Die SWR-Verbraucherredaktion "marktcheck" hat diese Vermutung überprüft. Es wurden fünf Wochen die 816 Topseller von Amazon beobachtet und mit anderen Portalen verglichen. Das Ergebnis: Alles nur ein Mythos. Nur in 30 Prozent der Fälle ist Amazon die günstigste Option. Ein Viertel weniger zahlt man in vielen Fällen in anderen Shops.
Der Preisunterschied kommt laut dem Experten für Marktbeobachtung und Preisoptimierung, Tobias Schlögel, oftmals durch die hohe Provision zustande, die Amazon von Händlern auf seiner Plattform verlangt. Diese schrauben dann ihre eigenen Preise in die Höhe, um ihren Gewinn beizubehalten.
SWR-Check: Amazon schneidet besser ab als Ebay und Co.
Im Vergleich zu Amazon schneiden jedoch Otto, Ebay und Zalando noch schlechter ab. Während man auf Amazon trotzdem ab und zu ein Schnäppchen ergattern kann, bieten die Konkurrenzplattformen fast nie den Bestpreis. Dafür sind Google Shopping oder Idealo die richtige Wahl für preisbewusste Käufer.
Deutschland ist neben den USA der wichtigste Markt für Amazon. Eine Studie des Instituts für Handelsforschung in Köln zeigt, dass während der Pandemie im Jahr 2020 der tägliche Umsatz 31 Millionen Euro über dem Vorjahr lag. Amazon macht damit 53 Prozent des Marktanteils des deutschen Online-Versandhandels aus und etwa fünf Mal soviel Umsatz wie Otto und Zalando zusammen.
Nachhaltigkeit hat nicht immer Priorität
Bei so einem enormen Umsatz muss es aber auch einen Haken geben. Dieser betrifft vor allem den Aspekt der Nachhaltigkeit. Nicht nur müssen gigantische Emissionen anfallen, die der Konzern in Zahlen jedoch für sich behält. Amazon gibt aber das Versprechen, bis 2040 CO2-neutral sein zu wollen.
Auch die Retouren seien ein riesiges Problem des Online-Händlers. Bei etwa 848 Millionen verschickten Paketen pro Jahr geschätzt 43 Millionen Retouren. Verdeckte Mitarbeiter von Greenpeace fanden erst kürzlich heraus, dass diese häufig zerstört, statt wiederverwertet, werden. "Es muss sich für diesen Konzern immer lohnen", kommentiert der Retouren- und Logistikexperte Björn Asdecker die Situation.