Vor 25 Jahren war sie "Die Neue", heute ist sie die dienstälteste "Tatort"- Kommissarin: Lena Odenthal, Kripo Ludwigshafen, seit 1989 gespielt von Ulrike Folkerts.

TV SPIELFILM: Was bekommt man denn für 25 Dienstjahre? Ein silbernes "Tatort"-Fadenkreuz?

ULRIKE FOLKERTS Nein, Ende Mai gab es ein Sommerfest des SWR, und da haben es sich Redaktion und Fernsehspielleitung nicht nehmen lassen, mir einen Plexiglaswürfel mit "25 Jahre Lena Odenthal" zu überreichen, mit ein paar herzlichen Worten.
Erinnern Sie sich noch daran, als Sie "Die Neue" wurden?
ULRIKE FOLKERTS Ja klar. Ich stand da noch am Anfang meines Berufslebens, war gerade mal zwei Jahre am Theater in Oldenburg. Ich sollte zum Schlosstheater nach Moers, aber dann kam dieser Anruf mit der Einladung zum "Tatort"-Casting nach Baden-Baden.

Was dachten Sie damals?
ULRIKE FOLKERTS Mein erster Impuls war: Wenn ich das kriege, kann ich endlich nach Berlin ziehen! Denn seit ich vierzehn Jahre alt war, wollte ich nach Berlin. Mein Fokus war Berlin, nicht Karriere.

Und dann kriegten Sie die Rolle.
ULRIKE FOLKERTS Ja. Sechs Wochen nach dem Casting haben sie angerufen, und ich habe nicht gesagt: Juchhu, ich hab 'ne geile Rolle, sondern: Juchhu, ich zieh nach Berlin! (lacht) Das war ganz toll, intensiv, aufregend und ich völlig überfordert. Ich habe dann einen "Tatort" im Jahr gedreht und den Rest der Zeit in Berlin in der Kneipe gearbeitet, das war nicht der große Karrieresprung.

Sie hatten damals zeitweise nicht mal Telefon, richtig?
ULRIKE FOLKERTS Ja. Nach der Wende bin ich im Osten gelandet, und da gab's keine Telefonleitungen. Ich musste sechs Kilometer zur nächsten Telefonzelle fahren, es gab ja keine Handys. Nach einem Jahr hatte ich so ein Buschtelefon, eines von diesen Kofferdingern, mit dem ich aber nur auf der Treppe im obersten Stock überhaupt Empfang hatte. Sehr skurril, unvorstellbar heute.

Gucken Sie regelmäßig "Tatort"?
ULRIKE FOLKERTS Sooft es geht, ja. Allein weil mich interessiert, was die anderen machen, was sie dürfen, welche Fälle sie beackern. Der "Tatort" ist ja inzwischen auch Experimentierfeld geworden, wie weit das Genre ausdehnbar ist, von der Krimikomödie in Münster bis hin zu Ulrich Tukur, der eher etwas abgehoben ist.

Könnten Sie sich eine gemeinsame Cross-over-Folge mit anderen "Tatort"-Kommissaren vorstellen?
ULRIKE FOLKERTS Ja, sogar sehr gut, und gewünscht hab ich's mir auch schon. Das Naheliegende wäre, etwas mit Eva (Mattes, Bodensee-"Tatort") oder mit Richy (Müller, Stuttgart-" Tatort") zu machen. Das wäre dann ein Sender, der SWR. Es müsste nur jemand in die Hand nehmen und umsetzen.

Was bei "Blackout" auffällt, ist der sehr persönliche Ansatz und das fast pessimistische Ende.
ULRIKE FOLKERTS Das find ich super! Von mir aus kann die ganze Nation denken: Die sehen wir nicht wieder... (grinst) Es kommt ja anders.

Was wünschen Sie persönlich Lena für die nächsten Jahre?
ULRIKE FOLKERTS Ich wünsche ihr, dass sie sich mal ordentlich verknallt, dass sie verliebt ins Büro kommt und den Fall durch die rosarote Brille anguckt. Ich arbeite auch schon dran. (lacht auf) Dass sich der, in den sie sich verliebt, natürlich als Psychopath entpuppt, den sie drei Folgen später erschießen muss, ist eine ganz andere Geschichte!
Volker Bleeck


Tatort: Blackout
SO 26.10., Das Erste 20.15 Uhr