Heiner Lauterbach, vor fast 55 Jahren in Köln geboren, gibt den PLO-Sympathisanten, der den Papst vor dem Kölner Dom erschießen will. TV SPIELFILM hat mit dem Schauspieler über Rache, TV-Inhalte und Erfahrungen gesprochen.
TV SPIELFILM: Ihre Rolle des Rami Hamdan scheint vordergründig die des Ex-Fremdenlegionärs zu sein, der aus Rache für seine ermordete Frau tötet. So wild, wie Sie aber die Cops umlegen, darf man dem Rami auch Mordlust unterstellen.

Heiner Lauterbach: Das menschliche Motiv ist da. Andererseits muss man dem Typ aber einen entschlossenen Charakter mit Bedrohungspotenzial zugestehen. Er sollte martialisch rüberkommen, sonst ist er als Papst-Attentäter unglaubwürdig.

Ist Rache allein nicht ein eher zu geringes Motiv für einen Papstmord?

Heiner Lauterbach: Es kommt ja noch das andere Motiv hinzu, dass Rami die 25 Millionen Dollar Killer-Prämie für die Rettung vieler Menschenleben in seinem Urwaldhospital ausgeben will. Ich weiß, dass man kein Menschenleben gegen ein anderes abwägen darf. Doch wenn man bedenkt, dass er durch den Tod eines einzigen Menschen, dessen Dogmen fragwürdig sind, eventuell Tausende Menschen retten kann, dann ist das schon überlegenswert.

Ein Film ohne Kuss und Sex, das passt zum Vatikan, aber nicht zu Ihnen. Spielen Sie lieber Herzensbrecher oder den Killer?

Heiner Lauterbach: Ich will alle Genre bedienen wie Comedy, Drama oder Liebesfilme. Durch diese Vielseitigkeit entwickelt man sich auch besser.

Kann ein sehr gläubiger Katholik Papst-Attentäter spielen?

Heiner Lauterbach: Gut, dass ich evangelisch bin. Ein guter Schauspieler darf aber auch katholisch sein ... alles geht.

Was halten Sie vom "Scheißfernsehen", wie es jetzt ein Ministerpräsident bezüglich "DSDS", Reality- und anderer TV-Inhalte formulierte?

Heiner Lauterbach: Für dieses Urteil habe ich viel Verständnis. Ich halte auch viele Formate für totalen Mist. Außerdem vermisse ich die Erfüllung des Erziehungsauftrags, nicht nur bei den öffentlich-rechtlichen Sendern.

Was würde der Lauterbach von heute dem Lauterbach von 1985 zu sagen haben?

Heiner Lauterbach: Mal abgesehen von meinem früheren, sehr lockeren Lebenswandel habe ich ja immer hart und gut gearbeitet. Insofern bereue ich nichts und habe meinem jüngeren Ego nichts zu sagen.

Was haben Sie aus Ihrem 35-jährigen Schauspielerleben gelernt, was nehmen Sie mit?

Heiner Lauterbach: Ich habe gelernt, dass das Filmgeschäft ein wahnsinnig hartes Gewerbe ist und dass man sich auf keinen verlassen kann. Früher habe ich Freundschaften oft missverstanden, da wurde ich als Star ausgenutzt. Heute kann ich besser unterscheiden, wer ein falscher Freund ist oder nicht.

Zu jung für die Ära Fassbinder, zu alt für die Ära Petzold/Roehler ... ein kleines Dilemma für einen großen Schauspieler?

Heiner Lauterbach: Ich konnte und ich kann sowohl auf Fassbinder- wie auf Roehler-Filme verzichten. Vielleicht fehlt mir ja der Intellekt, um sowas zu spielen. Aber Fassbinder habe ich nie so richtig verstanden und gemocht.

Hatten Sie jemals Sehnsucht nach Hollywood?

Heiner Lauterbach: Sehnsucht wäre stark übertrieben. Ich habe auch keine Lust, in Hollywood eine nichtssagende Rolle als typische Nazi-Größe zu spielen. Aber eine gute Rolle in einem großen amerikanischen Film würde ich nicht ablehnen.

Würden Sie Hollywood aus deutschem Minderwertigkeits-Komplex heraus absagen?

Heiner Lauterbach: Nein, niemals!

Wolf Berg