass ich einfach mal etwas Leichteres machen wollte. Nachdem ich "The Wolf of Wall Street" und "True Story" (noch nicht im Kino gestartet) gedreht habe, war dieser Film wie eine Befreiung. Die verschiedenen Rollen haben es mir erlaubt, unterschiedliche Seiten zu zeigen, und darüber bin ich sehr glücklich.
CHANNING TATUM Andere Schauspieler würden jetzt hier sitzen und sagen: Es war eine tolle Erfahrung, ‚Foxcatcher‘ (die Studie eines bizarren Mordes) zu drehen. Aber ich möchte ehrlich sein: Es war wirklich schmerzhaft. Es hat keinen Spaß gemacht. Keiner hatte Spaß, aber für uns als Filmteam war es wie eine Feuerprobe, die ich für nichts in der Welt eintauschen würde. Ich hoffe, dass ich auch bei meinen nächsten Projekten wieder so tief in meine Arbeit eintauchen kann.

Channing, du bist nur kurz aufs College gegangen. Beneidest du die Kids, die diese Erfahrung machen dürfen?

CHANNING TATUM
Schon ein bisschen. Ich wäre gern auf eine dieser großen Universitäten gegangen. Aber weil ich aus Florida komme, habe ich den Spring Break (eine Art Schlagermove für Studenten) jedes Jahr hautnah miterlebt. Außerdem habe ich früher auf meine eigene Art gefeiert und einige verrückte Dinge gesehen, deshalb denke ich nicht, dass ich irgendetwas verpasst habe.
Hattet ihr bei den Dreharbeiten so viel Spaß wie im Film selbst?

CHANNING TATUM
Definitiv! Ich habe vorher noch nie in einer Komödie mitgespielt und hatte eigentlich keine genaue Vorstellung, wie das alles abläuft, aber Jonah hat mich sehr unterstützt. Am lustigsten waren für mich oft die ungeplanten Szenen, die einfach so passiert sind.

JONAH HILL Der Dreh war einfach eine Ausrede, um eine tolle Zeit zu haben und die Menschen zum Lachen zu bringen.

Das Ende des Films bietet Raum für ein potenzielles Sequel. Gibt es da schon Pläne?

JONAH HILL
Wir wollen die Geschichte nicht unnötig in die Länge ziehen. Die Idee war, dass wir diese typischen Fortsetzungen veralbern, die die gleiche Geschichte immer und immer wieder erzählen. Worüber sollten wir uns lustig machen, wenn wir noch eine drehen? Das wäre wirklich nicht klug. (lacht)

CHANNING TATUM Jonah und ich haben schon Witze darüber gemacht, dass es lustig wäre, mit 80 Jahren zurückzukommen und dann den dritten Teil zu drehen. (lacht) Dann machen wir "23 Jump Street" im Stil von "Ein verrücktes Paar" oder "Cocoon". (lacht) Nach dem Abspann kommt übrigens noch eine verrückte Szene, da stellen wir dann klar: Nä, nä, nä! Wir tun es nicht wieder! 

Scott Orlin