Detachment

Originaltitel: DetachmentUS | 2011 | 98 Min.

Drama

Bewertung der Redaktion:

Teilweise arg überfrachtetes Sozialdrama im Stil des Cinéma Vérité, das vom ausdrucksstarken Spiel des Hauptdarstellers Adrien Brody lebt

IMDb-Bewertung: 7,7 von 10

Oscar-Preisträger Adrien Brody („Der Pianist“) spielt in der grimmigen Milieustudie einen New Yorker Lehrer, der an seine Grenzen stößt und fast an seinem Beruf verzweifelt

Laut einer Statistik hat jeder dritte Lehrer einmal in seinem Leben das Gefühl, wegen seines Jobs krank zu werden. Wer den Film „Detachment“ gesehen hat, wird sich wundern, warum diese Quote nicht viel höher liegt. Tony Kaye („American History X“) beschreibt den Alltag des Aushilfslehrers Henry Barthes (Adrien Brody), der an einer Schule unterrichtet, die nicht gerade die höchste Kompetenzstufe im PISA-Test erreichen würde. In den Klassen herrscht so etwas wie Elendsverwaltung auf gegenseitiger Basis: Die Schüler empfinden das Lernen als sinnlose Zumutung, weil sie später sowieso keinen Job kriegen; die Lehrer haben längst kapituliert und erwarten nichts sehnlicher als den Pausengong. Tony Kaye schildert ein Schulsystem, das in Trümmern liegt. Sein tragischer Antiheld Henry Barthes kann in dieser planlosen Institution nur bestehen, indem er (vermeintlich) keine Gefühle zulässt und Nicht-Lernwillige konsequent vor die Tür setzt. Dass er innerlich nicht ganz erkaltet ist, zeigt er bei der Pflege seines sterbenskranken Vaters und als er die junge Prostituierte Erica (eine Entdeckung: Sami Gayle) von der Straße holt. Doch den Dämonen seiner eigenen Vergangenheit kann auch er nicht entkommen. „Detachment“ ist die Geschichte eines verzweifelten Menschenfreundes, der es nicht aufgeben will, an die Menschen zu glauben. Der Film ist bitter, fast hoffnungslos und türmt fast zu viele Probleme auf. Neben Prostitution, Gewalt und Aids geht es auch um Altersdemenz, Selbstmord, Fettsucht, Mobbing und rücksichtslose Einsparungen im Bildungswesen. Dennoch gelingt Kaye ein eindringliches Plädoyer für den sozialen Zusammenhalt und den Wert funktionaler Familien. Kein bequemer Film, aber einer mit Haltung.