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Zum Finale: Wir brauchen mehr "Prince Charming" in unserem Leben

Prince Charming
"Prince Charming" Nicolas Puschmann. TVNOW / Arya Shirazi, Montage: TVSPIELFILM

Nicolas Puschmann hat sich entschieden und ich habe mein Herz verloren. Warum "Prince Charming" für mich das beste Trash-TV-Format des Jahres ist.

Ist Trash-TV tot, weil mittlerweile schon Tiefgaragen für das niedrige Niveau in Sendungen wie "Sommerhaus" oder "Love Island" gebuddelt werden? Nein, es gibt sie noch, die guten, die wirklich unterhaltsamen Formate, das bewies uns jetzt "Prince Charming".

Es braucht keine Überlänge

Auf TVNOW gab's das erste Gay-Dating-Format zu sehen, für das lineare Fernsehen fehlte offenbar zunächst der Schneid. So oder so, war die non-lineare Ausstrahlung für mich genau richtig: Das Trash-TV von heute will eben dann konsumiert werden, wenn ich mir die Zeit dafür nehmen will – und nicht, wenn ein TV-Sender es mir vorschreibt.

Entspannung auf Knopfdruck, ja, die gab's bei "Prince Charming" in runden 60 Minuten, denn gute Unterhaltung kann auch kurz sein und muss keine Überlänge haben. Strukturell setzte man auf Bewährtes, Gruppendates, Einzeldates und ein Entscheidungsabend. Aber nicht nur das Format, auch die Mitwirkenden machten die Sendung zum Highlight des Jahres.

Überraschende Tiefe im Trash-TV

Nach Jahren von "Bachelor" und "Bachelorette" – und mittlerweile zwei Staffeln "Bachelor in Paradise" – dürfte so mancher den Singles, von denen einige ihre Beziehungsverhältnisse im Vorfeld offenbar nie wirklich geklärt haben, überdrüssig sein. Doch bei Prince Charming war dies anders: Vom zurückhaltenden Österreicher über den bunten Paradiesvogel bis hin zum Sexpodcastler reichte die Vielfalt der Teilnehmer, die alle unglaublich authentisch wirkten. Und darüber hinaus mit Niklas Puschmann ein Prince Charming, der eigentlich Medizinprodukte vertreibt, und jetzt selber die Qual der Wahl hatte und dabei regelmäßig von seinen Gefühlen übermannt wurde. Natürlich wurde da auch geknutscht, das ein oder andere dirty Geheimnis geteilt, über Mitkandidaten gelästert und gestritten. Doch es wirkte einfach echt.

Darüber hinaus merkte man den Teilnehmern an, dass ihnen das Einstehen für humanitäre Werte und die LGBTQ-Community total am Herzen liegt. Sie spiegelten uns vor, dass jeder Mensch einzigartig und liebenswert ist und das Liebe, so kitschig es auch klingt, eines der schönsten und zugleich schmerzhaftesten Gefühle ist. Damit gaben sie dem Projekt eine Tiefe, die überraschte, aber hundertprozentig passte. Am Schluss hat Nicolas Puschmann seinen Prince Charming gefunden – und ich mein neues Lieblings-Trash-TV-Format.

Wie geht's weiter mit "Prince Charming"?

Zum Finale hat VOX mitgeteilt, dass sie die erste Staffel von "Prince Charming" ins lineare Fernsehen holen: Ab Februar ist sie auf dem Sender zu sehen. Eine zweite Staffel hat TVNOW bereits bestätigt. Aktuell werden dafür Kandidaten gesucht.