Romy Schneider Fans aufgepasst. Normalerweise ist die Schauspielerin über die Weihnachtstage nur als Sissi präsent. So natürlich auch dieses Jahr. Aber 2018 ist eine ganz besondere Perle für Romy-Fans versteckt. An Heiligabend zeigt Arte einen extrem seltenen Film. "Kitty und die große Welt" von 1956 galt lange als verschollen und lief erst einmal im deutschen Fernsehen.

Das farbige Kinonegativ von "Kitty und die große Welt" gilt als endgültig verloren. 1966 wurde der Spielfilm aus Romy Schneiders Frühzeit
ein einziges Mal im deutschen
Fernsehen gezeigt. Vermutlich sind rechtliche Gründe schuld daran, dass er dann von der Bildfläche verschwand.

Da das ZDF zu dieser Zeit noch nicht in Farbe sendete (erst ein Jahr später wurde es bunt), existiert nur eine Schwarz-Weiß-Fassung. Und auch die einmalige 60er-Jahre-TV-Ausstrahlung konnte erst 2010 anhand einer alten Programmzeitschrift - nein, es war nicht TV SPIELFILM, die gibt es erst seit 1990! - nach- gewiesen werden.

Alfred Weidenmanns "Kitty"-Version zählt somit zu den seltensten Filmen der 1950er-Jahre und ist der rarste Romy-Schneider-Film.

Kitty und die große Welt: Story und Kritik

Amerikaner, Russen, Engländer und Franzosen treffen sich in Genf zu einer Konferenz. Als sich der britische Außenminister William Ashlin (O. E. Hasse) nach einem enttäuschenden Tag die Beine vertritt, trifft er auf die bezaubernde Kitty Dupont (Schneider), Maniküre im Salon von M. Jeannot (Charles Régnier), die ihm den Weg zum Restaurant Paradiso weist.

Der Politiker lädt die junge Frau zum Essen ein. Doch die beiden werden von einem Fotografen erwischt und landen auf den Titelseiten der Zeitungen. Robert Ashlin (Romy Schneiders "Sissi"-Kollege Karlheinz Böhm), Mitglied der englischen Delegation und Williams Neffe, soll Kitty vor der Pressemeute schützen. Eine Aufgabe, die er gern übernimmt...

Das Bühnenstück "Kitty und die Weltkonferenz" schrieb Stefan Donat 1938 als Glosse auf den internationalen Konferenzbetrieb. Helmut Käutner machte daraus ein Jahr später sein Regiedebüt. Es wurde wegen pazifistischer, pro-britischer Tendenzen kurz nach der Premiere verboten.

Alfred Weidenmanns Nachkriegsversion (Buch: Herbert Reinecker) teilt dieselbe Einstellung und ist - trotz kleiner Spitzen auf ergebnislose weltpolitische Gipfeltreffen - geradezu rührend pazifistisch. Die "Engländer" O. E. Hasse und Karlheinz Böhm streiten für Völkerverständigung, Romy Schneiders entwaffnender Charme bringt sie ihrem Ziel ein Stück näher.

Die Romanze zwischen Böhm und Schneider, die gerade mit zwei "Sissi"-Filmen berühmt geworden waren, setzt erst spät ein; die erste Hälfte des Films bestreiten Schneider und Hasse allein. Der Schlussappell des alten Herrn für eine friedliche Welt mag etwas naiv klingen, ist aber die perfekte Botschaft zur rechten Zeit. So sorgt der liebenswerte Unterhaltungsfilm auch ohne Schnee (er spielt im sommerlichen Genf) fürs passende Weihnachtsfeeling.