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Megalopolis

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Originaltitel: MegalopolisUS | 2024 | 138 Min.
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Meinung der Redaktion

Kühnes Arthouse-Experiment oder prätentiöse Ego-Show? Irgendwas dazwischen

IMDb-Bewertung:
5,0
/10

Regie-Legende Francis Ford Coppola setzt sein cineastisches Traumprojekt um und scheitert grandios

Über vierzig Jahre ist es her, dass Hollywood-Ikone Coppola, der für seine „Der Pate“-Trilogie (1972–1990) mit vier Oscars ausgezeichnet wurde, erste Planungen für sein Opus magnum in Angriff genommen hat. Die Idee des heute 85-Jährigen: ein bombastisches Filmepos erschaffen, das den Niedergang des antiken Roms in einem futuristischen New York spiegelt – inspiriert von den Berichten des römischen Geschichtsschreibers Sallust über die „Catilinarische Verschwörung“ von Senator Lucius Sergius Catilina, der 63 v. Chr. vergeblich einen sozialrevolutionären Umsturz gewagt hatte.

Doch der Umsetzung von „Megalopolis“ stand über die Jahre nicht nur der Terroranschlag vom 11. September 2001, sondern auch Coppolas wechselhafte Karriere im Weg. Weil der Autorenfilmer auf Meisterwerke wie „Apocalypse Now“ (1979) immer wieder verkopfte Flops wie „Einer mit Herz“ (1982) folgen ließ, musste er viel kreative Lebenszeit in Auftragsarbeiten wie „Bram Stoker’s Dracula“ (1992) oder „Der Regenmacher“ (1997) investieren.

Coppolas cineastischer Lebenstraum blieb davon unberührt. 2019 verkündete der damals 80-Jährige, dass es endlich losgeht. Um sich vom ungeliebten Studiosystem unabhängig zu machen, verkaufte Coppola Teile seines florierenden Weinguts in Kalifornien und stemmte das Budget von 120 Millionen Dollar privat. Eine Investition, die der Altmeister auf der Pressekonferenz in Cannes, wo „Mega- lopolis“ im Mai Weltpremiere feierte, nicht infrage stellte: „Es gibt so viele Menschen, die vor ihrem Tod bereuen, dieses oder jenes nicht gemacht zu haben. Ich werde sagen können: Ich habe alles getan, was ich wollte.“

Ob er sein Geld gut angelegt hat, ist Ansichtssache. „Megalopolis“ sieht zwar mit seinem retrofuturistischen Art-déco-Entwurf von New York als City of New Rome und seiner Fantasy-Noir-Lichtstimmung toll aus. Die mit trivialem Gesellschaftskommentar aufgeblähte Kabale-und-Liebe-Story geht aber schnell auf den Geist.

Im Zentrum steht der Nobelpreis-gekürte Architekt Cesar Catilina (Adam Driver), der mit seinem neu entwickelten und umweltschonenden Baustoff Megalon die ultimative Stadt der Zukunft bauen will. Seine Megalopolis getaufte und von humanistischen Idealen geprägte Utopie ist Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito) ein Dorn im Auge. Der Bürgermeister will auf der Fläche lieber ein Riesencasino errichten, um mit den Steuereinnahmen den Status quo weiterfinanzieren zu können.

Persönlich wird der Konflikt, als sich Ciceros Tochter Julia (Nathalie Emmanuel) in Cesar verliebt. Doch damit nicht genug: Dessen vorherige Geliebte, die berechnen- de TV-Moderatorin Wow Platinum (Aubrey Plaza), wirft sich aus verletztem Stolz Cesars Onkel, dem senilen Krösus Hamilton Crassus III (Jon Voight), an den Hals, der in New Rome das finanzielle Sagen hat. Und dessen durchgeknallter Sohn Clodio (Shia LaBeouf) will Cousin Cesar zu Fall bringen, weil er Julia für sich haben wollte.

Während nur Shia LaBeouf und Aubrey Plaza die verspielte Fellini-Theatralik ver- innerlicht haben, die Coppola mit seiner selbst ernannten „Fabel“ angestrebt zu haben scheint, changieren ein enervierend großspuriger Adam Driver und die restliche Besetzung zwischen Shakespeare-Getra-genheit und Kasperletheater. Und dass „Megalopolis“ ein überholt geglaubtes Frauenbild bedient, nach dem Frau nur passive Muse an der Seite gestaltender Männer, intrigante Schlange oder jungfräuliches Wunschbild sein kann, trägt auch nicht gerade zum Filmgenuss bei.

Das eigentliche „Megalopolis“-Problem sprach sein Schöpfer in der Cannes-PK an: „Ich glaube, dass Filmkünstler die Aufgabe haben, ein Schlaglicht auf den Zustand der Welt zu werfen, damit die Menschen erkennen, wo gehandelt werden muss.“

Das ist so löblich wie wünschenswert. Für die letztendlich simple Fridays-for-Future-Botschaft „Lasst die Gegenwart nicht unsere Zukunft zerstören“ (O-Ton Cesar) muss man aber kein selbstverliebtes Brimborium veranstalten.
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Cast und Crew von "Megalopolis"

Cast

Cesar Catilina
Adam Driver
Julia Cicero
Nathalie Emmanuel
Fundi Romaine
Laurence Fishburne
Clodio Pulcher
Shia LaBeouf
Franklyn Cicero
Giancarlo Esposito
Constance Crassus Catilina
Talia Shire
Wow Platinum
Aubrey Plaza
Hamilton Crassus III.
Jon Voight
Jason Zanderz
Jason Schwartzman
Nush „The Fixer“ Berman
Dustin Hoffman
Vesta Sweetwater
Grace VanderWaal
Teresa Cicero
Kathryn Hunter
Forest Whitaker
James Remar