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Das große Tatort-Special - 70er

Tatort: Mainz

Marianne Buchmüller

Diese Kriminalhauptkommissarin ermittelte zwischen 1978 und 1980

Die Ermittlerin: 1978 war nun endlich die Zeit gekommen für die erste Ermittlerin im Tatort-Universum: Marianne Buchmüller (Nicole Heesters) konnte getrost als Versuch der Emanzipation eines Berufsstandes verstanden werden. Ob ihre bevorzugte Garderobe, der Hosenanzug, dabei Instrument oder einfach modisches Accessoire war, sei dahin gestellt. Aber ihr Umgang mit den männlichen Kollegen war unmissverständlich als Positionsbestimmung zu verstehen: Souverän jonglierte sie mit den Kerlen im Kommissariat und war doch immer Frau genug, um als Identifikationsfigur gelten zu können. Sie war frei von Profilierungsmarotten oder Hierarchiedemonstrationen. Wenn die Zeugen am Tatort ihre Beobachtungen Mewes oder Lamm in den Block diktierten und die Frau Kommissarin dabei ignorierten, bis die peinlich berührten Assistenten irgendwann dieses Missverständnis aufklärten, so maß sie dem keine Bedeutung bei. Sie überzeugte durch einen klaren Verstand und auch ein bisschen weibliche Intuition. Und Emotionen erlaubte sie sich auch - was ihr gerade bei den weiblichen Geheimnisträgerinnen manche Pforte öffnete.
Weniger souverän zeigte sich Marianne Buchmüller jedoch im Privaten: Hier durften Männer ihr nicht zu nahe kommen, sie gab vor, lieber einsame Wölfin zu sein, doch glauben mochte man ihr das nicht so ganz.
Die Schauspielerin
Die Nebencharaktere: Mewes (beim ersten Fall Peter Nassauer, danach Henry van Lyk) und Lamm (beim ersten Fall Jörg Fallheier, danach Dieter Ohlendiek) agierten ein bisschen wie Pat und Pattachon und sorgten für einen Anflug von Mundart und regionaler Identifikation.

Die Marotten: Marianne Buchmüller beendete Telefonate gerne grußlos und eben dann, wenn sie alles gesagt hatte - ohne Rücksicht auf ein eventuell noch bestehendes Mitteilungsbedürfnis ihrer Gesprächspartner.

Der Ort: Mainz mal beschaulich, mal grotesk wild zur Karnevalszeit, sowohl in feiner Altstadtkulisse, als auch in industriell verschmutzter Periferie: Das Stadtbild wirkte authentisch, kaum inszeniert und deshalb ebenso geradlinig wie die Kommissarin. Die skurrile Jagd nach einem vermeintlichen Lustmörder durch die Karnevalswirren in "Der gelbe Unterrock", ist dem produzierenden Sender angeblich aber noch immer peinlich. Weshalb dieser Fall auch nach der Erstausstrahlung nie wiederholt wurde. Der Mainzer Mob, der einen unschuldigen Italiener in "Der Mann auf dem Hochsitz" durch die malerische Altstadt hetzt ist allerdings auch nicht ganz ohne...
Die Fälle