Was 1970 mit "Taxi nach Leipzig" und Kommissar Trimmel begann, hat bis heute, fast vierzig Jahre später, nicht an Relevanz verloren - im Gegenteil. Der "Tatort" erfindet sich immer wieder neu, sorgt für Aufreger, Gesprächsstoff - und regelmäßig Topquoten. "Tatort schlägt Bruce Willis und ,Seewolf'" titelte das Branchenmagazin Blickpunkt:film Anfang November, nachdem der Berliner Tatort "Schweinegeld" mehr als 8 Millionen Zuschauer vor den Bildschirm gelockt hatte.
Ab 3. Dezember wird es die ersten "Tatort"-Folgen endlich auch auf DVD geben, zehn Einzeltitel (darunter auch "Taxi nach Leipzig") und sogenannte Städte- und Kommissarboxen werden zunächst veröffentlicht - und das geht dann munter so weiter. Material gibt es genug: Selbst wenn die ARD zwei Jahre lang jeden Tag eine "Tatort"-Folge ausstrahlen würde, wäre immer noch genug Material da für drei Wochen täglich Tatort.
Ab 3. Dezember wird es die ersten "Tatort"-Folgen endlich auch auf DVD geben, zehn Einzeltitel (darunter auch "Taxi nach Leipzig") und sogenannte Städte- und Kommissarboxen werden zunächst veröffentlicht - und das geht dann munter so weiter. Material gibt es genug: Selbst wenn die ARD zwei Jahre lang jeden Tag eine "Tatort"-Folge ausstrahlen würde, wäre immer noch genug Material da für drei Wochen täglich Tatort.
Wir sind und bleiben "Tatort"-Fans, und wir haben gute Gründe:
... weil der "Tatort" so schön deutsch sein kann
Kein anderes Krimiformat bietet so ungeschminkte Einblicke in den deutschen Alltag - und dessen Abgründe, von der gescheiterten Wiedereingliederung verurteilter Sexualstraftäter bis zum schnöden Mord aus Eifersucht. Im besten Fall ist der "Tatort" ein Heimatfilm ohne den dort üblichen Kitsch. Und da kommt der ARD ihr föderalistischer Aufbau durchaus zugute. Wo sonst könnte man so schön die Bundesländer in seinem eigenen subjektiven Kosmos zu-, ein- und wegordnen? Wenn Deutsche auswandern, verlangen sie am ehesten nach deutschem Brot - und dem Tatort. Und dass der erste türkischstämmige Ermittler erfolgreich im Einsatz ist, darf auch durchaus als Spiegel der Gesellschaft gesehen werden.
... weil der "Tatort" so international sein kann
Vor vielen Jahren sendete der kurzlebige Kabelsender "Super Channel" auch "Tatort"-Folgen, die vom (englischen) Announcer angepriesen wurden, indem er den Namen "Tatort" so aussprach, wie es ein Engländer eben tun würde: "Tettort", mit ganz kurzem e. Im Vorfeld der DVD-Veröffentlichung wurden die Presseexemplare mit internationalem Aufdruck versehen: "Scene of the Crime" - das klingt schon fast wie CSI.
Kein anderes Krimiformat bietet so ungeschminkte Einblicke in den deutschen Alltag - und dessen Abgründe, von der gescheiterten Wiedereingliederung verurteilter Sexualstraftäter bis zum schnöden Mord aus Eifersucht. Im besten Fall ist der "Tatort" ein Heimatfilm ohne den dort üblichen Kitsch. Und da kommt der ARD ihr föderalistischer Aufbau durchaus zugute. Wo sonst könnte man so schön die Bundesländer in seinem eigenen subjektiven Kosmos zu-, ein- und wegordnen? Wenn Deutsche auswandern, verlangen sie am ehesten nach deutschem Brot - und dem Tatort. Und dass der erste türkischstämmige Ermittler erfolgreich im Einsatz ist, darf auch durchaus als Spiegel der Gesellschaft gesehen werden.
... weil der "Tatort" so international sein kann
Vor vielen Jahren sendete der kurzlebige Kabelsender "Super Channel" auch "Tatort"-Folgen, die vom (englischen) Announcer angepriesen wurden, indem er den Namen "Tatort" so aussprach, wie es ein Engländer eben tun würde: "Tettort", mit ganz kurzem e. Im Vorfeld der DVD-Veröffentlichung wurden die Presseexemplare mit internationalem Aufdruck versehen: "Scene of the Crime" - das klingt schon fast wie CSI.
