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Macbeth
Nur sieben Jahre nach Justin Kurzels überwältigender „Macbeth“-Verfilmung mit Michael Fassbender und Marion Cotillard hat Joel Coen („The Ballad of Buster Scruggs“) William Shakespeares Tragödie in düsteren Schwarz-Weiß-Bildern neu interpretiert.
Im Gegensatz zu anderen Shakespeare-Stücken wie „Hamlet“ oder „Romeo und Julia“, die im Laufe der Jahre auf sehr zeitgenössische Weise modernisiert wurden, konnte sich „Macbeth“ – zumindest im Kino – nie aus seinem historischen Kontext lösen. Macht es also wirklich Sinn, dieses Drama noch einmal zu verfilmen? Und was hat der Zuschauer davon?
Auch Joel Coens „The Tragedy of Macbeth“, so der US-Originaltitel, folgt im Wesentlichen Shakespeares Vorlage. Nach einer gewonnenen Schlacht trifft der schottische Feldherr Macbeth auf drei Hexen, die ihm prophezeien, dass er eines Tages König von Schottland sein wird. Als seine Frau von der Weissagung erfährt, stiftet sie ihren Mann dazu an, den regierenden König zu ermorden. Als dessen Söhne nach England fliehen , tritt Macbeth die Thronfolge an. Im Laufe der Zeit lässt er mehrere Widersacher ermorden, doch Englands Armee rüstet bereits zum Krieg gegen Schottland, um den Tyrannen zu stürzen. Unterdessen leidet Lady Macbeth unter Schuldgefühlen, die sie allmählich in den Wahnsinn treiben.
Obwohl Joel Coen durchaus eine „Verwandtschaft mit dem Genrekino“ entdeckt hat – klassische Horrormotive wie die Hexenerscheinungen und die Femme fatale, die mit ihrem Mann einen Mord plant –, war sein Interesse an dem Stoff zunächst gering. Das änderte sich erst, als er seine Frau, die Oscar-Preisträgerin Frances McDormand („Three Billborads Outside Ebbing, Missouri“) 2016 als Lady Macbeth auf der Bühne sah. Gemeinsam entwickelten sie die Idee zu einer Verfilmung, die eine psychologische Neuinterpretation wagt, ohne Shakespeares Sprache zu verändern, „die dem Stück seine Melodie verleiht“ (Joel Coen).
Die Hauptrollen mit zwei älteren Schauspielern – Denzel Washington und Frances McDormand – zu besetzen, verleiht der Handlung eine größere Dringlichkeit. Dass Lady Macbeth mehrere Fehlgeburten erlitten hat, wird im Stück bestenfalls angedeutet, doch die Tatsache, dass sie keinen Erben haben, wird für das Ehepaar zum wesentlichen Motiv bei der Entscheidung, den herrschenden König zu beseitigen, um an seiner Stelle den Thron zu besteigen. Das wirkt sich auch auf ihre Beziehung aus. Lady Macbeth erscheint in Joel Coens Version weniger kaltblütig. Sie muss ihren Mann nicht zu der blutigen Tat ermuntern, er ist selbst dazu entschlossen.
Im Gegensatz zu Justin Kurzel, dessen Adaption ganz bewusst den Sehgewohnheiten der „Game of Thrones“-Generation entgegenkommt, hat sich Joel Coen für eine betont minimalistische Inszenierung entschieden. Die schlichten Studiokulissen, die kühlen Schwarz-Weiß-Bilder und das Spiel mit Licht und Schatten, das sich am Kino des deutschen Expressionismus orientiert, verleihen der Geschichte eine abstrakte Schönheit, die „Macbeth“ zur düsteren Parabel über Gier und moralischen Verfall werden lässt. Und das ist in der Tat sehenswert.
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Cast und Crew von "Macbeth"
Cast
- Macbeth
- Denzel Washington
- Lady Macbeth
- Frances McDormand
- Macduff
- Corey Hawkins
- Ross
- Alex Hassell
- Duncan
- Brendan Gleeson
- Malcolm
- Harry Melling
- Banquo
- Bertie Carvel
- Witches / Old Man
- Kathryn Hunter
Crew
- Regie:
- Joel Coen