TV SPIELFILM Bei Wolverines erstem Solofilm von 2009 stand noch die Marke "X-Men" vor dem Filmtitel, jetzt heißt es nur noch "Wolverine". Was steckt dahinter?

HUGH JACKMAN
Das war tatsächlich die Idee des Studios. Ich hätte schon beim ersten Film gern nur den Namen "Wolverine" im Titel gehabt, aber damals dachte man dort, die Leute kennen die Figur vielleicht noch nicht so gut.

Dieser Film hat mit dem ersten sonst nicht wirklich viel zu tun, stimmt's?

HUGH JACKMAN
Genau. Das ist nicht "X-Men Origins: Wolverine 2", es ist ein echter Neustart, und vor allem geht es um die Figur des Wolverine. Es ist eine fast intime Geschichte, dafür steht auch der Name von Regisseur James Mangold.

Twentieth Century Fox

Jackmans erster Soloauftritt als Logan/Wolverine (M.) in "X-Men Origins: Wolverine", 2009

Es heißt, es gab Bedenken, ob der solch komplexe Action überhaupt kann?

HUGH JACKMAN
Ja, einige beim Studio waren wohl unsicher, aber allein die Zug­sequenz überzeugt jeden Zweifler. Das ist einfach eine großartig inszenierte Actionszene.

Die Sie selbst, wie man hört, auch körperlich ganz schön beansprucht hat. Wie leicht ist das mit bald 45 noch?

HUGH JACKMAN
Ich hab mir dabei fast den Hals gebrochen, ganz ehrlich. Das war so ein Moment, in dem meine Frau mich nur ansah und meinte: "Was machst du da? Du bist nicht unverwundbar!" Jetzt bin ich schlauer und überlasse das immer häufiger meinem Stuntdouble.

Es soll etliche Anspielungen auf japanische Mythologie und Filmgeschichte geben. Kamen die von James Mangold?

HUGH JACKMAN
James unterrichtet Film an der New York University, deshalb meinte er, man müsse so etwas wie eine Hommage an Samuraifilme einfach unterbringen.

Stimmt es, dass er Ihnen gewissermaßen zur Vor­bereitung auch Clint-Eastwood-Filme empfahl?

HUGH JACKMAN
Ja. Der erste Film, den er mir nannte, war "Der Texaner" (USA 1976). Für ihn ist Wolverine dieser Outsider, und auch unser Film ist wie ein Western. Es gibt auch nicht so viel Dialog. Bei uns geht es zwar nicht so sehr um Rache wie in Eastwoods Film, aber ich finde, es ist eine echt brillante Reverenz.

Wie bringen Sie sich für Wolverine in Rage? Sie sind doch eigentlich ein sehr verträglicher, friedfertiger Typ?

HUGH JACKMAN
Das liegt daran, dass ich ihn alle sechs Monate spielen kann, das ist die beste Therapie! (lacht) Auch ich trage diese Wut in mir, wir alle tun das. Ich bin das jüngste von fünf Geschwistern, und ich erinnere mich gut daran, dass ich meine Brüder manchmal hätte killen können, hätte ich damals nur Krallen gehabt!

In den Filmen leidet Wolverine unter Flugangst. Haben Sie deswegen Angst vor Beschwerden seitens der Comicfans?

HUGH JACKMAN
Einige Fans haben mich das schon wissen lassen, ja. Ich bin der Meinung, dass jede Figur, auch ein Superheld, vor irgendetwas Angst haben sollte. Ich weiß noch, wie ich angezweifelt habe, dass Indiana Jones Angst vor Schlangen haben kann, aber dann wurde mir klar, dass das brillant war. Wolverine ist selbst wie ein Tier, das war mir schon im ersten "X-Men"-Film klar.
Ist es immer noch eine Herausforderung, diese Figur zu spielen?

HUGH JACKMAN
Ja, vor allem physisch. Kampfszenen tun so weh, als würde man Rugby spielen. Aber am schlimmsten ist das Training: Man muss morgens um vier Uhr aufstehen und Hühnchen essen. Das tut echt weh und hat inzwischen jeden Reiz verloren.

Sehr reizvoll muss für Sie hingegen gewesen sein, den Film in Ihrem Heimatland Australien zu drehen, oder?

HUGH JACKMAN
Ja, ohne Frage. Es gibt dort eine großartige Crew, mit der ich schon bei "Australia" und dem ersten "Wolverine" gearbeitet hatte. Ungefähr einen Monat haben wir in Japan gedreht, die Studioaufnahmen aber in Australien. Sydney hat einen riesigen asiatischen Bevölkerungsanteil, aber kaum Japaner. Für eine Szene brauchten wir 200 japanische Komparsen - ich kann Ihnen versichern, dass in dieser Woche niemand in irgendeinem der japanischen Restaurants gearbeitet hat! (lacht) Wir hatten alle 200 Japaner, die überhaupt in Sydney leben.

Sie haben Ihre Produktionsfirma aufgelöst. War Ihnen das Produzieren zu viel?

HUGH JACKMAN
Ich mochte es nicht. Wenn man gut sein will, muss man das wirklich mögen, außerdem nahm es sehr viel Zeit in Anspruch, die ich lieber mit der Schauspielerei oder meiner Familie verbringe. Ich war einfach nicht gut. 

Interview: Scott Orlin