... weil man Schauspieler (wieder)entdecken kann
Auch wenn er es nicht gerne hört, Götz George wurde erst durch den Tatort und Schimanski zu dem Namen, der er heute ist. Urlike Folkerts hat Schwierigkeiten, andere Rollen zu bekommen, weil sie so sehr mit der Kommissarin Lena Odenthal identifiziert wird. Klaus J. Behrendt hatte mit seinen Krimiversuchen bei den Privaten ("A.S.") wenig Glück, als Hälfte des Kölner "Tatort"-Duos ist er eine feste Größe. Und einen grandiosen Theatermann wie Martin Wuttke in die Fernsehöffentlichkeit des 20.15 Uhr-Sendeplatzes gezerrt zu haben, darf dem "Tatort" hoch angerechnet werden. Auch wenn Wuttke in einer Talkshow zugab, das Rollenangebot hauptsächlich angenommen zu haben, weil er Rechnungen bezahlen musste. Und regelmäßig entdeckt man unter den Darstellern der Täter, Verdächtigen oder Nebenfiguren grandiose Einzelleistungen wie, in erstaunlicher Ballung, im Bodensee-Tatort "Herz aus Eis", in dem die Jungschauspieler Rosalie Thomass, Florian Bartholomäi und Nora von Waldstätten mal eben die Kommissare an die Wand, respektive in den Bodensee spielten...
... weil es oft egal ist, wer der Täter ist
Natürlich macht einen großen Teil des Spaßes beim Krimigucken auch das heimische Ratespiel auf der Jagd nach dem Täter aus. Aber selbst bei eher banalen Fällen, die man bereits in den ersten zehn Minuten "geknackt" hat, macht oft das Zusammenspiel der Kommissare den ganzen Spaß aus. Da ist der Weg das Ziel. Und dann gibt es wieder enorm spannende Folgen, bei denen die Interaktion der Ermittler (und deren oft versponnene Besonderheit) eher Nebensache sein darf, die uns fesseln.
... weil der Titelvorspann in über 30 Jahren nur marginal verändert wurde
Klaus Doldinger komponierte die unverwechselbare Titelmusik, und erst wer sich ganz alte "Tatort"-Folgen ansieht, wird merken, dass man die rasante Bläser-Streicher-Fanfare in Tempo und Dynamik vorsichtig angepasst hat. Die wie durch Sichtschlitze blickenden Augen, die psychedelischen Spiralstreifen, die den fliehenden Täter "einfangen", sind geblieben, wie sie waren. Und das ist gut so.
Auch wenn er es nicht gerne hört, Götz George wurde erst durch den Tatort und Schimanski zu dem Namen, der er heute ist. Urlike Folkerts hat Schwierigkeiten, andere Rollen zu bekommen, weil sie so sehr mit der Kommissarin Lena Odenthal identifiziert wird. Klaus J. Behrendt hatte mit seinen Krimiversuchen bei den Privaten ("A.S.") wenig Glück, als Hälfte des Kölner "Tatort"-Duos ist er eine feste Größe. Und einen grandiosen Theatermann wie Martin Wuttke in die Fernsehöffentlichkeit des 20.15 Uhr-Sendeplatzes gezerrt zu haben, darf dem "Tatort" hoch angerechnet werden. Auch wenn Wuttke in einer Talkshow zugab, das Rollenangebot hauptsächlich angenommen zu haben, weil er Rechnungen bezahlen musste. Und regelmäßig entdeckt man unter den Darstellern der Täter, Verdächtigen oder Nebenfiguren grandiose Einzelleistungen wie, in erstaunlicher Ballung, im Bodensee-Tatort "Herz aus Eis", in dem die Jungschauspieler Rosalie Thomass, Florian Bartholomäi und Nora von Waldstätten mal eben die Kommissare an die Wand, respektive in den Bodensee spielten...
... weil es oft egal ist, wer der Täter ist
Natürlich macht einen großen Teil des Spaßes beim Krimigucken auch das heimische Ratespiel auf der Jagd nach dem Täter aus. Aber selbst bei eher banalen Fällen, die man bereits in den ersten zehn Minuten "geknackt" hat, macht oft das Zusammenspiel der Kommissare den ganzen Spaß aus. Da ist der Weg das Ziel. Und dann gibt es wieder enorm spannende Folgen, bei denen die Interaktion der Ermittler (und deren oft versponnene Besonderheit) eher Nebensache sein darf, die uns fesseln.
