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Das große Tatort-Special von TV SPIELFILM - News & Stories

Der Herr der Tatorte

Warum läuft eigentlich wann welcher "Tatort"? Gebhard Henke, der Koordinator der Reihe, erklärt, wie die Planung funktioniert.

An jedem Tag der Woche läuft irgendwo ein Tatort, oft mehrere. In den 14 Tagen des Programmzeitraums dieses Hefts sind es 26 Ausstrahlungen, allesamt Wiederholungen. In der Tatort-Sommerpause ist auch der sonntägliche Sendeplatz mit Altware belegt. Aber wie suchen die Sender aus, was läuft? Professor Gebhard Henke, Leiter des Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie beim WDR und Tatort-Koordinator der ARD, spielt das für uns durch: "Einen erstmals im Jahr 2017 im Ersten ausgestrahlten Tatort Münster würden wir 2018 zuerst im WDR wiederholen. Die Rundfunkanstalten haben eine Art ,Jus primae Noctis‘: Ist der Film im Ersten gelaufen, hat man das Recht auf die erste Wiederholung im eigenen Regionalprogramm." Sollte dies im Frühjahr stattfinden, könnte er zum Ende des Jahres im Ersten wiederholt werden, "vielleicht auch erst 2019".

Erst danach sind die anderen Sendeanstalten an der Reihe und können Filme anfragen. Aber nicht wahllos, die Mischung ist wichtig: "Man muss das ein bisschen steuern. Nur weil Tatort Münster so erfolgreich ist, kann der nicht rund um die Uhr laufen. Sonst entwertet man die Marke." Mittlerweile finden sich auch fast jeden Freitagabend im Ersten Wiederholungen des beliebten Krimiformats, diese Auswahl gehe "nach Quotierung", so Henke, "die Sender, die viele Filme produzieren wie der WDR oder NDR, müssen auch in der Proportion entsprechend viel zu diesem Wiederholungstermin beitragen".
Bis zu 70 000 Euro pro Wiederholung
Eine Wiederholung ist nämlich durchaus auch eine Kostenfrage, schließlich werden Wiederholungshonorare für Autoren fällig, die der produzierende Sender tragen muss. Für ein kleines Haus wie den Saarländischen Rundfunk könne das tatsächlich manchmal ein Problem darstellen, "wenn für zusätzliche Wiederholungen zwischen 50 000 und 70 000 Euro aufgerufen werden."

38 neue Filme für die Tatort-, fünf bis sechs für die "Polizeiruf"-Reihe werden im Jahr produziert - ebenso Stoff für die unersättliche Repetitionsmaschinerie. Eine bewusste ARD-Entscheidung sei es, die erneute Ausstrahlung der Fälle aus den 70er-, 80er-, 90er-Jahren in den Dritten Programmen zu belassen und an den Sonntagswiederholungsplätzen im Ersten nur relativ "frische" Filme zu zeigen. Mit Erfolg: Die Ansetzung des zwei Jahre alten Münster-Tatorts "Schwanensee" sahen am Pfingstsonntag mehr als sechs Millionen Zuschauer. Gebhard Henke: "Es gibt nur Gewinner bei Tatort-Wiederholungen."

Autor: Volker Bleeck