Es ist nun rund sieben Jahre her, doch sein Tod bleibt nicht zu fassen. Götz George starb im Juni 2016 in Hamburg, begraben wurde er in seiner Geburtsstadt Berlin auf dem Friedhof Zehlendorf. Es sind vor allem die "Schimanski"-Filme, mit denen die ARD immer mal wieder an einen der größten Schauspieler der Nachkriegszeit erinnert. Ab und an jedoch holt man eine andere Arbeit von ihm aus dem Archiv, wie in diesem Fall "Nacht ohne Morgen" (2011). Das Erste zeigt das Drama zur besten Sendezeit und würdigt damit Götz George, der am 23. Juli seinen 85. Geburtstag gefeiert hätte.

Mit dem Regisseur Andreas Kleinert verband ihn eine "schöne, künstlerische Freundschaft", erklärte George damals, der sich gerne an zwei "Schimanskis" und das Alzheimer-Drama "Mein Vater" (2003) erinnerte. Kleinert ist einer, das zeigten alle Filme der beiden, der George Raum und Zeit gab, sich zu entfalten. Auch "Nacht ohne Morgen", der Titel ist glänzend gewählt, ist ein stilles, geduldiges Drama, das sich inhaltlich einzig und allein auf Götz George konzentriert, der hier eine der schwersten Aufgaben seiner Karriere zu bewältigen hatte.

George rollt als Staatsanwalt einen alten Fall auf

Der Betrachter wird mitten hineingeworfen. Eine erklärende Vorgeschichte gibt es nicht. Jasper Dänert (George) war einst Staatsanwalt in Potsdam und hatte es 1992 mit einem Mordfall zu tun, der ungeklärt blieb. Damals wurde ein 16-jähriger Junge tot aufgefunden. Er wurde überfahren, der Täter legte ihn in einem Waldstück ab. "Jimmy" wurde der Junge genannt, ganz offensichtlich ging er in Berlin auf den Strich. Viel mehr ließ sich damals nicht in Erfahrung bringen. Nun kehrt Dänert an den Ort des Verbrechens zurück, um Licht ins Dunkel zu bringen. Viel Zeit bleibt ihm nicht. Dänert ist todkrank und hat nicht mehr lange zu leben.

Er nimmt Kontakt zu der jungen Polizistin Larissa Brandow (Fritzi Haberlandt) auf. Sie soll ihm helfen, den Fall zu klären. Und sie war es auch, die als kleines Mädchen den Toten entdeckte. Acht Tage lag er in der prallen Sonne - ein Bild, das sich tief ins Gedächtnis einbrannte. Gemeinsam beginnen die beiden ihre Nachforschungen. Sie kommen erstaunlich schnell voran.

Parallel erzählt der Film (Buch: Karl-Heinz Käfer) aus dem Privatleben Dänerts, der seit langer Zeit mit der Scheidungsanwältin Katharina (Barbara Sukowa) verheiratet ist. Um die Ehe steht es nicht zum Besten, beide sind sich eher fremd. Katharina betrügt ihren Mann mit Dänerts Arzt, Christian Färber (Jeroen Williams). Dänert weiß es, und sie ahnt, dass er es weiß. Doch ausgesprochen wird nichts.

Es ist eine seltsam künstliche, karge Welt, die Kleinert hier beschreibt. Es wird wenig geredet, nur das Nötigste eben. Stattdessen fängt die Kamera zahlreiche stimmungsfördernde Bilder ein, folgt Götz George geduldig auf seinem Weg in die Vergangenheit. Interessant: Die Stricherszene, die zunehmend in den Mittelpunkt rückt, wird fern von Schmutz-Klischees dargestellt - das mutigste Wagnis des Films.

Kleinert mag geahnt haben, was diese Produktion in entscheidender Weise prägt: Der Zuschauer ahnt früh, sehr früh, wo das alles hinführen soll. Die Spannung eines klassischen "Whodunnit"-Krimis verfliegt, und auch Kleinert gab damals zu, dass er seinen Film eher als "psychologisches Drama" verstanden wissen wollte. Das ist es denn auch - exzellent gespielt, bisweilen etwas überakzentuiert, extrem und still zugleich. Sehenswert, sofern man sich als Betrachter nicht vom Warten auf die Auflösung des Falles treiben lässt, sondern in den vielen Momenten verweilt, die starkes Fernsehen sind. Kaum zu fassen, welch tiefe Emotionen sich mit dem Bild einer Schaukel ausdrücken lassen.