... weil der Titelvorspann in über 30 Jahren nur marginal verändert wurde
Klaus Doldinger komponierte die unverwechselbare Titelmusik, und erst wer sich ganz alte "Tatort"-Folgen ansieht, wird merken, dass man die rasante Bläser-Streicher-Fanfare in Tempo und Dynamik vorsichtig angepasst hat. Die wie durch Sichtschlitze blickenden Augen, die psychedelischen Spiralstreifen, die den fliehenden Täter "einfangen", sind geblieben, wie sie waren. Und das ist gut so.
... weil der "Tatort" so weiblich ist
Und das trifft nicht nur auf die Kommissarinnen zu! Natürlich prägen Charlotte Lindholm, Lena Odenthal und Klara Blum ihre "Tatort"-Fälle, aber was wären Ballauf und Schenk ohne ihre Franziska (Tessa Mittelstaedt), Blum und Perlmann ohne ihr Beckchen (Justine Hauer), Kappl und Deininger ohne ihre mütterliche Frau Braun (Alice Hoffmann)?
... weil der "Tatort" immer wieder zum Aufreger und Tagesgespräch reicht
Ehrenmord, verstörende Sexszenen, verwahrloste Kinder, Drogensucht - sobald es eine "Tatort"-Folge am darauffolgenden Montag in die Boulevardpresse geschafft hat, ist klar, dass das Thema den Nerv der Zeit getroffen hat - zumindest den der Boulevardzeilenschreiber. Am deutlichsten aber wird das immer dann, wenn man den "Tatort" am Sonntag nicht gesehen hat - und folglich nicht mitreden kann.
... weil er immer wieder überrascht
Da hatte man sich schon daran gewöhnt, dass das Münsteraner Gespann Börne und Thiel eher für die leichte Gangart zuständig sind, und dann kommt eine Folge wie Kilian Riedhofs "Wolfsstunde", die einen in ihrer Düsternis umso mehr packt. Und dass das kein Einzelfall ist, bewies der Münster-Tatort gerade erst mit der Folge "Tempelräuber" um uneheliche Kinder katholischer Priester, die einen enormen Unterhaltungswert mit einer anspruchsvollen Thematik verband. Der Mut zum Experiment und bisweilen bizarrem Blödsinn gehört auch hier zum Überraschungsmoment.
Volker Bleeck
Und das trifft nicht nur auf die Kommissarinnen zu! Natürlich prägen Charlotte Lindholm, Lena Odenthal und Klara Blum ihre "Tatort"-Fälle, aber was wären Ballauf und Schenk ohne ihre Franziska (Tessa Mittelstaedt), Blum und Perlmann ohne ihr Beckchen (Justine Hauer), Kappl und Deininger ohne ihre mütterliche Frau Braun (Alice Hoffmann)?
... weil der "Tatort" immer wieder zum Aufreger und Tagesgespräch reicht
Ehrenmord, verstörende Sexszenen, verwahrloste Kinder, Drogensucht - sobald es eine "Tatort"-Folge am darauffolgenden Montag in die Boulevardpresse geschafft hat, ist klar, dass das Thema den Nerv der Zeit getroffen hat - zumindest den der Boulevardzeilenschreiber. Am deutlichsten aber wird das immer dann, wenn man den "Tatort" am Sonntag nicht gesehen hat - und folglich nicht mitreden kann.
... weil er immer wieder überrascht
Da hatte man sich schon daran gewöhnt, dass das Münsteraner Gespann Börne und Thiel eher für die leichte Gangart zuständig sind, und dann kommt eine Folge wie Kilian Riedhofs "Wolfsstunde", die einen in ihrer Düsternis umso mehr packt. Und dass das kein Einzelfall ist, bewies der Münster-Tatort gerade erst mit der Folge "Tempelräuber" um uneheliche Kinder katholischer Priester, die einen enormen Unterhaltungswert mit einer anspruchsvollen Thematik verband. Der Mut zum Experiment und bisweilen bizarrem Blödsinn gehört auch hier zum Überraschungsmoment.
Volker Bleeck