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Fernsehprogramm für Kinder: Die besten Kinderfilme- und Serien im TV - Kids TV

Medien in den Ferien

Sightseeing oder Smartphone?

Endlich Urlaub! Aber was tun, wenn Kinder lieber Smartphone-Spiele machen als Sightseeing. Wir haben eine Expertin gefragt: Dr. Iren Schulz, Mediencoach bei SCHAU HIN!

Liebe Frau Schulz, als neuer Mediencoach bei SCHAU HIN! unterstützen Sie das Team, das Eltern über Mediennutzung berät. Sie arbeiten sowohl wissenschaftlich als auch in Projekten mit Kindern?
Das stimmt! Ich erforsche, welche Medien für Kinder wichtig sind und welche Herausforderungen damit verbunden sind. Die Ergebnisse setze ich dann in praktischen Projekten in Schulen und Kindergärten um und helfe Eltern und Pädagog*innen in ihrem Erziehungsalltag.

Wir würden uns gern mit Ihnen über die Mediennutzung von Kindern jetzt in der Ferienzeit unterhalten. Lange Auto- oder Bahnfahrten können für Kinder und Eltern zur Qual werden. Da es heute Tablets und Smartphones gibt: Was spricht dagegen, sie ausnahmsweise für eine längere Zeit zu erlauben?
Zwei wichtige Argumente sprechen gegen die verlängerten Mediennutzungszeiten. Erstens weichen hart erkämpfte und etablierte Regeln wieder auf. Solche Ausnahmen werden von den Kindern meist zum Anlass genommen, um dann auch im Alltag das Smartphone oder Tablet öfter zu nutzen. Und zweitens sollte auch schon die Fahrt als Teil des Urlaubs verstanden werden, der gemeinsam verbracht wird, den Stress außen vor lässt und Entspannung bringen soll. Gemeinsame Rate- und Singspiele oder Reisegeschichten aus der Kindheit der Eltern bieten Anlass für die Beschäftigung miteinander und lassen die Zeit schneller vergehen und sorgen für glänzende Kinderaugen. Auf einer achtstündigen Autofahrt oder einem verspäteten Flug bieten natürlich auch Medien Abwechslung und sind erlaubt.

Welche Inhalte sind dann sinnvoll? Filme, Spiele, Apps?
Sinnvoll sind grundsätzlich kurzweilige Medienangebote, die man gemeinsam spielen und nutzen kann, einen Urlaubs- oder Reisebezug herstellen, sich mit Natur und Umwelt beschäftigen oder aktivierend sind. Während Spielfilme also eher ungeeignet sind, können Apps Abwechslung in die lange Reise bringen. Solche Angebote findet man zum Beispiel unter https://www.klick-tipps.net/kinderapps. Vor dem Download und der Nutzung sollte man sicherstellen, dass keine Internetverbindung benötigt wird. Möglich ist es auch, die Kamera des Smartphones oder Tablets zu nutzen und ein Fotorätsel zu erstellen oder erfundene Geschichten als Audiodatei aufzunehmen.

Was ist von Angeboten wie z. B. "Kinderwelt" im ICE zu halten?
Grundsätzlich sind die Angebote rund um die kleinen ICE's und ihre Abenteuer eine schöne Idee, die Zugfahrt kindgerecht zu gestalten. Vorsicht sollte man da walten lassen, wo man beispielsweise bei Gewinnspielen oder Wettbewerben aufgefordert ist, Name und Wohnort, Telefonnummer oder E-Mailadresse anzugeben. Bei Registrierung von Kindern unter 16 Jahren werden die Eltern oder Erziehungsberichtigen gefragt, ob ihre Einwilligung vorliegt. Versucht sich ein Kind unter 14 Jahren zu registrieren, werden die Eltern und Erziehungsberechtigten gebeten, die Registrierung vorzunehmen.
Foto: Iren Schulz, Schau hin!-Mediencoach Dr. Iren Schulz
Urlaubsfotos posten bringt großen Spaß. Was muss man dabei beachten?
Fotos vom Strand, auf der Achterbahn oder am Lagerfeuer sind tolle Erinnerungen und ein Muss in jedem Urlaub. Beim Fotografieren sollte jeder einverstanden sein und am besten keine anderen (fremden) Personen mit im Bild stehen - die muss man dann nämlich eigentlich erst fragen, ob sie damit einverstanden sind. Noch wichtiger ist es, besonders sorgsam vorzugehen, wenn die Fotos in sozialen Medien veröffentlicht werden. Fotos von Kindern sollten nur sehr sparsam gepostet werden. Schließlich hat man keine Kontrolle darüber, was andere mit diesen Bildern anstellen. Kinder am Strand (in Badekleidung oder nackt) oder Partybilder mit zweifelhaften Posen gehören nicht ins Internet!

Kinder sind als sog. "Digital Natives" ihren Eltern in der Handhabung der digitalen Geräte oft überlegen. Wohin führt dieses Kompetenzgefälle?
Auf den ersten Blick hat die Überlegenheit der Kinder in Sachen digitale Medien meistens etwas mit technischen Finessen und Anwendungen zu tun. Auf den zweiten Blick hat das aber wenig mit einem kritischen und reflektierten Medienumgang zu tun. Da haben die Eltern den besseren Blick. Insofern können Eltern und Kinder voneinander lernen und Experten sein. Dieses neue Rollenverhältnis sorgt zwar auch für Unsicherheiten bei Eltern, bietet aber auch viele Anknüpfungspunkte für Gespräche und Aushandlungen rund um die digitalen Alleskönner.

