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Das große Tatort-Special - Kolumne

TATORT: DAS LETZTE RENNEN

Flotter Dellwo, hilflose Sänger

Krachledernes nun auch aus Saarbrücken.

TATORT: DAS LETZTE RENNEN (ARD, Sonntag, 20.15) Endlich mal wieder ein Tatort, der richtig spannend war. Bei der Frage, ob Kommissar Fritz Dellwo beim Marathonlauf von einem Scharfschützen gemeuchelt wird, trat auch dem Fernsehzuschauer teilweise der Schweiß auf die Stirn. Nicht, dass ich hier missverstanden werde: Ich mag auch die vertrackten Fälle oder die sozialkritischen Tatorte. Schließlich gehört es zu dem besonderen Reiz von Kriminalgeschichten, dass Mordtaten dafür sorgen, die menschlichen Abgründe der jeweiligen Gesellschaftsschichten aufzuzeigen. Sie sind quasi ein Zerrspiegel, der die besonders hässlichen Seiten abbildet. Psychologie und Kriminaltechnik sind die wichtigsten Zutaten in der anspruchsvollen Fernsehkrimisuppe, die dann meist garniert wird mit einer Prise Scharfsinn, besonderer Empathie oder einem siebten Sinn.

Dafür war in diesem Tatort keine Zeit. Es galt, einen Läufer aus der Menge von über 15 000 Läufern ausfindig zu machen, der überdies noch seinen Zeitnahme-Chip verloren hat. Der Killer kann überall lauern. Ein Spiel gegen die Zeit. Hochspannend!

Dass es am Ende doch noch die nötigen gesellschaftlichen Gründe für die Mordtaten gab und mal wieder offen gelassen wurde, wer der eigentliche Täter und wer das eigentliche Opfer war, störte in diesem Fall wenig. Hübsch war indes auch wie die Drehbuchautoren mit dem Hilfloses-Weibchen-Klischee von Dellwos Partnerin, der Kommissarin Sänger (Andrea Sawatzki), spielten. Es war nämlich unerträglich, wie sie versuchte, einem Zeugen durch kleinmädchenhaftes Herumgenöhle ("Haben Sie etwas gesehen? Haben Sie etwas gesehen? Haben Sie etwas gesehen?") wichtige Informationen zu entlocken.

P.S.: Auch der Sendezeitpunkt war genial. Gestern fand tatsächlich in Frankfurt der Marathon statt.