Vom Trödler zum Tierschützer? "Gott behüte", kommentierte Julian Schmitz-Avila entsetzt die Pläne seines Kollegen Walter "Waldi" Lehnertz und wollte dessen Jack-Russell-Terrier um jeden Preis davor bewahren, zum extravaganten Mode-Fiffi zu werden. Schuld an der Diskussion war ein extravagantes Schmuckstück, das auch Horst Lichter begeisterte. Ob er glaube, dass ihm das Glamour-Collier stehen würde, wollte der "Bares für Rares"-Moderator Horst Lichter vom Schmuckexperten Patrick Lessmann wissen, und kassierte prompt ein deutliches "Nein! Sicher nicht!" Doch Lichter ließ nicht locker, legte sich die Kette um: "Kann ich das tragen?" Ok, überzeugt: "Wer, wenn nicht du?"
Für 80 Dollar hatte Lukas' Oma den Schmuck vor einem Jahr auf einem Flohmarkt in den USA erstanden, erzählte der junge IT-Berater, der es nun verkaufen und mit 500 Euro zurückkommen sollte. Ein realistischer Preis für Modeschmuck? Experte Lessmann brachte Licht ins Dunkel: Die Kette stamme von einer Mailänder Firma namens Coppola e Toppo. Gegründet hatten diese 1948 die Geschwister Bruno Coppola and Lyda Toppo, denen mit ihrem Schmuck wenige Jahre später der große Durchbruch in der Modewelt gelang, unter anderem durch ein Cover der französischen "Vogue". Stars wie Maria Callas, Marilyn Monroe und Jackie Kennedy wurden von ihnen ausgestattet. "Also ganz oben, top Level", so Lessmann.
Lukas' Ahnung war also ganz richtig gewesen: "Das erste Mal, als ich das Collier gesehen habe, dachte ich mir: Das könnte ein Filmstar tragen", hatte er nämlich eingangs gesagt. Ob allerdings auch speziell dieses Teil je in Starbesitz gewesen war, kam nicht zur Sprache. War eine Kette aus Bleiglas dann wirklich die erhofften 500 Euro wert? Durchaus, glaubte Patrick Lessmann: "Es ist der Name, der dahinter steht, die Geschichte." 400 bis 600 Euro könne man für das extravagante Statement-Teil bekommen. Blieb die Frage, ob sich im Händlerraum ein Liebhaber oder eine Liebhaberin dafür finden würde.
"Bares für Rares"-Händlerin "rettet" Jack-Russell-Terrier von Walter Lehnertz
Tatsächlich sah es ganz so aus. Vor allem Daniel Meyer war begeistert: "Boah! Das ist ja genau mein Ding", schwärmte der Händler, "das ist Strassschmuck aus den 30-ern." Nun ja, nicht ganz, die Kette stammte aus den 1950er-Jahren, originell war sie jedoch so oder so. Auch Meyers Kollege Benjamin Leo Leo machte der Modeschmuck neugierig: "Also, da hält mich nix mehr auf dem Stuhl!" Und Walter "Waldi" Lehnertz? Der sinnierte plötzlich über die kurzen Gliedmaßen seines Jack-Russell-Terriers. "Also, wenn mein Hund längere Beine hätte, dann würd' ich ihm das als Halsband anziehen!" Blöderweise würde so allerdings das Glas über den Boden schleifen. Irgendwie schien ihn die Idee aber dennoch nicht loszulassen.
"Nein, Gott behüte!", zeigte sich Julian Schmitz-Avila (rechts) amüsiert-entsetzt, denn: "Das Schlimme ist: Der Waldi macht das. Das heißt, wir haben jetzt den Auftrag, das Tier davor zu bewahren." Davon abgesehen gefiel die Kette, schnell stiegen die Gebote. "Du gönnst meinem Vieh nix", maulte Waldi, als Schmitz-Avila ihn wiederholt überbot. Und nicht nur er war wenig überzeugt von der Glamour-Fiffi-Idee. "Du bringst das echt fertig, oder?", hakte Elke Velten-Tönnies bei Waldi nach, der ihr bestätigte: "Na klar!" Wie ernst er das nun wirklich meinte, sei dahingestellt. Der Vierbeiner wurde jedenfalls verschont, die Kette ging für 500 Euro an die Händlerin. Genau der Wunschpreis von seiner Oma und ihm, freute sich Verkäufer Lukas und fand es überdies "super, dass der arme Hund gerettet wurde vor dem Collier."
