Günther Jauch gefällt sich in der Rolle des strengen Zeremonienmeisters, der die Kandidaten bei "Wer wird Millionär?" gern mit Pokerface oder Verwirrungstaktik bewusst nervös macht. An diesem Montag aber fiel der Oberlehrer der TV-Nation aus seiner Rolle. Selten hat man ihn so ausgelassen erlebt. Auslöser war nicht Jauchs Gegenüber in der RTL-Quizshow, sondern der Telefonjoker.
"Ich bin der klassische Typ", begründete Stefan Schmidbauer aus der Oberpfalz seine Entscheidung für die Spielvariante mit drei Jokern. Der Verzicht auf den vierten Joker bringt bekanntermaßen ein Sicherheitsnetz bei der 16.000-Euro-Marke mit sich. Angesichts der 1.000-Euro-Frage stand der Wirtschaftsfachwirt vom Ratestuhl auf, um freier denken zu können: "Mit 'beidfüßig', 'auf einem Bein' oder 'auf dem Kopf' beschreibt man sozusagen verschiedene ...?" Flaggen, Wimpel, Fahnen und Standarten standen zur Wahl.
Schmidbauers Haltungswechsel führte nicht zum Geistesblitz, weshalb der Publikumsjoker helfen sollte. Die Schwarmintelligenz im Studio war zu 95 Prozent für "Standarten". Der Kandidat folgte diesem Urteil. Jauch erkannte, dass Stefan Schmidbauer das Wortspiel noch immer nicht durchschaute, und sprach die Lösung so aus, dass klar wurde: "Stand-Arten" waren gemeint, also Steh-Varianten.
"Wer wird Millionär?"-Kandidat bekommt Hilfe von Jauch
Anschließend erfuhr das Publikum, dass Schmidbauer ein Doppelleben führt: Manchmal schlüpft der Wirtschaftsfachmann in ein Kostüm. Nicht etwa, um Superman und Batman Konkurrenz zu machen, sondern als kostümierter Animateur. "Außer für Junggesellinnenabschiede", erklärte die mitgereiste Ehefrau die Grenzen ihrer Toleranz.
Für 16.000 Euro wollte Jauch wissen: "Unter welcher Bezeichnung kennt man nicht nur den Vogel des Jahres 1988, sondern auch so manchen Bürger Ende der 80er?" Mitläufer, Abnicker, Wendehals oder Arschkriecher? Als der Kandidat den "Mitläufer" wählen wollte, versuchte Jauch ihn dezent abzuhalten. "Jetzt verunsichern Sie mich", warf Stefan Schmidbauer dem Moderator vor, weil er nicht erkannte, dass dieser ihn eigentlich retten wollte.
"Ehemalige Ministranten müssen doch zusammenhalten", versuchte der Kandidat, den Moderator auf seine Seite zu ziehen. "Waren Sie auch Pfadfinder?", erkundigte sich Jauch. Schmidbauer verneinte. "Das gilt nur, wenn man Ministrant und Pfadfinder war", spielte Jauch den strengen Millionenhüter.
Gottlieb Wendehals sorgt bei Günther Jauch für Lachanfall
Der Kandidat nutzte vorsichtshalber den 50:50-Joker. Zu Recht! Seine Idee vom "Mitläufer" war falsch. Stehen blieben "Abnicker" und "Wendehals". Der Telefonjoker sollte helfen. "Wer kennt sich mit Vögeln aus?", fragte Günther Jauch, was für Heiterkeit im Studio sorgte. "Contenance", mahnte der Moderator an. Ohne zu ahnen, dass er ebendiese sehr bald selbst verlieren würde.
Der Telefonjoker war zu "1.000 Prozent" sicher, dass "Wendehals" gesucht war. Das war richtig. Falsch aber war seine Begründung: "Gottlieb Wendehals war der Künstler", versuchte sich der Joker an einer Erklärung. Jauch lachte: "Deswegen finde ich die Sendung einen Traum. Da kommste nicht drauf!" Der Kandidat folgte dennoch dem Rat. "Ja, Gottlieb sei Dank! Das ist super", scherzte der Moderator.
Dann erklärte er, dass es nicht um den Sänger ging, sondern um die Wende, die in Zusammenhang mit der Deutschen Einheit stand. "Die, die sich schnell an die neue Situation angepasst haben, bezeichnete man als Wendehals", dozierte der Moderator. Wieder lachte er und stellte fest, dass seine Redaktion ihm eine Nachricht auf seinen Bildschirm geschickt hatte: "Brauchen Sie Sauerstoff?"
Jauch reagiert traurig: "Der Humorpegel in der Sendung ist akut gesunken"
Beim Vorlesen der 32.000-Euro-Frage musste Jauch immer noch lachen. Die beantwortete der Kandidat allerdings so einsilbig, dass Jauch feststellte: "Ich bin sehr traurig, der Humorpegel in der Sendung ist akut gesunken." 64.000 Euro wert war dann die Antwort auf diese Frage: "Das Ansatzrohr kommt stets zum Einsatz, wenn man ...?" spricht, den Motor im Auto startet, einen Kuchen backt, Klavier spielt? Stefan Schmidbauer folgte seinem Bauchgefühl und entschied sich für "Klavier spielt". Er plumpste auf 16.000 Euro! Korrekt war "spricht".
Übergangskandidat Dr. Sebastian Körner aus Husum erspielte 64.000 Euro. Benjamin Chiti aus Aachen ist Berufsberater für Jugendliche bei der Agentur für Arbeit. Er ging ebenfalls mit 64.000 Euro. Nicole Stolz aus Essen wählte siegessicher die falsche Antwort auf die 4.000-Euro-Frage und musste sich mit 500 Euro zufriedengeben. Isabell Neumerkel aus Halle darf nächsten Montag mit der 8.000-Euro-Frage weiter raten.
Wer die Sendung von Montag (27.03.2023) verpasst hat, kann sie bei RTL+ sehen.
Das Original zu diesem Beitrag "Wer wird Millionär: Jauch aus dem Konzept gebracht - Redaktion greift ein" stammt von "Teleschau".