Immer wieder wird vor der intensiven Nutzung digitaler Medien gewarnt: Danach schaden Smartphones der Konzentration, machen Kinder hyperaktiv und verzögern den Spracherwerb. Ist es wirklich so schlimm?
Schlimm wird es erst dann, wenn Kinder mit ihrer Mediennutzung allein gelassen werden und zu häufig komplexe Anwendungen oder problematische Inhalte nutzen. So wie auch das Fahrradfahren gefährlich werden kann ohne Helm und ohne das Beachten der Verkehrsregeln. Deshalb ist es bei der Mediennutzung der eigenen Kinder wichtig, zeitliche Grenzen zu setzen und geeignete Inhalte auszuwählen. Und es sollte medienfreie Zeiten in der Familie geben, die für alle gelten und in denen gemeinsame Aktivitäten im Mittelpunkt stehen.

Bei welchen Anzeichen sollten Eltern sich Sorgen machen?
Körperliche Anzeichen sind Schlafstörungen oder auch Angstzustände, die eintreten können, wenn Kinder beispielweise gewalthaltige Computerspiele genutzt oder Filme geschaut haben. Unkonzentriert werden Kinder, wenn sie etwa zu lange mit dem Smartphone hantieren oder damit einschlafen. Es gibt natürlich auch soziale Anzeichen, die Anzeichen für einen problematischen Medienkonsum sein können. Das Vernachlässigen von schulischen Aufgaben, Hobbies und Freunden gehören beispielweise dazu. Und natürlich ist es ein Alarmzeichen, wenn hohe Handyrechnungen ins Haus flattern oder Schulden entstehen. Grundsätzlich ist es wichtig, die Mediennutzung der Kinder im Blick zu haben, das Gespräch zu suchen und gemeinsame Regeln aufzustellen, damit es gar nicht so weit kommen kann!

Im Fernsehen gibt es heute für jedes Alter passende Kinderformate, auch zur Wissensvermittlung. Wie nutzt man dieses Angebot optimal?
Wenn sich die Themen und Fragen, die Kinder gerade beschäftigen, auch in der Mediennutzung widerspiegelt, ist das für Kinder optimal. Welche Angebote es für welches Alter geeignet sind, wird zum Beispiel im Flimmo (www.flimmo.de) aufgelistet und erklärt. Neben dieser Programmberatung sollten Kinder immer die Möglichkeit haben, das Gesehene mit ihren Eltern zu besprechen und Fragen loszuwerden.

Kinder müssen Computer auch für die Schule nutzen, zur Recherche und zum Schreiben. Wie kriegen Eltern überhaupt noch mit, wann die Geräte wofür benutzt werden?
Kinder in ihrer Mediennutzung ernst nehmen, Interessen zeigen und Fragen stellen - das ist der beste Weg, um als Eltern den Anschluss nicht zu verpassen. Sicher wird man mit zunehmenden Alter der Kinder nicht mehr minutengenau nachverfolgen können, wann und wie lange welches Medium wozu genutzt wurde. Es geht aber auch eher darum, klare Zeiträume für Hausaufgaben, Medienfreizeit und Familienzeit zu definieren und sich als gesamte Familie daran zu halten.

Sind Zeitlimits dann überhaupt noch sinnvoll?
Zeitgrenzen sind vor allem bei Kindern im Grundschulalter noch sehr sinnvoll, um klare Grenzen zu definieren und Überforderungen auszuschließen. Sie reichen aber allein nicht aus, um eine gute Mediennutzung zu garantieren. Ergänzend ist es immer wichtig zu schauen, was das Kind in dieser Zeit nutzt und ob es Gesprächsbedarf gibt.

Sind Kinder, die man von digitalen Medien abschirmt, nicht bald abgehängt?
Kinder wachsen in einer Gesellschaft auf, in der Medien selbstverständlich dazu gehören - im Beruf und im Privatleben. Eine totale Abschirmung ist deshalb genauso wenig zielführend wie ein grundsätzliches Verbot von Süßigkeiten. Weil Kinder auf ihrem Lebensweg immer wieder medialen Angeboten und Herausforderungen begegnen werden, ist es viel sinnvoller, die Chancen von Medien zu nutzen und einen maßvollen und kritischen Umgang zu vermitteln.

Wenn ältere Geschwister fernsehen dürfen, kann man jüngeren ja nicht verbieten, auch hinzusehen. Wie löst man das Problem?
Dass jüngere Kinder bei den Geschwistern mal mitschauen, ist sicher kein Problem, sollte aber nicht zur Gewohnheit werden. Die Großen beanspruchen ihre eigene Zeit und sollte die auch zugestanden bekommen. Auch hier helfen klare Regeln, die - vermutlich nach einigen Diskussionen - dann auch akzeptiert werden. Für solche Aushandlungen hilft übrigens auch der Mediennutzungsvertrag (https://www.mediennutzungsvertrag.de/).

Wie können Eltern und ältere Geschwister zu Vorbildern werden?
In dem sie sich an Mediennutzungsregeln halten, die in der Familie gelten und selbst maßvoll mit Medien umgehen, werden Eltern und ältere Geschwister automatisch zu guten Vorbildern. Denn Kindern schauen sich nicht nur ab, wie man einen Tisch deckt oder ein Gericht zubereitet, sondern auch, wann das Smartphone weggelegt oder der Fernseher ausgeschaltet wird.


Was ist SCHAU HIN!?
Die Initiative unterstützt Eltern bei der Medienerziehung. Ziel ist es, dass Kinder lernen, kompetent mit Medien umzugehen, die schließlich zu unserer Welt gehören. Unter www.schau-hin.info gibt es Tipps zum Internet, zu mobilen Geräten, Sozialen Netzwerken, Games, Film und Fernsehen. Mediencoaches beantworten Anfragen und geben auch digitale Elternabende. Prominente Paten sind u. a. Jörg Pilawa, Tim Mälzer und Gundula Gause.