Spätestens seit den Pegida-Demonstrationen ab 2014 ist Sachsen immer wieder mit rassistischen Vorfällen in den Schlagzeilen. Befeuert wird das inzwischen von den rechtsextremen "Freien Sachsen", die in und um Chemnitz feste Strukturen aufgebaut haben. Im neuen Erzgebirgskrimi "Familienband" kommen den Kommissaren Robert Winkler (Kai Scheve) und Karina Szabo (Lara Mandoki) die Einheimischen in die Quere, die mit Fackeln vor die Unterkunft eines Flüchtlings ziehen und die Sache selbst in die Hand nehmen wollen. Der Fernsehfilm läuft am Samstag um 20.15 Uhr im Zweiten.

Erzgebirgskrimi: Darum geht''s in der Folge am 11.11.

"Unsere Heimat geht in den Arsch, wenn wir das einfach so laufen lassen", gibt der Onkel des Mordopfers (Götz Schubert) die Stimmung wieder, wo viele das Vertrauen in staatliche Institutionen verloren haben. Der Fall entspinnt sich an einem Baby, das mutterseelenallein und unterkühlt in einem Stollen gefunden wird. Försterin Saskia Bergelt (Teresa Weißbach) läuft nicht nur als Retterin zur Höchstform auf, sie entwickelt Muttergefühle zu dem Mädchen. Gleichzeitig sucht die Polizei nach der verschwundenen Tochter einer Stellmacherfamilie. Die Leiche der Jugendlichen wird später in einem See gefunden.

Rasch ist klar: Sie ist die Mutter des Babys. Doch in der Familie will niemand die Schwangerschaft bemerkt haben - oder nicht wahrhaben wollen. Immerhin hatte die 16-Jährige eine heimliche Beziehung zum afrikanischen Flüchtling Ado (Seedy Touray), die aber nicht allen verborgen geblieben ist. Hat er sie umgebracht, wie mancher im Ort glauben machen will? Immerhin lügt er bei seinem Alibi. Doch auch der Onkel, der keinen Hehl aus seinem Rassismus macht, gerät ins Visier der Ermittler. Er wurde von seiner Nichte erpresst und wusste um die Liaison mit dem "Asylanten".

Der Erzgebirgskrimi beschert dem ZDF immer wieder beachtliche Quoten, für die neue Folge mussten sich die Fans aber gedulden. Die vorangegangene war kurz vor Weihnachten 2022 ausgestrahlt worden, seither waren nur Wiederholungen zu sehen. Während die Region zuletzt mit verschneiter Landschaft, dem Flair von Weihnachtsmärkten und dem traditionellen Kunsthandwerk ins Bild gesetzt wurde, kommt "Familienband" düster daher: Der letzte Gasthof hat nach der Corona-Pandemie geschlossen, die Stellmacherei kämpft ums Überleben, die Familie ist zerrüttet und viele Menschen sind von Vorurteilen getrieben.

Doch versuchen die Autoren einseitige Klischees zu durchbrechen. Während Kommissarin Szabo mit ungarischen Wurzeln mutmaßt, dass die Mutter der Toten das Baby nicht sehen will, weil es schwarz ist, hat Kollege Winkler eine alternative Erklärung parat. Er widersetzt sich einseitigen Ermittlungen zu Lasten des rechtspopulistischen Onkels: "Auch Arschlöcher können manchmal recht haben." Und als die Försterin, der man kaum Vorurteile zutrauen mag, den jungen Ado aus Burundi bewirtet, hält sie ihn instinktiv für einen Muslim, der kein Schweinefleisch isst. "Ich bin Katholik", erwidert er erstaunt. Im ostafrikanischen Burundi ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung katholisch.