Das Erste hat den Doppelfolgen-"Tatort" mit Til Schweiger nach dem Terroranschlag in Paris kurzfristig aus dem Programm genommen. Ersatz für Schweigers erste Folge ist am 22. November der "Tatort: Spielverderber", in dem Sie als Charlotte Lindholm ermitteln.

MARIA FURTWÄNGLER Ist irgendwie blöd, Ersatz-"Tatort"-Ermittlerin zu sein.

Teilen Sie also Til Schweigers Zorn darüber, dass der verantwortliche NDR die Filme verschiebt?

MARIA FURTWÄNGLER Nein. Ich akzeptiere die Entscheidung. Die Verantwortlichen werden sich die Entscheidung sicher nicht leicht gemacht und ihre guten Gründe für die Verschiebung haben.

Na, das werden die Herren beim NDR sicher mit Wohlgefallen hören. Allerdings bietet ja Ihr "Tatort" auch nicht gerade leichte Kost. Es geht um traumatisierte Afghanistan-Soldaten, Gewalt gegen Frauen, Rachemord...


MARIA FURTWÄNGLEREin "Tatort" ist nun mal kein Pilcher-Film.

Bild: NDR/Frederic Batier

Kommissarin Linholm (Maria Furtwängler) mit Oberst Friedrichts (Richard van Weyden)

Gefühle zeigen darf Charlotte Lindholm aber trotzdem. Bei diesem Fall lernt sie einen Kommodore der Luftwaffe kennen, und es funkt zwischen heftig den beiden. Wird Charlotte den Mann wiedersehen?


MARIA FURTWÄNGLER (lacht) Das werde ich Ihnen jetzt nicht verraten. Aber Richard van Weyden, der den Kommodore spielt, hat was. Er hat eine tolle Stimme, eine gute Energie, er ist stattlich, und es hat viel Spaß gemacht, mit ihm zu drehen.

Ein zweiter Alphamann liegt dagegen nackt, tot und aufgeschnitten in der Pathologie. Wie haben Sie BILD-Chef Kai Diekmann bloß dazu überredet? Oder musste er einen Wetteinsatz einlösen?

MARIA FURTWÄNGLER Nee, ich glaube, er hat schon vor zwei Jahren zu Thomas Schreiber, der beim NDR als Programmleiter den "Tatort" verantwortet, gesagt, dass er gern mal eine Leiche bei uns spielen würde. Bei den letzten Fällen hatten wir aber nix Passendes.

Die Szene ist zweieinhalb Minuten lang, wer schon mal beim Drehen zugeschaut hat weiß, dass so etwas gut einen halben Drehtag beanspruchen kann. Stelle ich mir ziemlich anstrengend vor, weil er ja beim Dreh nur ganz flach atmen durfte.


MARIA FURTWÄNGLER (lacht) Und es war auch noch einer dieser zähen Drehtage. Ich schätze, er hat sich das auch glamouröser vorgestellt. Zumal es morgens allein drei Stunden gedauert hat, ihm diesen offenen Bauch anzukleben und zu schminken. Einen quicklebendigen Mann zur Leiche zu schminken, das dauert ja!

Sie drehen gerade mit Axel Milberg zusammen, der Charlotte Lindholm als Kieler Kommissar Borowski begegnet. Sie kennen einander privat schon sehr lange. Wie ist das gemeinsame Arbeiten?

MARIA FURTWÄNGLER Mit Axel ist es am Set sehr heiter und angenehm. Es herrscht eine ausgesprochen schöne Stimmung.

Von der die Zuschauer aber sicher eher nichts sehen werden, weil weder Charlotte Lindholm noch Kommissar Borowski zu Freudenausbrüchen neigen?

MARIA FURTWÄNGLER Stimmt. Wir kommen uns gegen Ende zwar ein bisschen näher, aber wir werden weiter als sehr unterschiedliche Temperamente geführt. Außerdem wird es ein sehr ernster, spannender Fall. Aber das heißt ja nicht, dass wir beim Drehen nicht jede Menge Spaß haben dürfen.

Wie lange läuft Ihr "Tatort"-Vertrag noch?

MARIA FURTWÄNGLER Ich drehe gerade den letzten vertraglichen, aber wir planen trotzdem schon das nächste Jahr.

Sie haben also noch immer Lust darauf, Charlotte Lindholm zu spielen?

MARIA FURTWÄNGLER Sehr.

Was mögen so an dieser durchaus spröden Frau, die ja für ihr Umfeld nicht immer leicht zu ertragen ist.

MARIA FURTWÄNGLER Vielleicht gerade das. (lacht). Ich entdecke immer wieder neue Facetten an ihr. Es ist zwar nur für einen kleinen Moment, aber diesmal darf sie die Fassade der erfolgreichen, unerschütterlichen Frau und Einzelkämpferin einreißen. Damit wird klar, dass sie auch schwach sein kann und eigentlich gern jemanden an ihrer Seite hätte.

Charlotte Lindholm zeigt einen Moment der Schwäche, darf sich aber nicht lange an eine starke Schulter lehnen. Warum eigentlich nicht?

MARIA FURTWÄNGLER Die Frage müsste besser heißen: Warum noch nicht. Denn sie wird im nächsten Fall vollkommen aus ihrer Komfortzone geschleudert, und sie kriegt es mit großer Angst zu tun, die sie nicht mehr professionell und vor allem nicht mehr allein bekämpfen kann.

Ich will das Ende des "Tatorts: Spielverderber" natürlich nicht verraten, aber ich hätte mir ein anderes, innigeres gewünscht. Sie auch?


MARIA FURTWÄNGLER Interessant, dass Sie das fragen. Wir haben das lange diskutiert und tatsächlich zwei Enden gedreht, aber der Regisseur hat sich für seine Lieblingsvariante entschieden.

Interview: Susanne Sturm