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Das große Tatort-Special - 70er

Tatort: Essen

Heinz Haferkamp

Von 1974 bis 1980 ermittelte dieser Kriminaloberkommisar später als Kriminalhauptkommissar

Der Ermittler: Haferkamp (Hanjörg Felmy) war selbst unter den Durchschnittsbeamten der Bundesrepublik noch der Unscheinbarste. Zumindest äußerlich. Ein Mann mit gepflegter Erscheinung, korrekten Umgangsformen und furchtbar selbstbeherrscht. Ein Langweiler durch und durch - oder? Haferkamp war ein besonnener Analytiker, nur selten ging sein Temperament mit ihm durch, aber deshalb war er noch lange kein Bürotrottel. Gerne ließ er sich auch zum intellektuellen Zweikampf von elitären Delinquenten herausfordern. Hierbei ging er dann auch mal ungewöhnliche Wege für die Lösung eines Falles und griff zu zweifelhaften Methoden. Er schien im Grunde mit sich, der Welt und vor allem mit seiner Exfrau im Reinen. Dass er dennoch zu viel grübelte und bisweilen verzagt allein in seiner Wohnung saß, lag natürlich an seinem Job. Kaum ein Fall, in dem nicht Leidenschaft zu Mord oder enorme Geldnot einstmals Vermögender zu Verzweiflungstaten führte, was wiederum den Weltschmerz in das Essener Kommissarengesicht meißelte.
Der Schauspieler
Die Nebencharaktere: Kommissar Willy Kreutzer (Willy Semmelrogge) war der Mann an Haferkamps Seite, eine Mischung aus Kollege, Kumpel und Aufpasser und loyal bis zur Selbstaufgabe. Einmal durfte er gar selbst ermitteln, als der Chef im Urlaub war. Haferkamps bester Kumpel war aber doch seine Exfrau Ingrid (Karin Eickelbaum). Wenn er moralischen Rat oder Trost suchte, dann war Ingrid zur Stelle. Auch bei der Tätersuche konnten die Gespräche mit ihr inspirierende Impulse geben.

Die Marotten: Haferkamps große Leidenschaft: Buletten mit Senf, egal wo, am liebsten aber an einem Kneipentresen mit Bier dazu. Sein Chef meinte, von den ewigen Buletten stamme auch seine Zähigkeit im Dienst.

Der Ort: Haferkamp pendelte vorwiegend zwischen der Tristesse seiner Amtsräume und den vornehmen Villen der feinen Essener Gesellschaft. Doch auch über diesen hing ein grau-brauner Schleier, als sei der Farbfilm nicht bis ins Ruhrgebiet vorgedrungen. So bleibt die Diskrepanz zwischen Zeche, in der das Geld verdient wurde, und Villa, in der wegen dieses Geldes gemordet wurde, oft sehr vage. Nicht minder farblos, dafür aber anheimelnde Behaglichkeit verströmend, möchte man in diesem Tatort-Essen der rauchenden Schlote allein die Kneipen aufsuchen, um nach Buletten zu fragen.
Die Fälle