An anderer Stelle gönnten seine Kollegen und die Kollegin dem Antiquitätenhändler aus der Eifel allerdings sein Bieterglück gerne. Einst hatte das LKW-Fahrer-Maskottchen namens Brummi ihrem Vater gehört, erzählten zwei Schwestern. Später hätten ihre Kinder damit laufen gelernt. Horst Lichter war von dem 1970er-Jahre-Spielzeug auf jeden Fall schon mal schwer begeistert: "Ich find' ihn großartig!" Auch Experte Sven Deutschmanek fand daran Gefallen.
Das Maskottchen habe es in verschiedenen Größen gegeben, dieser hier gehöre zu den größten, erklärte der Experte. Er glaubte, dass die Schwestern dafür 100 bis 150 Euro bekommen könnten und damit das Zwei- bis Dreifache des Wunschpreises. Noch bevor die zwei Verkäuferinnen in den Händlerraum kamen, schien Brummis Schicksal bereits besiegelt: "Ich kann euch ja jetzt schon mal sagen, wo der hingeht - in die Eifel", tönte Waldi bei Brummis Anblick nämlich sofort und ließ beim Bieten, wie er selbst wusste, ein wenig Unvernunft walten. Für 200 Euro erstand er seinen "dicken Bruder", dem ihm alle anderen im Raum von Herzen gönnten.
Charme-Bonus: "Bares für Rares"-Händler belohnt Kompliment mit Extra-Cash
Eine "ganz intime, bezaubernde Szene" zeige das Ölgemälde des Künstlers Johann Daniel Holz (1867-1945), so Expertin Bianca Berding. Ein Mutter-Tochter-Gespann wollte es gerne für 350 Euro verkaufen und lag damit laut der Kunsthistorikerin im realistischen Rahmen. Womöglich seien sogar 500 drin. Tatsächlich fand das Bild großen Anklang bei allen, vor allem Julian Schmitz-Avila, den Waldi als großen Rinder-Fan outete. 650 Euro bot der Kuhliebhaber schließlich sogar. Ob sie mit diesem Betrag von ihm einverstanden seien? "Von Ihnen sowieso", schmeichelte die Verkäuferin und bekam "für diesen netten Spruch" vom Händler sogar noch 50 Euro extra.
Die 50er/60er-Jahre-Brosche mit Diamanten und Akoya-Perlen aus 585er-Gold sei "nicht sein Stil", erklärte der Verkäufer, fand das Familienerbstück aber trotzdem schön. Als er jedoch verriet, was er gerne dafür hätte, machte Horst Lichter erst mal große Augen. 50 Euro, war das dessen Ernst? War es. Als obere Grenze habe er an 100 gedacht. Später wurde klar, warum. Er habe die Steine eigentlich für Strass gehalten, verriet der Verkäufer. 450 bis 500 Euro sei die Brosche in Wahrheit wert, schätzte Experte Patrick Lessmann. Tatsächlich gab's im Händlerraum nur ein einziges Gebot, das aber traf genau die Expertise. 450 Euro zahlte Daniel Meyer.
Mit einer realistischeren Wunschpreis-Vorstellung kam ein Paar in die Sendung. "Jahrzehntelang" habe die schwere Figur in einer Ecke gestanden und habe "vor sich hin gedacht", verriet die Verkäuferin. "Die Trennung von der Bronze fällt mir ganz leicht." 1.000 Euro wollten sie und ihr Partner gerne dafür, und das hielt Expertin Bianca Berding für möglich. Mit 1.200 bis 1.500 Euro setzte sie den Wert der Nachbildung einer Michelangelo-Figur an, die der italienische Künstler einst für das Grabmal des Florentiners Lorenzo di Piero de' Medici (1492-1519) entworfen hatte. Gefertigt wurde die Bronze im 19. Jahrhundert mit der Technik Réduction Mecanique. Leo Leo blätterte 1.100 Euro für den Denker hin.
Enttäuschender endete der Handel für zwei Brüder, die sich für ihre unbenutzte Petroleum-Campinglampe der Firma Coleman von etwa 1980 400 Euro wünschten, weil sie solch einen Preis dafür online entdeckt hatten. Das sei ja "schon echt sportlich", fand Horst Lichter, und Experte Sven Deutschmanek sah es ähnlich. Er rechne mit 150 bis 200 Euro, sagte der Experte. Wollten die Brüder dennoch den Schritt in den Händlerraum wagen? Sie wollten, doch das höchste Gebot lag am Ende bei 100 Euro. Dann würden sie die Lampe wieder mitnehmen, entschieden die beiden, woraufhin Bieter Benjamin Leo Leo nach ihrer Schmerzgrenze fragte. 130 Euro lautete die. Ging klar, die zahlte der Händler dann doch.
Das Original zu diesem Beitrag "Verrückter "Waldi"-Plan macht "Bares für Rares"-Kollegen sprachlos" stammt von "Teleschau".